Künstliche Intelligenz gegen Prozessschwankungen

Anzeige Top-Story | Erstellt von CB

Ein spezieller Algorithmus soll künstliche Intelligenz als effektives Instrument nutzen, damit Beschichtungsanlagen unter wirklich allen Umständen ihre Aufgaben erfüllen können: die Applikation homogener und gleichmäßiger Schichten.

Künstliche Intelligenz und ihre Vorteile im Produktionsalltag sind schon lange Thema in der Industrie – doch wie anfänglich bei der Industrie 4.0 folgen vielversprechenden Worten noch eher selten entsprechende Taten.  In der Oberflächenbranche sind bisher wenige konkrete Ansätze in diese Richtung vorhanden und die, die es gibt, zielen überwiegend in Richtung der Automobilindustrie. Nun verspricht aber eine neue strategische Kooperation zweier Unternehmen eine Anwendungsperspektive für eine Anlagenregelung mit künstlicher Intelligenz, die auch für die allgemeine Industrie geeignet ist. Hierbei geht es um die weltweit erste und umfassende Closed-Loop-Lösung für teil- und voll-automatisierte Pulver-Beschichtungsprozesse – laut coatingAI. Auch wenn der Begriff Closed-Loop in unserer Branche nicht das erste Mal fällt, so war damit bisher doch überwiegend die Anpassung eines einzigen Parameters gemeint – der Pulvermenge. Unter Berücksichtigung der zahlreichen Einflussfaktoren auf eine Beschichtungsanlagen von der Luftfeuchtigkeit und Temperatur über die Elektrostatik bis hin Korngrößenverteilung beim Pulverlack ist der Ansatz, auf Schichtdickenschwankungen ausschließlich durch Veränderungen des Pulverausstoßes zu reagieren, nur eingeschränkt erfolgversprechend.

Das noch junge Unternehmen coatingAI verfolgt hier den Ansatz, alle wichtigen Parameter rund um eine Pulverbeschichtung in den Algorithmus mit einzubeziehen, um auch bei schwierigen Rahmenbedingungen eine optimale Anlageneinstellung zu ermöglichen. Laut Marlon Boldrini, CEO der coatingAI AG, ist der Algorithmus bereits so weit, an zweidimensionalen, einfachen Bauteilen in der Praxis getestet zu werden. Die bisherige oder zukünftige Weiterentwicklung des Algorithmus hängt sehr stark von einer präzisen und auch flächenhaften Schichtdicken Messung ab, anhand derer die Auswirkungen von Variationen einzelner Parameter erlernt werden können. Insofern ist die nun besiegelte strategische Partnerschaft mit Coatmaster, dem Hersteller und Entwickler photothermischer Schichtdicken Messgeräte, ein wichtiger Schritt. „Die Kombination von Coatmaster's Advanced Thermal Optics Technologie für die berührungslose Schichtdickenmessung und intelligenten Algorithmus-gesteuerten Computer-Vision- und Machine-Learning-Technologien macht zwei leistungsstarke Werkzeuge des digitalen Zeitalters nutzbar, um echte Vorteile für die Unternehmen - und die Umwelt - zu liefern“, so Boldrini.

Prof. Dr. Nils Reinke, Co-Founder & Co-CEO der coatmaster AG, kommentiert: „Mit der strategischen Zusammenarbeit mit coatingAI schaffen wir einen Meilenstein in der Pulverbeschichtung. Zwei Große Herausforderungen stehen dabei besonders im Fokus: die Produktion von Qualitätsbeschichtungen und die Überwindung des Fachkräftemangels – bei bestmöglicher Anlagenrentabilität.»

Auch wenn der coatingAI-Algorithmus noch Entwicklungsarbeit erfordern wird, bevor er tatsächlich in der täglichen Beschichtungspraxis eingesetzt werden kann, bietet er ein realistisches Potenzial, eine sehr hohe Prozessstabilität und Prozessautonomie für Pulverbeschichtungsprozesse zu erreichen, die aufgrund der vielen berücksichtigten Einflussfaktoren an Beschichtungsanlagen deutlich über das hinausgeht, was auch erfahrenste Anlagenführer erreichen können. Auch unter dem zunehmenden Mangel an hochqualifizierten Mitarbeitern könnte ein solcher Algorithmus eine vielversprechende Perspektive sein.

Lesen Sie mehr über die möglichen Qualitätssteigerungen in der Praxis durch photothermische Messverfahren - in Kürze in der Ausgabe 4/2022 des Magazins Oberflächentechnik und auf oberflaeche.de.

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