Giftinformationszentren: Start mit Ärgernissen

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Die ersten Monate nach Einführung der harmonisierten Meldungen haben die Befürchtungen der Branche bestätigt: Eine VdL-Mitgliederumfrage zeigt, dass vor allem die Technik Probleme macht.

Seit 1. Januar 2021 sind Hersteller von als gefährlich eingestuften Verbrauchergemischen und Gemischen für gewerbliche Verwendungen verpflichtet, eine harmonisierte Produktmeldung durchzuführen. Eine Machbarkeitsstudie hatte im Vorfeld gerade der Farben-, Lack- und Druckfarbenindustrie besondere Betroffenheit bescheinigt und einen Anstieg der jährlichen Meldungen um das 300-fache auf insgesamt 44,5 Millionen vorhergesagt.

Der VdL hat nun seine Mitglieder per Umfrage gebeten, ihre Erfahrungen darzulegen. Die teilnehmenden Mitgliedsunternehmen haben sich intensiv auf die Meldungen an die Giftinformationszentren vorbereitet. So investierten fast zwei Drittel in neue Software oder Updates. Die Mitarbeiter nahmen an Schulungen teil, Rezepturen wurden angepasst und die Kommunikation insbesondere mit den Vorlieferanten intensiviert.

Insgesamt schätzen die Mitgliedsfirmen die Zeit, die nach der Bereitstellung der IT-Tools für die Umsetzung zur Verfügung stand, als viel zu kurz ein. Viele Softwarelieferanten arbeiten noch immer an ihrer System-to-System-Lösung und daran, die Anforderungen der 2. Änderungsverordnung, zu implementieren. Hinzu kommt, dass der entsprechende EU-Leitfaden zum 1. Januar 2021 nicht vorlag, so dass viele Umsetzungsfragen noch immer offen sind. Ein weiteres Ärgernis ist, dass die Rohstoffe nicht in der ECHA-Datenbank hinterlegt sind und somit wiederholt intensive Recherche und eigenes Anlegen der Daten für eine Meldung notwendig machen. Auch sind doppelte Eingaben notwendig, da eine Datenübernahme aus nationalen Systemen nicht möglich ist. Zu Komplikationen bei den Meldungen kann es zudem kommen, wenn Vorlieferanten in den Meldeprozess mit einbezogen werden müssen. So scheinen sich viele Bedenken der Branche bewahrheitet zu haben, und die Mammutaufgabe, die mit der harmonisierten Meldung an die Giftinformationszentren gestellt wurden, konnte noch nicht von allen bewältigt werden.

 

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