Trotz erheblicher Fortschritte bei der Pulverförderung ist die tatsächliche Pulvermenge pro Zeiteinheit, die vorne an den Pistolen austritt, nicht messbar und somit auch nicht direkt regelbar. Die Schwankungen diesbezüglich können je nach Prozessführung erheblich sein und erfordern in der Regel Sicherheitszuschläge bei der Beschichtung. Nicht zuletzt das real existierende Korngrößenspektrum eines Pulverlackes ist, wenn eine Anlage auf Rückgewinnung läuft, eine weitere nur näherungsweise abschätzbare Größe, die jedoch großen Einfluss auf die Pulverförderung hat. Hinzu kommt, dass auch der Auftragswirkungsgrad, also wieviel von dem Pulver, dass aus den Pistolen austritt, tatsächlich auf dem Bauteil haften bleibt, zahlreichen Einflüssen unterliegt. Wenn also ein engeres Prozessfenster bezüglich der Schichtdicke gefragt ist, ist eine regelmäßige Messung der Schichtdicke obligatorisch. Deshalb nutzen Betriebe mit entsprechenden Qualitätsanforderungen zunehmend berührungslose Schichtdickenmessungen vor dem Einbrennprozess. Doch selbst wenn bei jedem Bauteil manuell eine charakteristische, aussagefähige Schichtdickenverteilung erfasst wird, lässt sich so keine Schichtdickenregelung in dem Sinne realisieren, da dass ständige Nachführen der Beschichtungsparameter von Bauteil zu Bauteil für den Anlagenführer nicht leistbar wäre. Soll also das Potential einer solchen Schichtdickenmessung in Bezug auf Schichtdickenminimierung, Qualität und insgesamt Ressourcenschonung voll ausgeschöpft werden, ist eine automatische Schichtdickenregelung notwendig.
Der Technologietag Mitte Juni bei MS Oberflächentechnik AG in Balgach zeigte diesbezüglich eine vielversprechende Entwicklung, die sich mit einem überschaubaren Invest und Aufwand umsetzen lässt: eine Closed-Loop-Regelung mit einem thermografisch arbeitenden Handmessgerät, dem Coatmaster Flex, der direkt mit der Steuerung der MS-Pulverbeschichtungsanlage kommuniziert und es so über einen Regelalgorithmus ermöglicht, bei Bedarf für jedes Teil am Förderer kontinuierlich die Schichtdicke zu optimieren. Möglich wird das zum einen durch die erheblich gesteigerte Leistungsfähigkeit der aktuellen Generation des verwendeten Messgerätes, als auch der Präzision der Applikationstechnik. Bei der Veranstaltung gelang vor den Besuchern in einem Regelzeitraum von 30 Sekunden eine beinahe punktgenaue Anpassung von einer Ausgangsschichtdicke von 25 µm auf rund 80 µm.
Ebenfalls vorgestellt und demonstriert wurden in Balgach aktuelle Entwicklungen im Bereich KI-Tools, hier stellte Coating AI den aktuellen Entwicklungsstand von dem inzwischen für den Serieneinsatz verfügbaren „Flightpath“ zur Optimierung der Beschichtungshomogenität und des sich noch in Entwicklung befindlichen „Copilot“ für die umfassende Optimierung der Beschichtungsparameter vor. Bei beiden Tools gelangen in den letzten Monaten erhebliche Weiterentwicklungen in Bezug auf Funktion und Bedienung.
Lesen Sie mehr Details und Hintergründe über die spannenden Themen des Events in dem ausführlichen Bericht in der mo-Ausgabe 8-9 oder in Kürze online auf oberflaeche de.