Brand und Explosionen: Die verdrängte Gefahr

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Zwischen Pflicht und Praxis: Warum viele Unternehmen Mängel beim Ex-Schutz mehr oder weniger bewusst hinnehmen – trotzdem erstaunlich wenig passiert und wie es besser geht

Für eine Explosion sind zwei Dinge notwendig: ein zündfähiges Gemisch und eine Zündquelle. Zündfähige Materialien sind in Beschichtungsbetrieben in aller Regel zahlreich vorhanden – von Pulverlacken und feinem Pulverlackstaub über lösemittelhaltige Nasslacke bis hin zu anderen brennbaren Stoffen. Auch Zündquellen sind meist keine Seltenheit: angefangen beim nicht EX-zugelassenen Staubsauger bis hin zu defekten oder gar nicht angeschlossenen Erdungen an Geräten. Selbst ungeeignetes Schuhwerk kann zur Gefahr werden.

Je weniger sich ein Betrieb mit dem Thema Brandschutz auseinandersetzt, aktiv Brand- und Explosionsschutz betreibt und je schwächer das Gefahrenbewusstsein der Mitarbeitenden ausgeprägt ist, desto häufiger entstehen im Betrieb explosionsfähige Gemische – und auch die Zahl erzeugter Funken steigt. Das bedeutet allerdings nicht, dass es jedes Mal zu einer Explosion kommt, wenn sich ein solches Gemisch bildet. Der Vergleich mit dem Ottomotor ist hier durchaus treffend: Denn der Funke wird erst zum Zündfunken, wenn ein zündfähiges Gemisch und ein Funke an einem Ort zusammentreffen.

Das Tückische daran: Viele Betriebe wiegen sich in falscher Sicherheit, weil „ja über Jahre nichts passiert ist.

Glückliches Timing rettet täglich viele Betriebe

Dass nichts passiert, liegt jedoch häufiger, als man hoffen möchte, nicht an fehlenden Risiken und Gelegenheiten – sondern schlicht an glücklichem Timing. Fakt ist: Der Explosionsschutz wird in der Oberflächenbranche, insbesondere in Lackier- und Pulverbeschichtungsanlagen, nicht selten eher stiefmütterlich behandelt.

Hinzu kommt: Je angespannter die wirtschaftliche Lage, desto eher sinkt die Bereitschaft, Zeit und Geld in vorbeugenden Explosions- und Brandschutz zu investieren. Laut einem Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung kam es allein in den letzten fünf Jahren in Deutschland zu über 50 relevanten Vorfällen in der Oberflächenverarbeitung – darunter ein Fall in Niedersachsen, bei dem eine unzureichend gewartete Lackieranlage ein Feuer mit sechsstelliger Schadenssumme verursachte. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt, doch das Werk war wochenlang außer Betrieb.

Das Risiko ist also absolut real – und der Schaden im Ernstfall potenziell existenzbedrohend. Hinzu kommt: Es existieren zahlreiche gesetzliche Regelungen und Vorschriften für den Umgang mit brennbaren Stoffen und den Betrieb entsprechender Anlagen. Deren Nichteinhaltung kann – gerade im Schadensfall – im Nachhinein mit wenig Aufwand nachgewiesen werden. Entsprechend häufig ist in solchen Fällen auch mit massiven strafrechtlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen zu rechnen.

In unserer Ausgabe 5 berichten wir deshalb ausführlich über gesetzliche Anforderungen, häufige Versäumnisse, Best Practices sowie darüber, wie sich Unternehmen wirksam – und nachhaltig – schützen können.

 

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