Haushaltsgeräte und Nachhaltigkeit rundum betrachtet

Hausgeräte-Hersteller geben sich nicht nur oberflächlich umweltbewusst

Hausgeräte Küche
Vor allem in der Küche sollen Hausgeräte schön aussehen. Doch auch Hygiene, Haltbarkeit und gegebenenfalls Lebensmittelkonformität sind wichtig (Bild: Adobe Stock/Maksym)

Nach außen hin geben sich die meisten Hersteller von Haushaltsgeräten sehr nachhaltig. Doch was steckt hinter den Hochglanzprospekten? Wir wollten wissen, was hinter den Bekenntnissen der Unternehmen unter oberflächentechnischen Aspekten steckt.

Vieles im Lebenszyklus von Haushalts- geräten entscheidet sich am Anfang bei der Konstruktion und dem Design. Was möglich ist, zeigt die Liebherr-Hausge- räte GmbH als Hersteller von Kühl- und Gefrierschränken. „Wir nutzen zum Beispiel Smart-Steel, um die Oberflächen unserer Edelstahlprodukte resistenter gegen Kratzer zu machen“, erläutert Thomas Obererlacher, Managing Director Research & Development des Unternehmens. Nachhaltigkeit zeigt sich aber auch im täglichen Gebrauch – und hier nutzt der Ochsenhausener Hersteller seine Möglichkeiten ebenfalls: „Wir verwenden Edelstahl in Anti-Fingerprint-Ausführung, um die Reinigung unserer Oberflächen zu erleichtern – außen wie innen. So kann auf den Einsatz von aggressiven Reinigungsmitteln verzichtet werden.“

Farbige Kunststoffteile statt Lackierung

Einen anderen Weg wählt der Hausgerätehersteller Electrolux. „In den vergangenen Jahren haben wir den Einsatz von Lackierung, Beschichtung, Plattierung und Verchromung bei der Entwicklung und Herstellung unserer Produkte sukzessive reduziert, um sicherzustellen, dass wir keine Dekorationselemente hinzufügen, die sich negativ auf die Nachhaltigkeit oder den Materialverbrauch auswirken könnten“, berichtet Terence Tan, Head of CMF Design Global bei der Electrolux Group. So hat das Unternehmen beispielsweise bei einigen Geschirrspülern und Staubsaugern von lackierten Kunststoffteilen auf farbigen Kunststoff umgestellt. „In einigen Bereichen sind wir von nachträglich lackierten Teilen auf vorlackiertes Metall um- gestiegen, was sich positiv auf den Energie- und Farbverbrauch ausgewirkt hat“, erläutert Tan weiter.

Auch in den Werkshallen gibt es Möglichkeiten, um die Nachhaltigkeit zu verbessern. Im Fokus steht vor allem der Energiever-brauch. So hat Electrolux etwa die Geometrie und Größe von Öfen und Bädern optimiert sowie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und die Rückgewinnung von Wärme aus Öfen zur Beheizung des Entfettungswasserstroms eingesetzt. „Weitere wichtige Maßnahmen zur Verringerung des Stromverbrauchs sind beispielsweise der Einsatz von Pumpen mit variabler Drehzahl für Sprühsysteme und Vorbehandlungsbäder“, sagt Tan. Darüber hinaus habe der Hersteller digitale Überwachungssysteme implementiert, um bestimmte Betriebsabläufe wie die Brennersteuerung zu optimieren.

Blick in Kühlschrank
Von der Konstruktion über die Herstellung, Auslieferung, Verwendung und Entsorgung: Die Nachhaltigkeit von Hausgeräten lässt sich an vielen Stellen optimieren (Bild: Electrolux)

Energieeinsparungen im Fokus

Liebherr-Hausgeräte seinerseits setzt auf Reiniger- und Passivierungssysteme, die überwiegend bei Raumtemperatur arbeiten. Eine weitere Verbesserung der Energieeffizienz bringen hoch reaktive Pulverlacke, die um 20 Grad Celsius niedrigere Einbrenntemperaturen als der Standard am Markt erfordern. „Beim Pulverlack haben wir umweltfreundliche Beschichtungen eingeführt, die ohne Lösemittelemissionen auskommen und durch maximale Auftragswirkungsgrade sowie optimale Rückgewinnungssysteme eine erhöhte Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit gewährleisten“, berichtet Obererlacher weiter. Außerdem hat der Hersteller eine Vorbehandlungsanlage ohne den Einsatz von gesundheits- oder umweltschädigenden Chemikalien implementiert.

Geht es um Nasslack, verwendet Liebherr-Hausgeräte stark lösemittelreduzierte High-Solid-Lacksysteme, um die Umweltbelastung zu verringern. Die Lösemitteldestillation trägt zur Aufbereitung und Rückführung von Lösemitteln in den Reinigungs- beziehungsweise Lackierprozess bei. Zudem setzt der Hersteller eine Niederdruckapplikationstechnik zur Spritznebelreduktion ein, um Material und Abfall zu reduzieren.

Beim Digitalen Direktdruck verzichtet Liebherr-Hausgeräte auf die Verwendung von PVC-Folien und setzt stattdessen auf die direkte Applikation auf dem Grundsubstrat. Auch beim Schäumprozess wurde der Materialeinsatz durch optimierte Injektionstechnik, aber auch reparaturfreundliche Oberflächen reduziert.

Bereits im Vorbehandlungsprozess anfallende Abwässer arbeiten beide Hersteller durch Vakuumdestillation auf und führen sie in den Kreislauf zurück. Electrolux hat darüber hinaus noch die Größe der Vorbehandlungsbäder angepasst. „Wir konnten unsere Produktionsabfälle durch den Einsatz innovativer Chemikalien für die Entfettung – die es auch ermöglichten, bei niedrigeren Temperaturen zu arbeiten – sowie durch Nanokeramik für die Oberflächenumwandlung erheblich reduzieren“, berichtet Terence Tan.

 

Staubsauger von Electrolux
Für diesen Staubsauger hat Electrolux schon beim Produktdesign auf die Nachhaltigkeit geachtet (Bild: Electrolux)

Hausgeräte-Hersteller setzen sich weitere Ziele

Auch für die Zukunft hat sich Liebherr-Hausgeräte noch einiges vorgenommen. Die Voraussetzungen sind nicht unbedingt einfach: „An die Oberflächen unserer Geräte stellen sich besondere Herausforderungen, da diese im Innenraum lebensmittelkonform sein müssen. Unter diesem Aspekt sind nicht alle verfügbaren Möglichkeiten für uns umsetzbar“, erläutert Obererlacher. Der Hersteller arbeitet jedoch kontinuierlich an der Entwicklung von Alternativen, die umweltschonender sind und gleichzeitig alle Vorgaben der Lebensmittelkonformität erfüllen. „Ein Beispiel hierfür sind Oberflächen, an denen die Eishaftung geringer ist. Denn wenn sich Eis auf Oberflächen bildet, steigt der Energieverbrauch, da Eis als Isolator wirkt“, berichtet Obererlacher.

Konkurrent Electrolux hat sich ebenfalls hohe Ziele gesteckt. „Eines der Nachhaltigkeitsziele ist es, bis 2030 auf einen klimaneutralen Betrieb umzustellen“, so Tan – sowohl im Hinblick auf die Scope-1- als auch auf die Scope-2-Emissionen . Daher richten sich die Bemühungen nun auf die Implementierung von Prozessen, die keine fossilen Brennstoffe mehr verwenden. „In diesem Zusammenhang testen und implementieren wir beispielsweise elektrische Entfettungs- anlagen und Öfen, die mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden“, erläutert der Electrolux-Manager.

SI