Synthetisches Kerosin (E-Kerosin) ist eine vielversprechende Option für den treibhausgasneutralen Flugverkehr. Für eine nachhaltige und langfristig wirtschaftliche Produktion von E-Kerosin, die möglichst unabhängig ist von kritischen Rohstoffen, sind neben technologischen Optimierungen auch strukturelle und politische Maßnahmen entscheidend. Zu diesem Schluss kommt das Autorenteam der Studie „Ressourcenbedarf und -verfügbarkeit für treibhausgasneutralen Flugverkehr“. Diese wurde von der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. im Auftrag des PtX Lab Lausitz erstellt.
144 unterschiedliche Herstellungswege
Welche mineralischen Rohstoffe für die Produktion von E-Kerosin für die Luftfahrt nötig sind, haben Angee Fehling und Dr. Dinh Du Tran (DECHEMA e.V.) sowie die Anja Paumen und Dr. Lorenzo Cremonese (PtX Lab Lausitz) untersucht. In der Studie identifizierten sie insgesamt 144 unterschiedliche Herstellungswege für strombasiertes Kerosin und betrachten neben der Kritikalität der Rohstoffe auch den Materialaufwand, der bei Förderung und Verarbeitung entsteht. Die Ergebnisse zeigen, mit welchen Technologien und nachhaltigen Produktionswegen sich ausreichende Mengen an E-Kerosin herstellen lassen.
16 Millionen Tonnen Rohstoffe notwendig
Bis zum Jahr 2025 sollen quotengerecht mindestens fünf Millionen Tonnen E-Kerosin an deutschen Flughäfen zugetankt werden. Um diese Menge zu erreichen, sind rund 16 Millionen Tonnen Rohstoffe inklusive Abraum notwendig – dreimal so viel Material wie bisher. Laut den Forschenden sind Knappheiten unter anderem bei Kobalt und Platin, die häufig in Katalysatoren eingesetzt werden, und Iridium, welches in bestimmten Elektrolyseuren genutzt wird, zu befürchten. Ein möglichst ressourcenschonender Umgang sollte aber auch den besser verfügbaren Rohstoffen Kupfer und Zink, die ebenso in Katalysatoren Verwendung finden, und dem unkritischeren Nickel widerfahren.
Die Studie steht hier zm Download bereit.
Schritte zur Klimaneutralität
„Die Transformation des bisherigen Flugverkehrs ist mit der Energiewende eng verknüpft“, sagt Dr. Dinh Du Tran von der DECHEMA. „Dies betrifft nicht nur die Verfügbarkeit von Rohstoffen für erneuerbare Energie, sondern auch für alternative Energieträger zur Herstellung synthetischer Kraft- und Grundstoffe.“ Doch die Klimaziele lassen sich nicht allein nur technische Veränderungen, sondern nur durch die vollständige Substitution fossilen Kerosins durch nachhaltige Alternativen erreichen. Die Studie benennt hierzu unter anderem folgende Schritte:
- Fokussierung auf ressourcenschonendste Teilprozesse zur Herstellung von E-Kerosin entlang gesamter Wertschöpfungskette
- Integration der E-Kerosin-Technologien in bestehende Infrastrukturen
- Etablierung internationaler Partnerschaften und sicherer Lieferketten
- Förderung von Recyclingstrategien und einer international abgestimmten, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft