Die Pulverbeschichtungsbranche steht vor tiefgreifenden Herausforderungen und Veränderungen. Steigende Energiekosten, technologische Umbrüche und der sich verstärkende Fachkräftemangel setzen die Industrie zunehmend unter Druck. Gleichzeitig wächst der Bedarf an nachhaltigen und intelligenten Lösungen, um die steigenden Anforderungen an Qualität, Umweltfreundlichkeit und Effizienz zu erfüllen. In diesem Spannungsfeld bot das 12. Praxisforum Industriebeschichtung (QIB) in Wetzlar die Plattform, um die aktuellen Trends, Herausforderungen und Potenziale der Branche zu beleuchten. „Unsere Branche braucht gerade jetzt den Austausch und die Diskussion über zukunftsfähige Lösungen“, betonte Markus Kopp, Vorstandsvorsitzender der QIB, in seiner Eröffnungsrede.
Retrofit – großer Effekt trotz überschaubarem Invest
„Wir stehen in einer Zeit großer Unsicherheiten – vom Automobilsektor bis hin zum Baugewerbe –, doch genau hier liegt die Chance für Innovationen“, betonte Nils Reinke von coatmaster AG in seinem Vortrag. Er berichtete unter anderem über Retrofit-Lösungen und die digitale Modernisierungen von bestehenden Anlagen. Reinke hob hervor: „Unsere Closed-Loop-Technologie beweist in der Praxis, dass wir bestehende Anlagen auf ein völlig neues Effizienzniveau heben können.“
Auch Lars Walther von der QIB Qualitätsgemeinschaft Industriebeschichtung e.V. unterstrich die Relevanz nachhaltiger Technologien. In seinem Vortrag zu neuen Korrosionsschutznormen wies er auf die Bedeutung der Normungsarbeit für den Fortschritt in der Branche hin: „Unsere Aufgabe ist es, mit klaren Standards Innovationen voranzutreiben und zugleich Verlässlichkeit für die Anwender zu schaffen.“
Missverständnisse und Mythen der Oberflächenbranche entzaubert
Für Begeisterung sorgte der Live-Podcast von Ernst-Hermann Timmermann und Markus Vüllers, moderiert von Marko Schmidt. Timmermann erklärte dazu: „Wir haben Mythen und Missverständnisse aus der Lackiertechnik sachlich aufgerollt – von Stickstoff bis hin zu vermeintlich rückstandsfrei verdunstenden Reinigungsmitteln.“ Die Teilnehmer schätzten den interaktiven Ansatz, der technische Fakten unterhaltsam und verständlich vermittelte.
Themenschwerpunkte und Praxisnähe
Neben Digitalisierung und Nachhaltigkeit wurden auch konkrete technische Herausforderungen wie die Beschichtung poröser Untergründe behandelt. Tore Sievers von Eurolacke lieferte hierzu einen hochinteressanten Vortrag, wie sich die Vorbehandlung und vor allem Haftfestigkeit der Beschichtung erheblich optimieren lässt und welche Fehler hier häufig gemacht werden. „Ein Epoxy-Primer, der bei höheren Temperaturen eingebrannt wird, ist oft der Schlüssel für optimale Ergebnisse“, erklärte Sievers in seinem praxisnahen Vortrag.
Der „Jeder Braucht Pulver Award“ krönte das Abendprogramm und förderte den Austausch unter den Teilnehmern. Ein Rückblick, der Lust auf mehr macht: „Eine ausgewogene Veranstaltung mit sehr guten Vorträgen und einem stark wachsenden Interesse“, fasste Lars Walther zusammen.
Fazit und Ausblick
Das 12. Praxisforum Industriebeschichtung 2024 zeigte einmal mehr, wie wichtig der Austausch in einer Branche ist, die sich kontinuierlich neu erfindet. Von technologischen Innovationen über regulatorische Anforderungen bis hin zu praxisnahen Lösungen wurden zentrale Themen umfassend behandelt. Die Veranstaltung bewies, dass gerade in herausfordernden Zeiten der Zusammenhalt und die Innovationskraft der Branche entscheidend sind.
„Die Veranstaltung hat nicht nur neue Perspektiven eröffnet, sondern auch gezeigt, wie stark die Bereitschaft zur Kooperation in der Branche ist“, fasste Lars Walther zusammen. Mit diesem positiven Ausblick dürfen sich die Teilnehmer bereits jetzt auf das Praxisforum 2025 freuen, das die nächsten Meilensteine für die Pulverbeschichtungsbranche setzen wird.
Einen ausführlichen Nachbericht, der ausführlicher auf die einzelnen Vortragsthemen eingeht, finden Sie in der Dezember Ausgabe des Magazins für Oberflächentechnik und in Kürze online auf oberflaeche.de