Der Einsatz von Wasserstoff in der Oberflächenbranche steckt in vielerlei Hinsicht noch in den Anfängen. Dennoch gibt es erste Initiativen, die das Potenzial dieses Energieträgers ausloten und die Schritte, eine Wasserstoffversorgung für Unternehmen zu ermöglichen werden konkreter. So analysieren immer mehr Projekte denn Wasserstoffbedarf für bestimmte Industrien und wie dieser gedeckt werden kann, so zum Beispiel "RegioWIN 2030: Hydrogen Valley Südbaden". Auch auch in Ostdeutschland werden Projekte entwickelt, die das Energiesystem transformieren und eine marktfähige Wasserstoffwirtschaft etablieren sollen. Ganz konkret engagieren sich auch energieintensive Unternehmen der Oberflächenbranche wie zum Beispiel ZINQ, eine Feuerverzinkerei, intensiv in der Nutzung von Wasserstoff zur Dekarbonisierung seiner Prozesse. Mit dem Pilotprojekt Power2ZINQ am Standort Gelsenkirchen setzt die Unternehmensgruppe ZINQ auf Wasserstoff in der Prozesswärme. Dieses Projekt ist Teil des "Klimahafen Gelsenkirchen", einem Cluster aus 16 energieintensiven Unternehmen, die gemeinsam die Dekarbonisierung der industriellen Prozesswärme vorantreiben.
Wasserstoffinitiativen in Nordrhein-Westfalen
Insgesamt könnte man Nordrhein-Westfalen (NRW) als einen der Vorreiter in der Wasserstoffwirtschaft bezeichnen, mit der Veröffentlichung der Wasserstoff-Roadmap im November 2020 wurden bereits zahlreiche Maßnahmen definiert, um NRW zu einem zentralen Akteur für den Aufbau einer nationalen und europäischen Wasserstoffwirtschaft zu machen. Zudem hat das Land eine interaktive Wasserstoffkarte entwickelt, die über 300 Innovationsprojekte, Cluster und Forschungseinrichtungen in NRW präsentiert.
Produktionsdaten und Prognosen zur Wasserstoffentwicklung
Die Wasserstoffproduktion in Deutschland befindet sich zugegebenermaßen nach wie vor in einer frühen Phase des Aufbaus, aber es gibt bereits zahlreiche Projekte zur Steigerung der Kapazitäten. Laut dem Wasserstoff-Readiness-Index von Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC (PricewaterhouseCoopers), sind in Deutschland mindestens 120 Wasserstoffprojekte in Planung, Bau oder Betrieb und der Nationale Wasserstoffrat (NWR) schätzt den Wasserstoffbedarf bis 2030 auf 94 bis 125 Terawattstunden (TWh).
Pipeline- und Versorgungsprojekte
Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur ist entscheidend für die Versorgung der Industrie, so sollen noch 2025 die ersten 525 Kilometer des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes fertiggestellt werden, überwiegend bestehend aus umgestellten Erdgasleitungen. Dieses Netz soll bis Anfang der Dreißigerjahre auf über 9000 Kilometer anwachsen und wichtige Standorte wie Häfen, Erzeugungsanlagen und Industriezentren verbinden. Großprojekte wie das "Clean Hydrogen Coastline" planen ein Wasserstoffzentrum im Nordwesten Deutschlands, um die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben.
Prognose der Preisentwicklung über die nächsten 10 Jahre
Es ist für den langfristigen Erfolg von Wasserstoff sowohl notwendig, als auch durch Verbesserungen in Produktion und Infrastruktur zu erwarten, dass die Kosten für Wasserstoff sinken. Derzeit liegen die Produktionskosten für grünen Wasserstoff weltweit zwischen 2,7 bis hin zu unter 6,7 Euro pro Kilogramm. Wasserstoff weist eine dreifach höhere Energiedichte als Erdgas auf, dieser Preis ist also mit einer Menge von 3 kg Erdgas zu vergleichen. Geht man von einem durchschnittlichen Industriegaspreis von elf Cent pro Kilowattstunde aus, summiert sich das auf immerhin 4,3 Euro. Das zeigt, schon heute ist Wasserstoff als Energieträger durchaus konkurrenzfähig. Prognosen für das Jahr 2030 gehen von 1,82 bis 5,46 Euro pro Kilogramm Wasserstoff aus, bedingt durch fallende Kosten für erneuerbare Energien und technologische Fortschritte. In Deutschland ist zu erwarten, dass die Haushalte im Jahr 2035 zwischen 12 und 17 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) für Wasserstoff zahlen, im Vergleich dazu könnten die Erdgaspreise dann zwischen 9 und 11 ct/kWh liegen.
Fazit
Der Einsatz von Wasserstoff in der Oberflächenbranche ist schon heute interessant, auch wenn es im Bereich der Produktionsversorgung noch sehr viel zu tun gibt. Dennoch zeigt sich ganz klar eine Perspektive für eine nachhaltige Energiequelle, die gleichzeitig die Unabhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen verbessert. Mit steigender Produktion, dem Ausbau der Infrastruktur und sinkenden Kosten wird Wasserstoff in den nächsten Jahren zu einer realistischen Alternative für energieintensive Prozesse. Unternehmen sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und mögliche Einsatzbereiche frühzeitig identifizieren, um von den Vorteilen dieses Energieträgers zu profitieren.