
Venjakob Maschinenbau GmbH & Co.KG
Geschäftsfelder: Oberflächentechnik, Automatisierungstechnik, Klebtechnik - individuelle Beschichtungslinien inkl. Vorbehandlungsanlagen/ Applikationstechnik/Trocknungstechnik/Förder- und Handhabungstechnik sowie Abluftreinigungs- und Energierückgewinnungsanlagen
Zielgruppen: Verschiedenste Branchen, darunter: Automobil/Automobil-Zulieferindustrie, Haushaltswaren und Elektroindustrie kurz: Holz, Möbel, Bauelemente + Baustoffe, Kunststoff, Metall, Glas…
Mitarbeiter: 380
Jahresumsatz: > 50 Mio. Euro
Gesprächspartner: Christian Nüßer, geschäftsführender Gesellschafter
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2024?
Das Jahr 2024 war für uns ein Jahr der Herausforderungen und Chancen. Während wir in einigen Segmenten, wie der Automobilindustrie und dem Möbelbau, eine rückläufige Nachfrage nach bestimmten Oberflächenbeschichtungen verzeichneten, konnten wir in anderen Bereichen, wie der Industriegüter- und Luftfahrt, deutlich wachsen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen ist weiterhin stark und treibt unsere Innovationskraft voran.
Trotz der schwierigen Marktbedingungen konnten wir unsere Kunden zufriedenstellen und unsere Profitabilität verbessern. Für das kommende Jahr sind wir optimistisch. Unser Ziel ist es, unsere Marktposition außerhalb von Deutschland weiter auszubauen und unser Produktportfolio zu erweitern
Welche technologischen Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Oberflächenbranche derzeit?
In der Oberflächenbranche beobachten wir derzeit mehrere bedeutende technologische Trends und Entwicklungen, die die Art und Weise, wie Beschichtungen angewendet und verarbeitet werden, maßgeblich beeinflussen:
1. Automatisierung und Digitalisierung: Die Integration von Automatisierungstechnologien in Beschichtungsprozesse nimmt zu. Vollautomatische Beschichtungslinien ermöglichen eine präzisere und effizientere Anwendung von Beschichtungen. Zudem werden digitale Lösungen wie IoT (Internet of Things) und Industrie 4.0 zunehmend implementiert, um Echtzeitdaten zu sammeln und die Prozessüberwachung zu optimieren.
2. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Die Branche bewegt sich in Richtung umweltfreundlicherer Beschichtungsmaterialien und -verfahren. Wasserbasierte und lösungsmittelfreie Beschichtungen gewinnen an Bedeutung, um die VOC-Emissionen (flüchtige organische Verbindungen) zu reduzieren. Zudem wird der Einsatz von recycelbaren Materialien und energieeffizienten Prozessen gefördert.
3. Funktionale Beschichtungen: Es gibt einen wachsenden Trend zu funktionalen Beschichtungen, die spezielle Eigenschaften wie Kratzfestigkeit, Antimikrobiellität oder Selbstreinigung bieten. Diese Technologien finden Anwendung in verschiedenen Branchen, von der Automobilindustrie bis hin zu Haushaltsgeräten.
4. Individualisierung und Flexibilität: Die Nachfrage nach maßgeschneiderten Lösungen nimmt zu. Unternehmen suchen nach flexiblen Beschichtungslinien, die sich schnell an unterschiedliche Produkte und Anforderungen anpassen lassen. Dies erfordert innovative Ansätze in der Maschinenkonstruktion und Prozessgestaltung.
5. Fortschritte in der Materialwissenschaft: Neue Entwicklungen in der Materialwissenschaft führen zu innovativen Beschichtungsstoffen, die verbesserte Eigenschaften bieten. Dazu gehören beispielsweise Nanobeschichtungen, die eine höhere Haltbarkeit und bessere Leistung bieten.
6. Energieeffizienz: Die Optimierung des Energieverbrauchs in Beschichtungsprozessen ist ein weiterer wichtiger Trend. Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, den Energiebedarf zu senken, um Kosten zu sparen und die Umweltbelastung zu reduzieren.
Wie entwickelt sich die Digitalisierung/Automatisierung?
Die Digitalisierung durchdringt immer mehr Bereiche unserer Branche. Wir setzen verstärkt auf Industrie 4.0-Lösungen, um unsere Prozesse zu optimieren und eine noch höhere Qualität zu gewährleisten. Durch den Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz können wir flexibler auf Kundenwünsche reagieren und neue Beschichtungsprozesse entwickeln.
Die Automatisierung von Beschichtungsprozessen gewinnt an Bedeutung. Wir investieren in innovative Anlagen, die eine präzise und effiziente Auftragsgestaltung ermöglichen und gleichzeitig den Personaleinsatz reduzieren.
Wie erwarten Sie, dass sich das Thema KI in den nächsten Jahren entwickelt?
Künstliche Intelligenz steht am Beginn einer neuen Ära in der Steuerung und Anlagenplanung. Während die ersten Anwendungen bereits erfolgreich im Einsatz sind, birgt diese Technologie ein noch viel größeres Potenzial. Durch die Fähigkeit, komplexe Daten zu analysieren und selbstständig zu lernen, wird KI die Art und Weise, wie wir produzieren, grundlegend verändern. Unternehmen, die frühzeitig auf KI setzen, werden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen.
Welche Rolle spielt das Thema Bürokratie und Regulierung in Ihrem Unternehmen, wie begegnen Sie dem und wie hat sich der bürokratische Aufwand entwickelt?
Welche Entlastungen würden Sie sich für Ihr Unternehmen/ Ihre Branche wünschen?
Bürokratie und Regulierung, insbesondere durch REACH und die Europa Verordnungen zum „green Deal“, belasten unsere Branche erheblich. Wir haben spezialisierte Teams und Software eingeführt, um den Anforderungen gerecht zu werden. Der bürokratische Aufwand ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Wir wünschen uns eine Vereinfachung von Verfahren, eine stärkere Harmonisierung von Vorschriften und eine risikobasierte Regulierung. Digitale Lösungen und eine bessere Kommunikation mit den Behörden könnten den bürokratischen Aufwand deutlich reduzieren.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen des Regierungswechsels in Amerika auf geopolitische Krisen und den Welthandel ein?
Der neue US-amerikanischer Präsident wird die deutsche Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen. Die bereits angespannte Lage durch hohe Energiepreise wird sich weiter verschärfen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, insbesondere in energieintensiven Branchen wie der Stahlproduktion, weiter sinken wird. Erhöhte Einfuhrzölle, besonders für Produkte wie Maschinenbauteile, die derzeit nicht in den USA hergestellt werden, dürften die Exportchancen deutscher Unternehmen zusätzlich nicht einschränken. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, wird der Druck auf deutsche Unternehmen steigen, verstärkt auf Nachhaltigkeit zu setzen und innovative, energieeffiziente Lösungen zu entwickeln
Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Die wirtschaftliche Lage bleibt unsicher. Inflation, Energiekrise und geopolitische Spannungen belasten Unternehmen. Europa steht vor Herausforderungen wie steigenden Zinsen und der Sicherung der Energieversorgung. Global gesehen beeinflussen China und die USA die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich. Unser Unternehmen erwartet höhere Kosten, Unsicherheit bei der Nachfrage und verschärften Wettbewerb. Wir reagieren mit Kostenoptimierung, Diversifizierung, Innovation und einem verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit.
Welche Entwicklung erwarten Sie in Bezug auf den Fachkräftemangel und welche Strategien setzen Sie bei der Rekrutierung ein? Welche Rolle spielen hier inzwischen Social-Media-Aktivitäten?
Der Fachkräftemangel ist eine Daueraufgabe, die auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht vernachlässigt werden darf. Der demografische Wandel und die Digitalisierung verändern die Anforderungen an die Arbeitswelt grundlegend. Obwohl wir bereits seit Jahren erfolgreich in sozialen Medien aktiv sind, müssen wir unsere Rekrutierungsstrategien kontinuierlich anpassen und neue, innovative Ansätze entwickeln. Dabei setzen wir auf eine Kombination aus bewährten Methoden und digitalen Tools.
Welche Herausforderungen sehen Sie generell für 2025?
Die Wirtschaft von 2025 wird von Unsicherheiten geprägt sein. Schwankende Auftragslagen und intensiver Wettbewerb werden die Unternehmen fordern. Der Fachkräftemangel wird sich durch den demografischen Wandel verschärfen. Die Digitalisierung wird neue Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeiter stellen. Geopolitische Risiken und der Klimawandel werden zusätzliche Herausforderungen darstellen. Unternehmen müssen flexibel sein, um sich an diese Veränderungen anzupassen. Investitionen in Innovation, Nachhaltigkeit und die Qualifizierung von Mitarbeitern sind unerlässlich. Die Fähigkeit, Risiken zu managen und auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren, wird zum Erfolgsfaktor.