LPW Reinigungssysteme GmbH
Gerhard Koblenzer, Geschäftsführender Gesellschafter der LPW Reinigungssysteme GmbH
- Geschäftsfelder: Anlagen für Industrielle Teilereinigung
- Zielgruppen: Allgemeiner Markt, Automotive-Zulieferer; Medizintechnik, AM-Postprocessing, Laser-/Vakuumtechnik, Optik
- Mitarbeiter: circa 80
- Jahresumsatz: circa € 15 Mio.
- In welchen Bereichen und wie stark hat sich die Pandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
- Welche Strategien haben Sie verfolgt bzw. erarbeitet – was würden Sie mit dem heutigen Wissensstand anders machen?
- Wie bewerten Sie die Maßnahmen der Regierung, auch in Bezug auf Hilfsprogramme für die Wirtschaft?
- Wie wurde die Geschäftstätigkeit beeinflusst (zum Beispiel Kommunikation zwischen Unternehmen, Abwicklung von bestehenden Aufträgen)?
Wir erleben eine massive Störung der wirtschaftlichen Grundfunktionen durch COVID-19, die sich auf die bestehende Strukturkrise gesetzt hat. Auf die Krise haben wir uns schon vor Jahren vorbereitet. Doch Covid war natürlich nicht vorhersehbar. Der erste Lockdown hat Lieferketten zu Beginn massiv gestört, das wirkt bis heute nach. Die Auftragsabwicklung war anfangs etwas schwieriger, pendelte sich doch nach kurzer Zeit wieder auf Normalmaß ein – ebenso wie die Anfragen. Die staatlichen Maßnahmen haben natürlich geholfen und bisher das Schlimmste vermieden. Doch damit sind natürlich nicht alle Probleme kompensiert.
- Welches Resümee ziehen Sie für das Geschäftsjahr 2020, wie waren Ihre Erwartungen Ende 2019?
Wir hatten einen enormen Auftragseingang, daher waren unsere Erwartungen für 2020 entsprechend hoch. Die ursprünglichen wirtschaftlichen Ziele haben wir nicht erreicht, wenngleich wir in den vergangenen Monaten deutlich aufholen konnten. Trotz Covid und anfänglicher Investitionszurückhaltung. Unsere Entwicklungsziele sind jedoch weitestgehend erreicht.
- Wie hat sich Corona auf Ihre Branche ausgewirkt und wie hat sich die Pandemie auf bis dahin vorherrschende Trends und Entwicklungen, zum Beispiel im Technologiebereich ausgewirkt? Inwieweit hat das Corona-Jahr Stillstand ausgelöst bzw. wo hat es möglicherweise sogar eine neue Dynamik entfacht?
Corona hat viel schneller als gedacht zu einem Einbruch in den klassischen Aufgabenfeldern geführt. Veränderungsprozesse, die zuvor auf Jahre ausgelegt waren, vollziehen sich nun innerhalb weniger Monate. Trotzdem werden viele Geschäftsfelder nach der Krise gestört oder dauerhaft geschädigt sein.
- Abgesehen von der Pandemie, gab es 2020 Auffälligkeiten/Entwicklungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Nein. Wir erleben lediglich eine massive Beschleunigung bereits bekannter Trends.
- Inwieweit beeinflussen Entwicklungen auf dem internationalen politischen Parkett – wie beispielsweise pandemiebedingte Beschränkungen, Einfuhrzölle, Handelsbeschränkungen oder politische Instabilität – Ihre Prognosen?
- Welche Rolle Spielt die US-Präsidentenwahl?
- Welche Rolle spielt der Brexit?
Ein stabiler und verlässlicher Handel zwischen den globalen Kernmärkten und eine Perspektive auf ein Ende der Coronakrise sind aktuell von großer Wichtigkeit. Das erste hängt stark mit der US-Wahl zusammen. Das Zweite hat erheblichen Einfluss auf die Zuversicht für 2021 und somit auf die Investitionsentscheidungen. Der Brexit wirkt sich auf unser Unternehmen nicht aus.
- Welche Absatzmärkte sind für Sie momentan besonders interessant? Auf welche internationalen Absatzmärkte wollen Sie sich zukünftig noch stärker fokussieren?
Wir haben uns in den Kernregionen Europas, Asiens und Nordamerikas mit unseren Partnern vor Ort stark engagiert. Lokale Produktion sowie Serviceaktivitäten sind weiter im Ausbau.
- Welche Märkte haben (für Sie) an Bedeutung gewonnen/verloren?
Der klassische Powertrain im Automotivesektor sowie das Standardanlagengeschäft im allgemeinen Markt wird in den kommenden Jahren weniger Nachfrage bringen. Dafür sind vollautomatisierte Systeme für die Fein- und Feinstreinigung gefragt, Anforderungen aus den neuen Mobilitätskonzepten, kamerabasierte Systeme und Sensortechnik, Additive Fertigung, Laser- und Vakuumtechnik sowie der Bereich der Elektronik und der Medizintechnik werden einen deutlich stärkeren Bedarf an Technischer Sauberkeit in der gesamten Prozesskette einfordern.
- Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel/Arbeitsmarkt?
Ein wichtiges Thema, gerade im Mittelstand. LPW bildet aktuell intensiv für den eigenen Bedarf aus, hat jedoch weiter Bedarf an spezialisierten Applikationstechnikern, Vertriebsmitarbeitern und Fachkräften für den Service.
- Welche Rolle spielten 2020 die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung (Industrie 4.0, BigData, Predictive Maintenance)? Wie schätzen Sie die Priorität für die nächsten Jahre ein und hat sich diese Einschätzung durch den Pandemieverlauf verändert?
Diese Themen sind länger existent und wurden jetzt beschleunigt. Für die Basisprozesse entwickeln sich tragfähige Industriestandards, die in die tägliche Arbeit eingebunden werden. Für unsere Branche ist es wichtig, validierbare Lösungen für die Technische Sauberkeit in der Prozesskette zu realisieren.
- Wie schätzen Sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein, für 2021 und die folgenden Jahre ein? Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich, wo sehen Sie ihr Unternehmen und die Branche in drei Jahren?
Wir erwarten eine deutlich stärkere Nachfrage bei unseren bisherigen Geschäftsfeldern sowie bei qualifizierten Dienstleistungen in den Gesamtprozessen aller Industriebereiche.
- Welche Prioritäten und Entwicklungsziele stehen 2021 für Ihr Unternehmen auf der Agenda? Welche Erwartungen haben Sie an das nächste Jahr?
Anhand der jetzigen Signale erwarten wir eine deutliche Erholung der Wirtschaft ab dem 2. Quartal 2021.
- Welche Kundenanforderungen erwarten Sie 2021?
Nichts Bestimmtes. Die „neuen“ Anforderungen sind bereits eine alltägliche Herausforderung.
- In welchen Bereichen planen Sie Veränderungen und/oder Investitionen?
Wir haben bereits viele Investitionen in etwa das neue reinraumbasierte Test- und Dienstleistungszentrum mit Lohnreinigung, in neue Prozesse und Verfahren, Anlagentechnik und vor allem in die Personal-Qualifikation getätigt. Des Weiteren läuft die Prozessdigitalisierung auf Hochtouren.