Filip Kapela, der die Rösler Oberflächentechnik in Polen vertritt, lernte Hannex-Geschäftsführer Krzysztof Iwanicki 2016 kennen. (Bild: Rösler)

Reinigungszentrifuge statt Nassauswaschung

90 Prozent Kosten sparen und dabei auf schädliche Chemikalien verzichten

Die Nassauswaschung ist die Standard-Technologie, um Overspray aus Lackierkabinen abzuscheiden und aus der Anlage auszutragen. Bei dem Lohnbeschichter Hannex erfolgte sie bislang mittels eines klassischen Venturiwäschers – eine Technologie die zum Beispiel in der Serienlackierung von Karosserien für die Lackabscheidung mittels eines Stoffaustausches zwischen Wassertropfen und Gas eingesetzt wird. Über 99 Prozent der Partikel und der flüchtigen organische Verbindungen (VOC) können so von dem lackhaltigen Schlamm abgezogen werden. Nachteil dieser Technologie ist der hohe Energieaufwand und der notwendige Chemikalieneinsatz.
Hannex startete 1996 im polnischen Ordzin als Lohnbeschichter mit der manuellen Nasslackierung von Bauteilen für die Hausgeräteindustrie. Inzwischen verfügt das Unternehmen über hochmoderne Arbeitsplätze für die manuelle Applikation und mehrere vollautomatische Lackierstraßen mit sechsachsigen Lackierrobotern sowie computergesteuerter Farbküche. Beschichtet werden Metall-, Kunststoff- und Glasteile mit lösemittelhaltigen und wasserbasierten Nasslacken. „Neben der Hausgeräteindustrie zählen heute Unternehmen aus der Automobil- und Zulieferindustrie zu unseren Kunden“, berichtet Krzysztof Iwanicki, Geschäftsführer bei Hannex. Um eine hohe Qualität und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, setzt das Unternehmen aktuellste Applikationstechnologie ein. Overspray lässt sich damit zwar reduzieren, aber nicht komplett vermeiden. Hannex nutzt zur Abscheidung des Farbnebels das Prinzip der Venturi-Nassauswaschung. Dabei werden die Lackpartikel durch einen Wasservorhang gebunden.  Drei Auffangbecken mit einem Gesamtvolumen von zehn Kubikmetern stehen für das mit Lack vermischte Wasser bereit.
 

Effiziente Trennung von Lackschlamm und Wasser

Um das Prozesswasser stabil zu halten, ist der Einsatz von Chemikalien zur pH-WertKorrektur, sowie Entschäumern und Bioziden erforderlich. Koagulations- und Flockungsmittel sorgen dafür, dass sich die Lackpartikel vom Wasser trennen und als Lackschlamm aufschwimmen. Dieser Schlamm wird von der Wasseroberfläche mit einem Schlammräumer in Behälter geschoben und entsorgt. Dies summierte sich bei Hannex auf durchschnittlich vier Tonnen Schlamm und Schmutzwasser pro Woche. Die professionelle Entsorgung der Abfallstoffe verursachte nicht nur erhebliche Kosten, sondern war ebenso wie der daraus resultierende hohe Wasserverbrauch unter Umweltaspekten nicht optimal. Hinzu kam, dass diese Art der Lackschlammaufbereitung zu einer Geruchsbelästigung für die Mitarbeiter führte.
 „Diese Nachteile störten mich seit längerem. Daher interessierte mich die Möglichkeit des Lackschlammaustrags mithilfe einer Reinigungszentrifuge sehr, über die mich Filip Kapela, der die Rösler Oberflächentechnik in Polen vertritt, 2016 informierte“, merkt Iwanicki an. Dieser ersten Information folgte ein gemeinsamer Besuch am Firmensitz des Anlagenbauers Rösler in Untermerzbach. Dort konnte sich der Geschäftsführer direkt von der Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit der Zentrifugentechnik bei der Lackschlammaufbereitung überzeugen. „Ich habe sofort meine Anforderungen definiert und mich dann für die Zentrifuge RZ 120 M-V entschieden“, erinnert sich der Geschäftsführer. Die halbautomatische Reinigungszentrifuge ist für einen Durchsatz von 120 Liter pro Minute ausgelegt. Das Prozesswasser wird von einer Beschickungspumpe kontinuierlich in den Zentrifugenrotor geleitet, der mit 2.750 UpM rotiert.

Geringe Restfeuchte dank hoher Drehzahl

Durch die hohe Drehzahl wird nicht nur eine hohe Abscheideleistung erzielt, es setzen sich auch sehr kleine und leichte Lackpartikel an der Rotorwandung als Schlamm ab. Der stichfeste Schlamm weist anschließend eine Restfeuchte von nur noch 20 bis 30 Prozent auf, während beim Austrag mit einem Schlammräumer Restfeuchtegehalte von über 80 Prozent üblich sind. Nachdem die Aufnahmekapazität vom 22 Kilogramm Schlamm erreicht ist, kann der im Rotor befindliche Schlammkorb der halbautomatischen Zentrifuge nach dem Entriegeln der Deckelklappe einfach entnommen und entleert werden. Alternativ arbeiten automatische Zentrifugen für den Schlammaustrag aus dem Rotor mit einem feststehenden Schälmesser. Dieses wird über eine Linearführung in den langsam drehenden Rotor eingefahren und schält den Schlamm ohne Belastung der Lagerung heraus, der automatisch in einen Behälter transportiert wird. Nach dem Schälvorgang erfolgt ein Spülvorgang des Rotors, um eventuell noch vorhandenen Restschmutz zu entfernen, der beim Wiederanlauf eine Unwucht und damit erhöhten Lagerverschleiß verursachen könnte. Das von den Lackpartikeln gereinigte Wasser gelangt über ein Schälrohr wieder zurück in den Prozess.


Dass man sich bei Hannex für eine halbautomatische Zentrifuge entschieden hat, lag einerseits an der kompakten und platzsparenden Konstruktion der Anlage, die serienmäßig mit Steuerung, Prozesswasser- und Reinwassertank ausgestattet ist. Andererseits an der hohen Bediener- und Wartungsfreundlichkeit. Außerdem ermöglicht das verfahrbare Untergestell, für das sich Hannex entschieden hat, die Anlage flexibel für unterschiedliche Auffangbecken einzusetzen.
„Der Zentrifugalprozess ist so effektiv, dass wir keine Koagulations- und Flockungsmittel für den Lackschlammaustrag mehr benötigen. Auch auf alle weiteren Chemikalien zur Stabilisierung des Wassers in den Auffangbecken können wir verzichten. Wir verwenden jetzt nur noch Chlor zur Desinfektion des wiedergewonnenen Wassers, das kristallklar aus der Reinigungszentrifuge kommt “, berichtet Iwanicki. Neben der Einsparung der Chemikalien, ergibt sich durch die Umstellung des Prozesses weiteres Einsparpotential: Die Menge des zu entsorgenden Schlamms hat sich durch die geringe Restfeuchte ebenfalls merklich verringert. Und nicht zuletzt wird weniger Frischwasser benötigt. „Die Zentrifuge ist bei uns seit 2016 in Betrieb. Sie hat sich bereits im ersten Jahr amortisiert und wir haben die Betriebskosten der Lack-schlammaufbereitung um rund 70 Prozent gesenkt. Seit dem zweiten Betriebsjahr betragen die Einsparungen 89 Prozent“, erzählt der Geschäftsführer.
Neben der hohen Kostenreduzierung freut sich Iwanicki auch über den geringeren Ressourcenverbrauch und die Umweltentlastung, die durch die Reinigungszentrifuge erzielt wurde. All dies zusammen hat ihn veranlasst, in eine weitere Zentrifuge für die Aufbereitung des Wassers, das zur allgemeinen Reinigung der Lackierkabinen verwendet wird, zu investieren.

Rösler Oberflächentechnik GmbH
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