Effizienzgewinn in Rekordzeit

Energieeffiziente Pulverbeschichtungsanlage für Produktionssteigerung von Solarmodulhaltern

2022 begann die Planung für eine Beschichtungsanlage mitsamt neuer Halle. Seit Februar 2024 laufen bei Otto Lehmann beschichtete Aufdachmodulhalter vom Band – bei 50 Prozent mehr Durchsatz und halbem Energieeinsatz (Bilder: Meeh)

Die Nutzung von Solarenergie boomt auf deutschen Dächern und beschert dem bayerischen Bauartikelhersteller Otto Lehmann GmbH einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage. Die Investition in eine energieeffiziente Pulverbeschichtungsanlage samt neuer Halle ermöglicht es, dem Ansturm gerecht zu werden.

Sie sind schon auf vielen Dächern zu finden und doch entdeckt kaum jemand die Aufdachmodulhalter der Otto Lehmann GmbH. Denn die patentierten Halteelemente für Photovoltaik- und Solarmodule werden vom bayerischen Bauartikelhersteller in Form und Farbe perfekt an die Dachziegel angepasst. Dafür fertigt Lehmann die Metalldachplatten nach dem Abbild von zwischenzeitlich mehr als 80 verschieden Ziegelmodellen und beschichtet die fertig montierten Elemente in den gängigen Dachfarben. Auch Sonderwünsche werden erfüllt und entsprechend bewandert sind die Bayern mittlerweile auf dem Gebiet der Pulverbeschichtung.

Entscheidungsdruck in Krisenzeiten

Als 2021 die Energiekrise in Deutschland an Fahrt aufnimmt, ändert sich für das bayerische Traditionsunternehmen, das seit Mitte der Sechziger in Neutraubling bei Regensburg produziert, schlagartig die Marktsituation. Mit den Strom- und Gaspreisen schießt der Bedarf an erneuerbaren Energien in die Höhe und damit die Nachfrage nach Lehmanns Aufdachmodulhaltern. Denn sie erlauben eine schnelle Montage der Solar- und Photovoltaikmodule, ohne – wie sonst üblich – die Dachziegel zu bearbeiten, und überzeugen durch eine hohe Lastaufnahme.
„Natürlich war der Zuwachs ein Segen für uns“, erzählen uns Alexander Biersack, Werkleiter der Bauartikelfertigung und Korbinian Pauer, Prokurist der Otto Lehmann GmbH. „Aber so viele Teile in kurzer Zeit müssen erst einmal gefertigt und beschichtet werden“, schränkt Biersack den Enthusiasmus dann doch etwas ein. Dafür reicht die zu diesem Zeitpunkt bestehende Pulverbeschichtungsanlage nicht mehr aus. Deshalb beschließt die Geschäftsführung im Sommer 2022 kurzerhand, die Produktion am Standort zu erweitern und in eine zusätzliche Anlage zu investieren. Schnell muss es gehen und effizient muss sie sein, schließlich sind die Anfragen schon im Haus und die hohen Energiepreise schmerzen in der Produktion. Im Internet suchen die Projektleiter Biersack und Pauer nach Herstellern und finden die schwäbische Meeh GmbH.

Kompetenz zahlt sich aus

Schon nach dem ersten Gespräch mit Michael Meeh, dem Vertriebsleiter für Durchlaufanlagen, sind sich die beiden sicher, den idealen Partner für ihr Vorhaben gefunden zu haben. Wie richtig sie damit liegen, zeigt das Mammutprojekt, das die beiden Firmen gemeinsam stemmen. Nur eineinhalb Jahre nach dem Beschluss sich zu vergrößern, beschichtet Lehmann bereits mit der neuen Anlage auf zuvor jungfräulichem Boden. Darüber hinaus arbeitet die Meeh-Anlage sehr effizient. Mit ihr verwirklichen die Neutraublinger im Vergleich zur Bestandsanlage einen 50 Prozent höheren Durchsatz bei halbem Energieaufwand.

 „Wir merkten gleich, dass bei der Firma Meeh viel Knowhow und Engagement dahintersteckt“, beschreibt Biersack die erste Kontaktaufnahme Anfang August 2022. Zügig sind die Anforderungen an die neue Durchlaufanlage definiert, denn mit knapp 20 Jahren Erfahrung im Pulverbeschichten wissen die Neutraublinger genau, was sie brauchen. Meeh findet daher rasch unter seinen jüngsten Kundenprojekten ein in Größe, Chemie und Prozess passendes Konzept, auf das sich gut aufbauen lässt. Ende Oktober besichtigen die beiden Lehmann Projektleiter das spezielle Durchlaufanlagenkonzept, das Meeh unter der Marke Wieland vertreibt, und schon im Februar 2023 fällt der Startschuss bei Meeh. Allerdings gilt es noch ein zusätzliches Hindernis zu überwinden, denn der Standort in Neutraubling bietet nicht genug Platz.

Umsetzung in Rekordzeit

Zwei zusätzliche Hallen sind nötig, um Pulverbeschichtungsanlage, Produkte und Zwischenlager unterzubringen und in der kurzen Zeit lässt sich das in Neutraubling nicht verwirklichen. Da kommt es Lehmann zugute, dass AyTec im benachbarten Mintraching zwar noch keine Hallen, doch zumindest die entsprechenden Pläne und das Grundstück dazu hat. Schnell wird man sich einig, dass die Hallen früher gebaut und für eine Übergangszeit an Lehmann vermietet werden. Das Bauvorhaben ist Ende 2022 besiegelt und startet im darauffolgenden April. Ab da wird es sportlich für die beiden Projektleiter, denn sie bringen nun zwei große Vorhaben unter einen Hut.

Vor Ort wird gerodet und gegraben, werden Fundamente gesetzt und die erste Halle errichtet. Parallel dazu arbeitet Meeh an der Beschichtungsanlage, optimiert Module und Prozesse und beginnt schrittweise zu fertigen. Als dann ab 1. Oktober 2023 der Hallenboden befahrbar ist, steht das Montageteam von Meeh schon in den Startlöchern. Zwar gibt es noch keine Hallenwände, weshalb es in der Halle etwas zugig ist. Trotzdem geht das Team beherzt ans Werk und beginnt mit der Anlagenmontage. Auch außen wird fleißig weitergebaut und nach und nach die Halle geschlossen. Unter Hochdruck stellen die Schwaben die Beschichtungsanlage auf die Beine und im Februar 2024 ist es soweit, erste beschichtete Aufdachmodulhalter laufen vom Band. Dabei bekommt Lehmann alles andere als ein Produkt von der Stange.

Drastischer Effizienzgewinn

Innovative Effizienz- und Energiesparkonzepte stecken in der Meeh-Anlage und bescheren Lehmann im Vergleich zur Bestandsanlage den 50 Prozent höheren Durchsatz bei halbem Energieverbrauch. Gerade mal 48 Kilowatt Heizleistung nehmen Haftwassertrockner und Pulverofen in der Betriebsphase bei vollem Durchsatz insgesamt auf, wie erste Versuche zeigen. Und das obwohl die Anlagenparameter aufgrund der bislang kurzen Laufzeit noch nicht vollständig optimiert sind. Wie Meeh das verwirklicht, zeigt sich bei einem genaueren Blick in und unter die Beschichtungsanlage. Schon in der relativ kompakten Vorbehandlungszone arbeitet die Anlage sehr effizient.

Meeh kaskadiert die Flüssigkeiten der fünf Becken, stellt mit speziell gestalteten Neutralzonen sicher, dass sie nicht vermischen und verlängert so die Standzeiten der Bäder. Nach dem Entfetten, Passivieren, insgesamt drei Spülgängen und VE-Nachsprühkranz sind letzte Restsalze entfernt und der Leitwert des Zulaufs der VE-Nachspüle liegt unter 10 µS.

Die vorbehandelten Bauteile laufen auf ihrem Weg in den Haftwassertrockner über eine lange Wanne und tropfen dabei gründlich ab, was die Trocknungszeit verkürzt und den Energieaufwand beim Trocknen stark reduziert. Der Haftwassertrockner selbst bezieht seine Wärme aus der Abluft des Pulverofens, der sich wahlweise mit Gas oder Öl beheizen lässt, und kommt daher ganz ohne eigene Heizung aus. Die beschichteten, heißen Bauteile leitet Meeh durch eine Wärmenutzungszone, wo sie rasch abkühlen, da der Pulverofen die warme Luft der Zone nutzt und den Teilen somit Wärmeenergie entzieht. Das spart auch beim Beheizen des Pulverofens viel Energie und trägt zur Effizienz der Anlage bei. Zusätzlich sorgen die hochwertige Wärmedämmung und eine A-Schleuse dafür, dass kaum Wärme verloren geht und die Anlage besonders energiesparend arbeitet.

Bei Lehmann werden die fertig montierten Aufdachmodulhalter über ein Förderband an die neue Beschichtungsanlage transportiert.

Sparkonzept für die Zukunft

Zum speziellen Energieeffizienzpaket der Meeh-Anlage gehört auch eine intelligente Anlagensteuerung, die erkennt, wann die Förderbänder leerlaufen und keine weiteren Teile in der Pulverbeschichtung ankommen. Dann schaltet sie in den Sparmodus, stoppt die Ventilatoren der Automatik-Pulverkabine und senkt die Energieaufnahme weiterer Verbraucher. Sobald die Anlage wieder bestückt wird, verlässt sie mit ausreichend Vorlauf den Stand-by-Modus und ist bei Ankunft der Teile wieder bereit zu beschichten.

Freie Räume innerhalb der Anlage nutzt Meeh konsequent für die Technik und bringt dort Heizung, Kompressor, VE-Wassertanks und die Umkehrosmoseanlage unter. Sensoren überwachen die Luftqualität und sorgen so für die Sicherheit des Personals in diesen Betriebszonen. Auch die Pulveranlage ist sparsam. Sie bedient sich aus praktischen Bigbags und arbeitet mit Rückgewinnung. Ein Zyklon sorgt dafür, dass überschüssiges Pulver nicht verloren geht. Alles in allem bietet die Meeh-Pulverbeschichtungsanlage also ein rundes Effizienzkonzept. Sie geht sparsam mit den Ressourcen um und bleibt dabei flexibel für zukünftige Entwicklungen in der Lehmann Produktion.

Nur eineinhalb Jahre nach dem Beschluss sich zu vergrößern, beschichtet Lehmann bereits mit der neuen Anlage auf zuvor jungfräulichem Boden.

Meeh Pulverbeschichtungs- und Staubfilteranlagen GmbH
www. jumbo-coat.de