Komplexe Bauteile feuerverzinken

Eine der modernsten Feuerverzinkereien Europas wurde auch für komplexe Projekte ausgelegt

Die neue Verzinkerei ist auch in der Lage hochkomplexe Geometrien und Bauteile zu beschichten. Dementsprechend liefern auch viele internationale Kunden, etwa aus Belgien, Holland oder Luxemburg, ihre Stahlkonstruktionen in die Holdorfer Anlage (Bild: Seppeler)

Große Stahlkonstruktionen oder auch Kunstwerke zuverlässig verzinken lassen – dies ist in Niedersachsen möglich. Hier befindet sich der breiteste Verzinkungskessel Deutschlands. Und auch das internationale Geschäft gewinnt immer mehr an Bedeutung.

In Holdorf im Landkreis Vechta hat die Seppeler-Gruppe am Standort eine Feuerverzinkerei aufgebaut. Um den technisch äußerst anspruchsvollen Aufträgen gewachsen zu sein, wie sie der Standort bis heute erfüllt, wurde die bestehende Anlage umfassend erweitert und ausgebaut. Auf 35.000 Quadratmetern Fläche entstand so unter anderem eine 8.000 Quadratmeter große Halle, die heute einer der modernsten Feuerverzinkereien Europas mit mehr als 100 Mitarbeitenden Platz bietet. Herzstück der Anlage ist der mit 2,70 Meter Breite, 3,50 Meter Tiefe und 13 Meter Länge breiteste Verzinkungskessel Deutschlands, in dem bis zu zehn Tonnen schwere Stahlkonstruktionen verzinkt werden können. Hier werden hochkomplexe Projekte und Aufträge umgesetzt. Dazu zählt nicht nur die Beschichtung von Fässern, Treppengeländern oder Bauelementen für Windkraftanlagen, sondern auch  ungewöhnliche Projekte wie die Verzinkung einer Katzenstatue. Aus mehr als 1.000 Einzelteilen gefertigt, ist das Werk des Künstlers Matthias Mauritz heute am Lago Maggiore zu bewundern.

Der Verzinkungskessel sei einer der Gründe dafür, weshalb der Standort mittlerweile so viele Aufträge aus dem europäischen Ausland erhalte, ist sich Frank Deneke sicher. Denn obwohl nach wie vor die meisten Kunden aus dem näheren Umland kämen, gewinne das internationale Geschäft an Bedeutung. Der Umbau habe auch andere Veränderungen angestoßen. Eine davon betrifft die Logistik. So können die anliefernden LKW an der Traverse anhalten und das Material verwiegen. Möglich ist dies durch den Einsatz von Stapelkränen für Langgut und besonders sperrige Bauteile. Und auch sonst sei das Logistik-Konzept überarbeitet worden, so Deneke. Dafür haben man auf  Erfahrungen mit der alten Anlage zurückgreifen können – nun profitieren auch die Kunden davon.

Herzstück der Anlage in Holdorf ist der mit 2,70 Metern Breite, 3,50 Metern Tiefe und 13 Metern Länge breiteste Verzinkungskessel Deutschland (Bild: Seppeler)

Umfangreiche Beratung

Bevor diese ihre Konstruktionen verzinken lassen, lassen sie sich häufig beraten, welche Möglichkeiten die Anlage in Holdorf bietet. Denn gerade komplexe Aufträge erfordern für ein optimales Ergebnis eine detaillierte Planung, sagt Deneke und nennt ein Beispiel: Hohlkörperprodukte sollten an den passenden Stellen ausreichend große Öffnungen haben. Nur so kann beim Tauchbad im Verzinkungskessel genügend Luft entweichen und das Zink wie gewünscht hinein- und herausfließen. Auch die Materialstärke muss vorab unter die Lupe genommen werden, da sich der Stahl in dem 450 Grad Celsius heißen Zinkbad ausdehnt. Sind alle Details geklärt, wird die Stahlkonstruktion einer mehrstufigen Vorbehandlung unterzogen. Diese erfolgt in verschiedenen Tauchbädern. Fett, Tost oder Zunder werden dabei abgelöst. „So erhalten wir ein sehr reines Grundmaterial und können die nächsten Schritte angehen“, sagt Deneke. Spülbäder zwischen den einzelnen Vorbehandlungsbädern gehören ebenso dazu wie ein Fluxbad für die intensive Feinreinigung.

Das Fluxen hat einen weiteren Vorteil: Es erhöht die Benetzungsfähigkeit zwischen der Stahloberfläche und dem schmelzflüssigen Zink. Beendet ist die Vorbehnadlung mit dem Trocknen. Damit ist das Material optimal auf den Feuerverzinkungsprozess vorbereitet. „Obwohl die Vorbereitung zahlreiche Schritte umfasst, können wir die meisten Stahlbauteile innerhalb von 24 Stunden verzinken“, sagt Deneke.

Digitale Transformation sorgt für höhere Effizienz

Eine weitere Neuerung sei erst durch die Modernisierung der Anlagen möglich geworden: Die vollautomatisierte Anlage kann nach dem Verzinken eine Art Klarlack auftragen. Dieser schützt die verzinkten Teile noch einmal wesentlich stärker gegen Weißrost, der den Korrosionsschutz minder würde. Die Anlage ist weitgehend automatisiert, was eine lückenlose Nachverfolgung aller Schritte möglich macht. Dies hebt die Sicherheit in der Feuerverzinkerei auf ein neues Level, erläutert Deneke und fügt hinzu: „Die Automatisierung der Prozesse ist in Wirklichkeit jedoch nie abgeschlossen. Durch die Digitalisierung kommen immer neue Möglichkeiten hinzu, mit denen wir die wirtschaftliche Effizienz und das Qualitätsmanagement optimieren können.“ Das sorge nicht nur für finanzielle Einsparungen, sondern schone auch die Umwelt.

Energie einsparen und Ressourcen schonen

Die Feuerverzinkung ist vollständig recycelbar und daher an sich bereits eine ressourcenschonende Lösung. Nachhaltigkeit war jedoch bereits beim Neubau der Anlage ein Thema. So wird die Energie der Kesselabgase über eine zweistufige Wärmerückgewinnung zunächst dem Trockenofen und dann anschließend der Beheizung der Vorbehandlung zugeführt. Mit dieser Restenergie kann unter anderem die Fußbodenheizung unter den Arbeitsplätzen an der Traversenstationen gespeist werden. Das hat zwei Vorteile: Ein angenehmes Raumklima und ein schnelleres Abtrocknen des Bodens bei Nässe. Da zudem Emissionen der Säurebäder aus der Kapsel abgesaugt und über einen Säurewäsche zu 97 Prozent gereinigt werden können, arbeitet die Holdorfer Feuerverzinkerei nachhaltiger als vergleichbare Anlagen. „Auch hier möchten wir nicht den Status quo halten, sondern uns als Teil der Seppeler-Gruppe immer weiterentwickeln“, sagt Frank Deneke. „Schließlich bringt wirtschaftlicher Erfolg Verantwortung mit sich – für die Mitarbeitenden, die Kunden und natürlich auch die Umwelt.“

Seppeler-Gruppe
www.seppeler.de