Die industrielle Bauteilreinigung rückt immer mehr ins Zentrum strategischer Entscheidungen, nicht nur in der Automobilbranche. Wer den Markt kennt, weiß, es geht längst nicht mehr nur darum, eine bestimmte Technische Sauberkeit zu erreichen - auch Ressourceneffizienz, Prozessintegration und technologische Differenzierung sind in hohem Maße umzusetzen. Deshalb umfasste der thematische Spannungsbogen der 33. Fachtagung Industrielle Bauteilreinigung ein Spektrum vom Laserstrahl bis zur Energieeffizienz in Bestandsanlagen.
Impuls mit Wirkung: Nachhaltigkeit als neue Leitlinie
Der Impulsvortrag von Hendrikje Schubert (Analyze HSE) setzte einen programmatischen Akzent, denn die Unternehmen, die rund um die industrielle Bauteilreinigung tätig sind, müssen ihre ihre energetische Effizienz neu denken – zum einen, wegen der gesetzlichen Vorgaben wie EnEfG und CSRD, aber auch generell als Wettbewerbsvorteil. Ihr Fazit: Nachhaltigkeit beginnt im Detail und vor allem in der Firmenphilosophie. Wer Reinigungsprozesse im Lebenszyklus denkt, erkennt Einsparpotenziale – bei Energie, Chemie, CO₂ und Abfall. Der Impuls? Eine Handlungsaufforderung – und wichtige Anhaltspunkte für nachhaltige Zukunftsstrategien.
Fokus-Vorträge: Zukunftstechnologien im Detail
Erstmals realisierten die Veranstalter auch ein neues Vortragskonzept, bei dem mit 15 Minuten bewusst kurz gehaltene Fokus Vorträge Updates zu bestimmten Themen von der CO2 Schneestrahlreinigung über Plasmaoberflächentechnik bis hin zur Mess- und Prüftechnik und der laserbasierten Reinigung boten und im wahrsten Sinne des Wortes den Teilnehmern halfen, auf das Thema fokussiert zu bleiben.
So demonstrierte Sergej Retich (CleanLaser/IPG Photonics) mit spannenden Anwendungsbeispielen – vom Herzschrittmacher bis zum Radioteleskop – das Potenzial präziser, medienfreier Entschichtung. Besonders bei der Entlackung für zerstörungsfreie Prüfungen oder der Laser-Dekontamination von Gefahrstoffen offenbaren sich massive Vorteile: emissionsarm, punktgenau, wirtschaftlich.
Navigator für Energieeffizienz: Norbert Rischer und Markus Mitschele präsentierten mit dem „Navigator der Bauteilreinigung“ ein systematisches Werkzeug zur Optimierung bestehender Anlagen. Mit Hilfe des erweiterten Sinner’schen Kreises wird jeder Energieverbrauch transparenter, das Ziel: Die Prozessführung verbessern, ohne auf Qualität zu verzichten.
Trends und Tendenzen: Vom Add-On zur Systeminnovation
Die Vorträge machten deutlich: Die industrielle Reinigung entwickelt sich von einer nachgelagerten Funktion zum integralen Bestandteil vernetzter Produktionssysteme. Drei Trends zeichnen sich ab:
- Dekarbonisierung durch Technologie: Ob Wärmerückgewinnung oder Laserablation –moderne Reinigungsprozesse helfen Emissionen und Energieeinsatz zu minimieren.
- Datenbasierte Prozesskontrolle: Monitoring, Cockpit-Analysen und Softwaretools bringen Transparenz und machen Optimierung greifbarer.
- Multifunktionale Verfahren: Reinigung, Vorbehandlung und Entschichtung wachsen zusammen – je nach Branche und Bauteil individuell konfigurierbar.
Den Schlussakkord setzte Birgit Fruggel von Schaeffler, sie veranschaulichte anhand einer Trommelreinigungsanlage systematisch, welche umfassenden Einsparmöglichkeiten durch verhältnismäßig Investitionsarme Maßnahmen bei einer Trommelanlage zu erzielen sind. Durch Temperaturabsenkung und Umstellung auf Frischlufttrocknung konnte Schaeffler Energieeinsparungen von bis zu 150.000 kWh pro Jahr erzielen – ohne Nachteile bei der Sauberkeit. Ein beeindruckendes Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit.
Fazit: Reinigung neu denken
Die Fachtagung zeigte einmal mehr: die Anforderungen an die Branche sind vielfältiger und höher denn je. : Wer heute in Reinigungstechnologie investiert, muss die Zukunft im Blick haben, denn er entscheidet über die eigene Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Die industrielle Bauteilreinigung ist ein Hebel für Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit. Und sie ist ein wichtiger strategischer Faktor für jedes Unternehmen mit anspruchsvollen Produkten.