Ecoclean GmbH

Rainer Straub
Vice President Sales & Service am Standort Filderstadt

Geschäftsfelder: Anlagen zur industriellen Bauteilreinigung & Oberflächenbearbeitung

Zielgruppen: Allgemeiner Markt, Automotive, Medizintechnik, High Purity-Reinigung von Vakuum-, Laser- und Optik-Komponenten, Entgraten

Mitarbeiter: ca. 820

Jahresumsatz: k.A.

In welchen Bereichen und wie stark hat sich die Pandemie im Jahr 2021 auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Die Pandemie hatte enorme Auswirkungen auf die Kommunikation mit unseren Kunden. Besuche, wichtige face-to-face Projektgespräche sowie Reinigungsversuche in unseren 16 Test Centern waren im ersten Halbjahr stark eingeschränkt. Dazu war die Planung und Organisation von Serviceeinsätzen aufgrund unterschiedlicher Einreise- und Quarantäneregelungen sehr zeitintensiv und kompliziert. Hier hätten wir uns eine aktuelle, transparentere Übersicht zu den Regeln gewünscht. Die Lieferketten sind leider noch immer stark geschwächt, die Materialverknappung führt neben großen Kostensteigerungen vor allem zu deutlich verlängerten Lieferzeiten und hohem Aufwand in der Beschaffung.

Welches Resümee ziehen Sie für das Geschäftsjahr 2021, wie waren Ihre Erwartungen Ende 2020?
Unsere Erwartungen waren zum Jahresbeginn aufgrund der wirtschaftlichen und pandemischen Lage eher gebremst. Nach einem sehr verhaltenen ersten Halbjahr, in dem nur wenige Projekte entschieden wurden, hat sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte jedoch deutlich verbessert. Zur Überraschung war die Auftragslage zum Jahresende 2021 sehr gut. Wichtige Entwicklungen und neue Anlagenkonzepte konnten 2021 abgeschlossen und erfolgreich am Markt etabliert werden.

Welche aktuell vorherrschenden Trends und Entwicklungen sehen Sie, zum Beispiel im Technologiebereich? Inwieweit hat ein weiteres Corona-Jahr hier Stillstand ausgelöst bzw. wo hat es möglicherweise sogar eine neue Dynamik mit sich gebracht?
Wir konnten vor allem einen Trend in der Nachfrage komplexer Sonderanlagen für gestiegene Anforderungen in den Bereichen Medizintechnik und High-Purity erkennen. Investitionen im klassischen Automotive Business sind stark eingeschränkt. Wir sehen jedoch eine Verschiebung in Regionen mit niedrigeren Herstellkosten und einen steigenden Bedarf für neue Antriebskonzepte. Dafür sind ein globaler Footprint und neue (Reinigungs-)konzepte unabdingbar.

Abgesehen von der Pandemie, gab es 2021 Auffälligkeiten/Entwicklungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Ja, der positive Auftragseingang in Q4/2021 hat gezeigt, welch hoher Investitionsrückstand und Bedarf an den globalen Märkten für industrielle Reinigungstechnologie besteht. Darüber hinaus müssen wir fast von einem Zerfall bestehender Liefer- und Transportketten sprechen, den wir in diesem Ausmaß nicht erwartet hatten. Der gesamte Maschinenbau ist durch die Materialverknappung immens gehemmt. Anlagen können nicht fertiggebaut werden, weil einzelne Komponenten fehlen. Der Aufwand bei der Beschaffung hat sich verdreifacht. Transportkosten sind explodiert. Dies wird sich negativ auf Lieferzeiten und Preise auswirken. Hier erhoffen wir uns eine Entspannung der Situation Mitte 2022.

Inwieweit beeinflussen Entwicklungen auf dem internationalen politischen Parkett – wie beispielsweise Lieferengpässe, Handelsbeschränkungen, Zölle oder politische Instabilität – Ihre Prognosen? Sind die Folgen des Brexit noch ein Thema?
Das politische Parkett hat in den vergangenen Jahren wenig dazu beigetragen, die Versorgungssituation zu stabilisieren. Man hat den Eindruck, der Gedanke einer globalen Handelswelt hat ausgedient, lokale (Staats-)interessen Priorität. Wir leben in der Hoffnung, dass die internationale Politik die Situation nicht weiter verschlimmert. Der Brexit ist für uns kein Thema, Sorgen bereiten uns eher Themen wie die Verteuerung der Energiepreise und der sich anbahnende Konflikt in der Ukraine.

Welche Absatzmärkte sind für Sie momentan besonders interessant? Auf welche internationalen Absatzmärkte wollen Sie sich zukünftig noch stärker fokussieren? Hat die Pandemie hier zu Veränderungen geführt?
Als global agierendes Unternehmen nehmen wir alle Märkte gleich ernst. Märkte waren schon immer durch lokale wirtschaftliche oder politische Ups- und Downs geprägt. Die gilt es auszugleichen. Umso mehr ist für Ecoclean eine breite Aufstellung und lokale Präsenz in Sales & Service wichtiger denn je.

Welche Rolle spielt das Thema Local-Sourcing? Haben die Turbulenzen rund um die Pandemie hier einen Paradigmenwechsel ausgelöst?
Wir sourcen, wo möglich, lokal und versuchen den aktuellen Mangel so gut wie möglich auszusteuern.

Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel/Arbeitsmarkt?
Es ist schwer gute Fachkräfte zu bekommen. Wir freuen uns daher über jede gute Bewerbung.

Welche Rolle spielten 2021 die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung (Industrie 4.0, Big Data, Prädiktive Maintenance)? Wie schätzen Sie die Priorität für die nächsten Jahre ein und hat sich diese Einschätzung durch den Pandemieverlauf verändert?
Hier sehen wir keine Änderung zu 2020.

Wie schätzen Sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein, für 2022 und die folgenden Jahre ein? Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich, wo sehen Sie ihr Unternehmen und die Branche in drei Jahren?
Abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Pandemieverlauf werden wir uns auch 2022 positiv weiterentwickeln. Unser Ziel ist es, weiterhin unser breites Kundenklientel gut zu betreuen, sei es in Europa, Asien oder NAFTA. Mit der erfolgreichen Gewinnung neuer Kunden in 2021 und einer breiten Diversität an Branchen blicken wir optimistisch auf die kommenden beiden Jahre. Prognosen über 2023 hinaus halte ich aufgrund der Erfahrungen seit 2018 für reine Spekulation.

Welche Prioritäten und Entwicklungsziele stehen 2022 für Ihr Unternehmen auf der Agenda?
Wir verfolgen die Umbrüche in den unterschiedlichen Industriesegmenten und Regionen dieser Welt genau. Dort wo ein dringender Handlungsbedarf entsteht, werden wir schnell reagieren. Das ist in der Umsetzung schon Herausforderung genug. Darüber hinaus erhoffen wir uns eine Normalisierung des Beschaffungsmarktes, der umgehend zu mehr Planungssicherheit führt. Damit haben dann auch unsere Kunden wieder die Möglichkeit, sichere und schnelle Entscheidungen zu treffen.