Rybak + Hofmann rhv-Technik GmbH + Co. KG

Geschäftsfelder: Oberflächenveredelung durch thermisches Spritzen, Laserschweißen und 3D-Druck inkl. mechanischer Fertigung

Zielgruppen: Dichtungs- und Pumpenindustrie, Verpackungs- und Lebensmitteltechnik, Maschinen- und Werkzeugbau, Energie-, Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsbranche

Mitarbeiter: 50

Jahresumsatz: 6 Mio. Euro

Gesprächspartner: Claudia Hofmann, Geschäftsführende Gesellschafterin, Strategieentwicklung + Marketing rhv

Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2022? Zum Beispiel bezüglich Auftragslage, Auftragseingang, Umsatz und allgemeiner Entwicklung?
Das Jahr 2022 war bezüglich Auftragseingang und Umsatzlage wesentlich besser als noch zu Beginn des Jahres erwartet. Die Themen wie Covid, Ukraine, Lieferkettenengpässe und Energieversorgungssicherheit hatten auf die Geschäftsentwicklung weniger schlimme Auswirkungen als befürchtet, wenn gleich die Themen politisch gesehen anders zu bewerten sind. Die anhaltenden Preissteigerungen sind ebenfalls kritisch zu bewerten.

Wie stark waren Sie von Lieferketten-Problemen betroffen? Wie hat sich die Problematik im Laufe des Jahres entwickelt, was erwarten Sie diesbezüglich im nächsten Jahr? Wie weit oben auf der Agenda steht das Thema Local-Sourcing?
Das Lieferkettenthema hat uns unmittelbar nur sehr wenig betroffen. Wir hatten Anfang 2022 sicherheitshalber unsere Lagerbestände erhöht, bzw. von systemrelevanten Einzelteilen für unseren Maschinenpark Ersatzteile auf Lager gelegt, die bisher just in time lieferbar waren. Außerdem haben wir unseren gesamten Einkaufs- und Bestellprozess angepasst, indem wir längere Lieferzeiten einkalkuliert und alternative Einkaufsstrategien entwickelt haben, das heißt wir haben uns verstärkt immer wieder die Frage gestellt, ob wir alternative Herstellverfahren entwickeln können, alternative Produkte einsetzen können oder ganz klassisch weitere Anbieter ausfindig machen können. Mittelbar hat uns das Thema allerdings schon getroffen, da wir als Lohnfertiger die zu veredelnde Ware von unserem Kunden beigestellt bekommen. Wenn unser Kunde allerdings Lieferengpässe hatte und somit keine Aufträge an uns ausliefern konnte, ist es dann auch zu unserem Thema geworden.

Wie hatten Sie sich die Entwicklung 2022 vorgestellt, bevor der Angriff auf die Ukraine stattfand und welche direkten Folgen hatte der militärische Angriff auf die Ukraine für Ihr Unternehmen?
Abgesehen von der Entwicklung der Energiepreise, hatte der Angriff für unser Unternehmen keine direkten Folgen.

Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen die Entwicklungen auf dem Energiesektor?  Haben die Entwicklungen zu einem strategischen Umdenken bezüglich der Energieträger/Nachhaltigkeit geführt? Sehen Sie die Gefahr eines verstärkten wirtschaftlichen Einbruchs, wenn seitens der Politik in der jetzigen Energie-Versorgungslage die Reduzierung von CO2-Emissionen zu stark in den Vordergrund gestellt wird?
Die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit steht nicht erst seit dem Ukrainekonflikt im Raum. Änderungen hinsichtlich der Anlagentechnik sind nur langfristig umsetzbar und deshalb schon seit geraumer Zeit bei uns auf der Agenda. Der Ruf nach einer CO2-neutralen Produktion wird kundenseitig immer lauter. Diesbezüglich sind wir in mehreren Arbeitskreisen, denn das Thema kann nur im Kollektiv sinnvoll gelöst werden. Zudem ist es wichtig, durch entsprechende Kompetenzgremien sinnvolle Dialoge mit der Politik zu führen und realistische Ziele zu stecken. Das Thema Wasserstoff ist für unsere F+E-Abteilung ein Thema, um neue Kunden-Produkte, z.B. für die Verwendung und Verarbeitung von Wasserstoff zu entwickeln. Die unsichere und ungleichmäßige Energieversorgung wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Insgesamt wird hier das Stichwort Dezentralisierung sein.

In welchen Bereichen profitieren Sie gegebenenfalls von der verstärkten Nachfrage nach ressourceneffizienteren Prozessen/Anlagentechnik?
Unsere Kunden sind stark im Dichtungs- und Pumpensektor vertreten – ein klassischer Einsatzfall, wenn es um Ressourceneffizienz geht. Hier werden die Anforderungen an die Anlagen und deren Bauteile immer höher. Da wir entwicklungsseitig sehr gut aufgestellt sind, sind wir genau die richtigen, um bei diesen Leistungssteigerungen mit zu gehen.

Welche Erwartungen haben Sie für das nächste Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Wir sehen 2023 als ein Jahr der Grundsteinlegung für wesentliche Veränderungen in der Arbeitswelt. Angesichts der vielen negativen Meldungen könnte man zwar von einer schlechten, eher düsteren Ausgangslage ausgehen, aber wenn ich die unzähligen innovativen und agilen Strömungen und Ideen beobachte, die von vielen jungen Menschen ausgehen, dann muss nur noch politikseitig ein guter Nährboden geschaffen werden, um als Land konkurrenzfähig zu bleiben. Als Unternehmen gehen wir vorsichtig optimistisch in das Jahr 2023 weil wir in der Lage sind, uns strukturell schnell an sich verändernde Prozesse und Gegebenheiten anpassen zu können, sowie produktseitig sehr gut aufgestellt sind

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt, welche Rolle spielt für Sie der in vielen Bereichen anstehende Generationenwechsel, wenn erfahrene  Mitarbeiter aus dem Erwerbsleben ausscheiden?
Der Fachkräftemangel ist auch für uns ein Thema. Wir bilden Teams, in denen altes gewachsenes KnowHow und junge Ideen in Form von alten und jungen Mitarbeitern zusammen arbeiten und sich gegenseitig befruchten. Damit ist während der Übergangszeit ein guter Wissens-Austausch garantiert. Zudem kommen viele ausgeschiedene Mitarbeiter wieder gerne als Teilzeitkräfte zurück, um noch als Ratgeber zur Seite zu stehen, wenn mal Probleme auftauchen.

Welche Folgen sehen Sie aus dieser Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Wenn Deutschland nicht schnellst möglich seine Haltung zum Thema Digitalisierung, IT, Künstliche Intelligenz und alles was damit verbunden ist, ändert, hängt sich Deutschland selber ab und macht sich vollkommen uninteressant. Die Bereiche Personalmangel, Effiziente Produktion usw. lassen sich nur damit lösen.

Welche Erwartungen haben Sie für das das nächste Jahr, welche Herausforderungen sehen Sie?
Das Jahr 2023 wird ein Jahr der Umkrempelung. Die Welt ist dabei sich radikal zu verändern. Noch nie hatten wir so viel Chancen, Prozesse und Denkweisen nachhaltig und meiner Meinung nach leicht zu verändern, wie jetzt. Die Chance sollten wir uns nicht nehmen lassen.