Faszinierend gut gerüstet
Thermisches Spritzen im Fokus
(Nov. 2019/OM) - Was wäre Iron Man ohne seine Rüstung? Was Captain America ohne sein Schild? Avengers‘ Superhelden aus dem Film tragen einen Panzer, der sie schützt. Eine besonders effektive Schutzschicht, die sie nicht nur imposanter erscheinen lässt, sondern das, was darunter liegt, widerstandsfähiger macht. Auf den ersten Blick bietet das thermische Spritzen genau das: Einen Schutzschild, der ein Bauteil an kritischen Stellen gegen thermische, chemische oder mechanische Angriffe wie Verschleiß und Korrosion resistent macht. Es kann aber noch mehr.
Die Spritzschicht kann bei Bedarf auch Wärme oder Elektrizität leiten oder gegen sie dämmen. Durch ihren Einsatz kann ein Produkt unter Umständen leichter und damit einsatzfähiger werden. Es ist eine Oberflächenbeschichtung, die den darunter liegenden Werkstoff nicht nur optisch verbessert, sondern ihm einen Mehrwert gibt, den das Grundmaterial ohne diese Beschichtung nicht hätte.
Dabei hat das thermische Spritzen eine Besonderheit: Anders als viele andere Oberflächenbeschichtungen legt es sich nicht nur auf den Werkstoff, sondern es verklammert sich gleichsam mit seiner Struktur. Oft wird es in der Luft- und Raumfahrt, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Druck-, Kunststoff- und metallverarbeitenden Industrie, aber auch bei der Stromerzeugung und im Bergbau verwendet. Häufig beanspruchte Bauteile wie Dichtungen, Ventile, Zylinder, Pumpen, Turbinen und Walzen profitieren hier vor allem von den Vorzügen.
Darüber hinaus haben solche Oberflächen in der Medizintechnik eine besonders tragende Rolle. Orthopädische Implantate, wie Schulter-, Hüft- und Kniegelenke, finden dank des thermischen Spritzens dauerhaft und deutlich besser Halt im Körper eines Patienten. Weniger bedeutende, dafür besonders bekannte Anwendungen thermisch gespritzter Oberflächen finden sich im Haushalt: Wenn zum Beispiel weniger Fett beim Braten in einer beschichteten Pfanne benötigt wird.
Schutz vor Verschleiß und Korrosion
Viele Anwendungen beim thermischen Spritzen sind möglich, nicht alle sind üblich. Das thermische Spritzen kann dazu beitragen, dass die Standzeiten von Anlagen erhöht, die Effektivität gesteigert und die Kosten damit gesenkt werden – unabhängig davon, ob es sich um ein Neuteil oder eine Reparatur handelt. Lokal beschädigte Strukturen lassen sich durch das thermische Spritzen reparieren oder wiederaufbauen. Der Wärmeeintrag findet räumlich begrenzt statt und sorgt mit maximaler Präzision bei der Beschichtung dafür, dass sich das Bauteil – wenn überhaupt – nur minimal verziehen kann.
Ebenfalls besonders für Reparaturen geeignet ist das Auftragschweißen. Das Laserstrahlauftragschweißen mit Pulverzufuhr zum Beispiel schmilzt mit einem Laserstrahl die Randschicht der Bauteiloberfläche an und verbindet es mit dem per Düse aufgestrahlten Pulver. Es entsteht schmelzmetallurgisch eine dichte Schicht mit geringer Aufmischung.
Initiative „Faszination Oberflächentechnik“
Festzuhalten ist, dass beide Verfahren genau dort funktionieren, wo der Korrosionsangriff stattfindet oder das Bauteil vor Verschleiß geschützt werden muss. Festzuhalten ist aber auch, dass beide Verfahren unendlich viele, sehr individuelle Lösungen bieten. Deshalb ist besonders hier Fachkompetenz gefragt – Experten, die die positiven Ergebnisse des Verfahrens aufzeigen, die geeignete Beschichtung auswählen und die richtigen Anlagen für die geforderten Merkmale finden.
Genau hier setzt die Initiative „Faszination Oberflächentechnik“ an. Von der Gemeinschaft Thermisches Spritzen e.V. (GTS) und dem DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V. wurde sie im Oktober 2019 gemeinsam gegründet. Sie hat das Ziel, die beiden Verfahren bekannter zu machen, die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen und deren Entwicklung zu fördern.
ITSC in Wien
Dazu gehört auch, dass sie den wichtigsten Branchentreffpunkt, die ITSC – International Thermal Spray Conference and Exposition, unterstützen. Zum ersten Mal richtet sich die ITSC im kommenden Jahr 2020 nicht nur an Branchenkenner. Eine Premiere, denn: Registrierte Besucher können die praxisnahe Session und das Industrieforum am 10. und 11. Juni 2020 auf der Tagung kostenfrei besuchen. Dabei erfahren Sie viel Wissenswertes über die verschiedenen Verfahren und über anwenderfreundliche Beschichtungslösungen. Diese beiden Veranstaltungsformate richten sich explizit an Besucher, die sich unverbindlich informieren und die Beschichtungslösungen kennenlernen wollen.
Bei beiden Verfahren stehen hohe Qualität, Effizienz und Reproduzierbarkeit im Mittelpunkt der Innovationen. Die unterschiedlichen Anwendungsgebiete und die vielfältigen Möglichkeiten machen sie jedoch so flexibel einsetzbar. Wenige andere Verfahren können so individuell angepasst und faszinierend vielseitig eingesetzt werden, wenige beschichten mit so viel Funktionalität. Auf dieser Weise machen beide eben mehr aus dem, was sie beschichten. So wie ein Schutzschild mit Stern oder eine Rüstung manchmal aus einer Person einen unerschrockenen Superhelden machen.
► Initiative „Faszination Oberflächentechnik“