Vor mehr als drei Jahren verkündete die EU-Kommission den Green Deal, der verlangt, dass bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen auf 60 Prozent der 1990 emittierten Menge erreicht wird. Bis 2045 soll dann endgültig Klimaneutralität erreicht werden. Dass erscheint nicht nur Fachleuten angesichts der aktuellen Entwicklungen rund um die nachhaltige Energieerzeugung mehr als ambitioniert. Noch dazu gibt es bisher wenig Konkretes, an dem sich die Industrie orientieren könnte - und das obwohl angesichts der gravierenden notwendigen Änderungen der Produktionsweisen die Zeit drängt. Ist diese Ziellinie tatsächlich ernst gemeint, muss sich vieles und auch noch sehr schnell ändern. Die Kommission will hier durch Initiativen die regulatorischen Rahmenbedingungen vereinfachen und Bürokratie abbauen, damit sich wichtige Industrien in der EU besser entwickeln können, Genehmigungsverfahren beschleunigen und auch den Zugang zu Finanzierungen vereinfachen. Auch der Zugang zur kritischen Rohmaterialen soll verbessert werden. Im März sollen hierzu legislative Vorschläge veröffentlicht werden, aber es bleibt abzuwarten, inwieweit es dabei gelingt, die tatsächlichen Bedürfnisse der Wirtschaft zu erfüllen.
Insbesondere energieintensive Unternehmen, und dazu gehören zweifellos viele Betriebe in der Oberflächenbranche, von Galvaniken über Verzinkereien bis hin zu Lackierereien, werden sich intensiv mit dem „Green Deal“ auseinandersetzen müssen. Deshalb ist es wichtig, auch wenn noch nicht viel geregelt ist, frühzeitig mit einer Bestandsaufnahme anzufangen und festzustellen, wo und wieviel Treibhausgase im Fertigungsprozess verursacht werden. Allein die Erhebung der eigenen Daten zum CO2-Ausstoß, deren Analyse und die Entwicklung von Strategien zur Reduzierung erfordert Zeit. Zu bedenken ist außerdem, dass nicht nur die unmittelbar im Betrieb verursachten, sondern auch vor und nachgelagerte Emissionen zu berücksichtigen sind. Der Green Deal unterteilt das in Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Auch der CO2-Produktpass ist ein Thema, mit dem sich Unternehmen verstärkt beschäftigen müssen. Wie lassen sich CO2-Emissionen für ein Produkt über eine verzweigte Fertigungskette mit minimalem Bürokratie- und Kostenaufwand zusammenfassen?
Ein konkretes Beispiel zur Auseinandersetzung mit dem „Green Deal“ in der Oberflächentechnik finden Sie in der März-Ausgabe des Magazins für Oberflächentechnik oder in Kürze online auf oberflaeche.de