Noch im letzten Jahr hatte man überwiegend nur darüber geredet, nun gibt es zunehmend konkrete Projekte und Ansätze, Digitalisierung tatsächlich in die Fertigungsprozesse in der Oberflächentechnik einzubinden. Interessant und viel beachtet waren hier insbesondere Praxisbeispiele, die zeigten, wie entsprechende Konzepte helfen, mehr über die eigenen Prozesse zu lernen und so die Eingriffsmöglichkeiten zu erkennen, um sie zu verbessern und zu stabilisieren. Auch wenn der Aufwand zunächst nicht unerheblich ist, ergeben sich meist schnell lohnende Kosteneinsparungen. Ein Vortrag zeigte, dass sich so im Bereich der elektrischen Energie erhebliche Kosten für Spitzenlasten einsparen lassen. Weitere große Themenbereiche waren im Unternehmer-Forum "Management meets Oberfläche" die klimaneutral und energiesparende Ausrichtung der Galvanik, aber auch Finanzen und Versicherung sowie die Unternehmensführung. Auch in Session zwei spielten Oberflächenverfahren für eine nachhaltige klimaneutrale und energiesparende Beschichtung eine große Rolle. Session drei beschäftigte sich den ganzen Vormittag mit der kosten- und ressourceneffizienten Abwasserbehandlung.
Die Chrom(VI)-freie dekorative Verchromung von Kunststoffen stand natürlich ebenfalls in mehreren Vorträgen auf der Tagesordnung. Hochspannend war diesbezüglich ein Vortrag, der eine Möglichkeit zur Oberflächenvorbehandlung in der Spritzgießform zeigte und damit vielleicht für die Zukunft die Perspektive eröffnet, die dekorative Verchromung von Kunsstoff enorm zu verschlanken. Auf großes Interesse stieß weiterhin die Sprechstunde über regulative Entwicklungen in der europäischen und nationalen Umwelt- und Chemiepolitik. Hier entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Experten und Publikum. Auch wenn es verteilt über die zwei Tage immer wieder Vorträge zu dem Thema gab, stand die Session am Freitag endgültig im Zeichen der Digitalisierung, von der Inline-XRF-Badanalytik über die Prozessoptimierung durch RFID bis hin zur Software als Lösung für die wachsenden multidimensionalen Anforderungen des Galvanikbetriebes.
Mit etwa 90 Vorträgen in fünf Vortragsreihen boten die Oberflächentage 2023 ein enormes Themenspektrum und wie in jedem Jahr war es nicht immer leicht, sich für einen Vortrag entscheiden zu müssen: Von modernen Funktionsschichten über diverse Themen rund um Zinknickel bis hin zu spannenden Forschungsthemen wie die Kompositgalavanoformung für ultradichte Leistungselektroden Lithium-Ionen-Batterien waren für viele Anwendungsfälle interessante Anregungen dabei. Sowohl die Teilnehmer als auch die Aussteller zogen ein sehr positives Fazit. Auch der neue Veranstaltungsort kam durch seine kurzen Wege zwischen Ausstellung und Pausenbereich und den Vortragssälen gut an.
Machen Sie einen Rundgang durch den Ausstellungsbereich der Oberflächentage per Videoclip. Außerdem haben wir für Sie einige Ausstellerstimmen gesammelt.
Einen ausführlicheren Nachbericht zu den einzelnen Themen der ZVO-OT 2023 wird es im Magazin für Oberflächentechnik in der Ausgabe 11/2023 geben.