Alles in einer Anlage beschichten
Effiziente Beschichtung unabhängig von Stückzahl, Größe, Gewicht und Geometrie der Teile
Ein Lohnbeschichter expandiert und wählt für den neuen Standort eine Beschichtungsanlage, die durch ihre modulare Bauweise höchstmögliche Flexibilität bietet. Das Abwasser erreicht dank Verdampfer und Ionentauscher einen sehr hohen Reinheitswert.
Das Lohnbeschichtungsunternehmen Limbacher Oberflächenveredelung GmbH (LOV) bietet seinen Kunden die gesamte Bandbreite an Metall-, Kunststoff und Holzbeschichtungen. Gegründet wurde das sächsische Unternehmen 1998. Mittlerweile beschäftigt der stetig wachsende Lohnbeschichter 63 Mitarbeiter, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Das Team um Geschäftsführer Uwe Jentsch hat sich einer hohen Beschichtungsqualität verschrieben und ist GSB-Master-Mitglied. Die GSB ist eine Qualitätsgemeinschaft für Oberflächenveredelung. Sie sichert die Qualität von Beschichtungen mittels Pulver- und Flüssiglack für Bauteile aus Aluminium, Stahl und verzinktem Stahl für die Architekturanwendung und für die Industrie.
Synergien als Team nutzen
Weil die Kapazitäten der Limbacher Oberflächenveredelung am Standort Limbach zunehmend an ihre Grenzen stießen und man immer wieder Aufträge ablehnen musste, suchte Geschäftsführer Uwe Jentsch nach einer externen Möglichkeit der Expansion. Die fand man in Form einer leerstehenden Industriehalle bei der Firma Schwalbe Metallbau aus dem nahegelegenen Mülsen. Schwalbe Metallbau ist ein enger Geschäftspartner des Limbacher Oberflächenveredlers aus einem lokalen Fertigungsnetzwerk in dem mehrere sächsische Unternehmen ihr Know-how bündeln und gemeinsam Industrieprojekte unter anderem aus dem Maschinenbau, Schienen- und Sonderfahrzeugbau oder der Medizintechnik realisieren. Schwalbe und LOV arbeiten nicht nur im Netzwerk eng zusammen: „Rund ein Fünftel unseres Jahresumsatzes generieren wir mit Schwalbe“, erklärt LOV-Qualitätsmanager Jörg Seiche. Insofern war eine Intensivierung der Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Standort von großem, beiderseitigem Interesse.
Doch wie sollte die Beschichtungsanlage für die neue Niederlassung aussehen? „Wir haben uns überlegt, welche Technik wir auf lange Sicht benötigen, um den Wünschen unserer Kundschaft noch besser gerecht zu werden. Und wie wir mit Alleinstellungsmerkmalen neue Kundenkreise gewinnen können. Wir sind dann sehr schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass sich unsere Vorstellungen am besten mit der modularen Bauweise der Jumbo-Coat-Anlagen umsetzen lassen.“, erklärt Jentsch. „Wir haben in einem vorherigen Projekt bereits erfolgreich im Team mit Meeh umgesetzt und profitieren immer wieder gern von dieser enormen Kompetenz der gesamten Belegschaft, allen voran aber vom Geschäftsführer Ulrich Meeh.“
Für Jörg Seiche spielt auch die große Zuverlässigkeit des Anlagenbauers eine wichtige Rolle: „Als wir 2017 unsere Nasslackierung umgebaut haben, hatten wir ein Zeitfenster von exakt vier Wochen und keinen Tag mehr; unsere Beschichtung war kurzfristig bei einer anderen Firma ausgelagert. Die Firma Meeh hatte uns für den 20. Dezember die Fertigstellung inklusive Übergabe zugesichert – und genauso lief es: Vier Tage vor Weihnachten war alles abgeschlossen, die Anlage konnte in Betrieb gehen. Und, nebenbei bemerkt, stimmte wie immer auch die Qualität.“
Redundanz sicherstellen
Für die Anlagentechnik am neuen Fertigungsstandort legte das LOV-Team dann verschiedene Prioritäten fest. Dazu zählte, dass an beiden Standorten der Qualitätsanspruch gleichermaßen gewährleistet sein sollte. Zwischen beiden Anlagen sollte die Redundanz möglichst hoch sein, denn wenn es einmal zu einem Ausfall kommen sollte, muss es am jeweils anderen Standort nahtlos weitergehen können. Für künftige Aufträge sollte die Flexibilität in der Abarbeitung von Klein-, Mittel und Großaufträgen erhöht werden. Um auch weiterhin gegenüber dem regionalen Wettbewerb Alleinstellungsmerkmale zu haben, sollte die Anlage in Bezug auf Beschichtungsfenster, Teilegewichte und Teilegeometrie eine möglichst hohe Bandbreite abdecken. Außerdem wollte man optional Hand- und Automatikbeschichtung parallel durchführen können. Zu guter Letzt sollte die neue Anlage umweltfreundlich und ressourcenschonend arbeiten.
Die Oberflächenexperten von LOV besichtigten verschiedene Meeh-Anlagen im Umkreis. „Es gibt hier viele Jumbo-Coat-Modelle, aber jede ist auf ihre Weise ein Unikat und immer auf die speziellen Anforderungen der Kunden zugeschnitten. Sie haben einen recht einfachen Aufbau, aber die Details stimmen“, lobt Seiche. Firmengründer und Geschäftsführer Ulrich Meeh hat das Projekt und vor allem die Zusammenarbeit mit dem Limbacher Oberflächenveredler jede Menge Spaß bereitet: „LOV fordert mich auf besondere Weise heraus – das gefällt mir gut. Wir waren ein wirklich gutes Team.“
Beschichtungsfenster erhöhen
Schließlich, im Februar 2020 fiel die Entscheidung für die modular aufgebaute Jumbo-Coat-Technik, mit der das Beschichtungsfenster auf 10.000 x 3000 x 3000 mm (L x B x H) und das Teilegewicht auf 2 Tonnen erhöht werden konnte. Die Jumbo-Coat-Anlage beinhaltet eine Pulversprühkabine für Großteile mit einer Bodenabsaugung und eine automatisierte Pulversprühkabine. Das duale Pulverkabinensystem ermöglicht sowohl eine automatische Pulverbeschichtung für flächige Teile als auch eine Handbeschichtung für komplexe Teilegeometrien. Für die Trocknung gibt es sowohl einen indirekt gasbeheizten Pulvertrockner als auch einen Haftwassertrockner, der aus Redundanz-Gründen baugleich wie der Pulvertrockner ist. Vorbehandelt werden die Werkstücke in einer Edelstahl-Waschkabine – entweder automatisch oder manuell.
Rückgewinnung von VE-Wasser mit Verdampfer und Ionentauscher
Die Waschkabine erlaubt dank der verschleppungsarmen Bauweise die separate Vorbehandlung von Aluminium und Stahl. Hier lassen sich bis zu zehn Prozesse durchführen, vom Spülen bis zum Passivieren. Weil Verschleppung sonst bei Kammervorbehandlungen immer ein Thema ist, entschieden sich Jentsch und Seiche für eine kaskadische Steuerung der Vorbehandlungschemie, bei der sich die Bäder über mehrere Becken automatisch auffüllen. Als Lieferanten setzt LOV auf die Firma Nabu, die bereits den Stammsitz in Limbach-Oberfrohna beliefert. „Für uns bedeutet das eine einfachere Lagerhaltung, zudem kennen die Mitarbeiter die Chemie bereits sehr gut. Die Qualitätssicherung für beide Standorte läuft zentral in Limbach“, so Seiche.
Sämtliche Prozessabwässer werden mittels Verdampfer und Ionentauscher des Herstellers Hartmann wieder zu reinem VE-Wasser aufbereitet. Das separierte Schmutz-Konzentrat wird über Umweltdienste entsorgt. „Damit sind unsere Beschichtungsprozesse nicht nur komplett abwasserfrei, sondern wir haben auch immer genug Wasser für die Schlussspüle in bester Qualität zur Verfügung: Die VE-Wasserqualität liegt bei zehn bis 15 Micro-Siemens“, erklärt der Qualitätsmanager.
Die Be-, Entladung der Anlage erfolgt über eine Handschiebebahn mit drei ElektroQuerfahrbühnen und zwei Hub-Senk-Stationen. Eine Verdampferanlage von der Firma Hartmann rundet die Anlage ab.
Der Aufbau der Anlage begann im April 2020 unter Einhaltung aller Sicherheits- und Abstandsvorkehrungen. Davor musste die ehemalige Lagerhalle jedoch erst einmal einer Komplettsanierung unterzogen werden. So bekam sie unter anderen einen neuen Hallenfußboden, Büroeinbauten und eine optisch ansprechende, wärmegedämmte Außenfassade. Alle anlagenbedingten Medien wurden neu installiert.
Die Anlage wurde trotz Corona mit all ihren Besonderheiten verzugsfrei fertiggestellt. Dank ihres modularen Konzepts kann sie jederzeit wachsen und ermöglicht damit auch noch weitere Prozessvarianten. Weitere Komponenten lassen sich auf Wunsch hinzufügen. Die Anlage ist zudem resistent gegen ungeplante Auftrags- beziehungsweise. Personalschwankungen. Sie ist im Notfall mit nur zwei Mitarbeitern bedienbar.
Meeh Pulverbeschichtungs- und Staubfilteranlagen GmbH
www.jumbo-coat.de
LOV GmbH
www.lov.de