Der Aufbau einer Beschichtungslinie für die kathodische Tauchlackierung ist seit Jahrzehnten bekannt und bewährt. Das klassische Konzept im Automobilbau, Tauchbäder zu verwenden, durch die die Karosserien bewegt werden, birgt einige Nachteile. So muss der gesamte Bereich als Reinraum ausgeführt und betrieben werden. Insofern ist es nicht trivial, diesen Bereich entsprechend sauber zu halten. Auch geographisch schwierige Umgebungsbedingungen können zum Eintrag von Verunreinigungen führen. Darüber hinaus haben Mikroorganismen und Sauerstoff durch die große Badoberfläche Zugang zu dem KTL-Lack. Noch dazu lässt sich in den relativ großen Becken ein gewisses Maß an Sedimentation nicht vermeiden – trotz intensiver Umwälzung. Schon das sind alles gute Gründe, über Alternativen zum Stand der Technik nachzudenken. Ebenfalls ein zentrales Thema bei der Verbesserung der Beschichtungsqualität im KTL-Prozess sind Luftblasen und Beschichtungsfehler innerhalb geometrisch schwieriger Bereiche einer Karosserie. Hinzu kommt, dass die Komplexität der Tragstrukturen durch die Forderung nach Leichtbau und passiver Sicherheit kontinuierlich zunimmt.
Von der Simulation zur neuen Idee
Die Firma ESS Steyr hat sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, mittels der Simulation von KTL-Beschichtungen sowohl den Korrosionsschutz durch die KTL-Beschichtung als auch den Aufwand zur Prozessentwicklung durch speziell hierfür entwickelte Simulationstools zu optimieren. Längst ermöglichen die heutigen Tools relativ zuverlässige Aussagen über die Verteilung von Luftblasen, Schichtdickenwachstum und andere Aspekte einer KTL-Beschichtung. Um einen ähnlich guten Eindruck von dem Beschichtungsprozess zu haben, müssten sehr viele Karosserien zersägt und untersucht werden. Durch die zahlreichen Simulationen und die Lösungssuche bei Beschichtungsproblemen kristallisierte sich immer stärker heraus, dass einige zentrale und wiederkehrende Problemursachen in der offenen Architektur des KTL Prozesses liegen. Aber gibt es hierzu tatsächlich eine Alternative? Um das zu klären, entstand bei ESS ein Projekt, das die vorhandene Kompetenz in der Prozesssimulation nutzen sollte, um alternative Konzepte zu erarbeiten und bewerten. Die besten Ergebnisse in Bezug auf Prozesszeit, Ressourcenschonung und Qualität lieferten die Beschichtungen der Karosserien in einzelnen, druckfesten Kapseln.
Lesen Sie mehr über dieses vielversprechende Konzept in der Septemberausgabe von mo Magazin für Oberflächentechnik oder