Pero AG
Horst Erbel
Vorstandsvorsitzender der Pero AG
Geschäftsfelder: Anlagenbau - Anlagen zur industriellen Teilereinigung
Zielgruppen: Allgemeine Industrie sowie zahlreiche Branchen wie Automobil-, Luftfahrt-, Schmuck-, Uhren-, Licht-, Elektro- und optische Industrie
Mitarbeiter: ca. 200
Jahresumsatz: ca. 24,5 Mio.
In welchen Bereichen und wie stark hat sich die Pandemie im Jahr 2021 auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Die Corona-Pandemie war für uns das kleinere Problem, unser Hauptproblem ist der Rückgang des Verbrennungsmotors der Autos. Das betrifft ca. 40% unserer Produktion, insofern hat das Corona-Problem eine untergeordnete Bedeutung.
Wie bewerten Sie die Maßnahmen der Regierung, auch in Bezug auf Hilfsprogramme für die Wirtschaft?
Die Maßnahmen mit denen die Regierung die Wirtschaft unterstützt, Kurzarbeit und die Übernahme der Sozialleistungen ist eine hervorragende Hilfe.
Wie wurde die Geschäftstätigkeit beeinflusst (zum Beispiel Kommunikation zwischen Unternehmen, Abwicklung von bestehenden Aufträgen)?
Unsere Geschäftstätigkeit wurde insofern beeinflusst, dass viele unserer Kunden bzw. deren Mitarbeiter nicht reisen durften. Wir erzeugen Maschinen zum Reinigen von Metallteilen. Der Käufer will solche Investitionen sehen und erproben. Dafür haben wir ein Kompetenzzentrum in dem 14 Reinigungsmaschinen mit unterschiedlichen Verfahren und Reinigungsmitteln für den Kunden zur Sicherung des Verfahrens und zur Erprobungen zur Verfügung stehen. Durch die Pandemie bedingten Reiseverboten verlagern sich einige Verkäufe auf die Nach-Corona-Zeit. Die Kommunikation mit unseren Kunden im Verkaufs- und Servicebereich fand häufig in Videokonferenzen statt.
Welches Resümee ziehen Sie für das Geschäftsjahr 2021, wie waren Ihre Erwartungen Ende 2020?
Das Geschäftsjahr 2021 ist durch einen wirtschaftlichen Wandel gekennzeichnet der durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt wird und nun im letzten Quartal durch Mangel an Teilen noch verstärkt wird. Nicht zuletzt sorgt auch noch eine Inflation von über 12% im industriellen Bereich für wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Welche aktuell vorherrschender Trends und Entwicklungen sehen Sie, zum Beispiel im Technologiebereich? Inwieweit hat ein weiteres Corona-Jahr hier Stillstand ausgelöst bzw. wo hat es möglicherweise sogar eine neue Dynamik mit sich gebracht?
Die aktuellen vorherrschenden Trends zeigen noch nicht umfassend wohin für uns in Deutschland der Trend geht. Dieser ist aber durch einen technischen Wandel gekennzeichnet, weg vom Verbrennungsmotor hin zu anderen Antrieben. Dadurch verliert Deutschland eine wichtige wirtschaftliche Stütze. Das zwingt uns in Deutschland zu kreativen Innovationen in vielen Bereichen. Bei uns im Maschinenbau wir der Erneuerung im Wesentlichen im IT-Bereich stattfinden. Die Software der Maschinen muss in Zukunft den Betreiber noch stärker unterstützen.
Inwieweit beeinflussen Entwicklungen auf dem internationalen politischen Parkett – wie beispielsweise Lieferengpässe, Handelsbeschränkungen, Zölle oder politische Instabilität – Ihre Prognosen? Sind die Folgen des Brexit noch ein Thema?
Unser Markt ist im Wesentlichen Europa. Von unseren Produkten gehen 60% ins Ausland und davon ¼ ins nicht europäische Ausland. Die internationalen Entwicklungen beeinflussen uns so wie sie auch die der gesamten Deutschen Wirtschaft beeinflusst. Die Folgen des Brexit ist für Deutsche Maschinenbauer auf jeden Fall ein Thema. Die Investitionen in England liegen nach wie vor ca. 10% im Minus, man muss abwarten, wie sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Investitionsbereich entwickeln.
Welche Rolle spielt das Thema Local-Sourcing? Haben die Turbulenzen rund um die Pandemie hier einen Paradigmenwechsel ausgelöst?
Das Thema Local-Sourcing spielt für uns eine sehr große Rolle. Viele unserer Lieferanten für Teile und Baugruppen kommen aus der unmittelbaren Umgebung, was wir sonst noch an Teilen brauchen, kommt aus dem restlichen Deutschland. Wie es bei unseren Lieferanten genau aussieht, wissen wir nicht, aber die Lieferschwierigkeiten in vielen Bereichen lassen vermuten, dass deren Lieferketten zu großen Teilen in Asien beginnen. In dieser Frage wird Deutschland nachdenken und handeln müssen.
Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel/Arbeitsmarkt?
Der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt ist eine Herausforderung für Deutschland, da unser duales System der Ausbildung in Deutschland nicht durch Zuwanderung ersetzt werden kann. Darüber hinaus ist es ein gesellschaftliches Problem. In Deutschland ist eine Tätigkeit im Büro angesehener, als eine Tätigkeit in der Produktion. Das ist eine Ansicht, die nicht der Realität entspricht. Hier ist ein Umdenken notwendig, dann wird es auch mehr hochqualifizierte Facharbeiter geben.
Welche Rolle spielten 2021 die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung (Industrie 4.0, Big Data, Prädiktive Maintenance)? Wie schätzen Sie die Priorität für die nächsten Jahre ein und hat sich diese Einschätzung durch den Pandemieverlauf verändert?
Im letzten Jahr haben die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung bei uns eine große Rolle gespielt, gerade durch die Corona-Pandemie wurden Digitalisierungsprojekte noch stärker vorangetrieben. Auch in 2022 werden wir diese wichtigen Themen vorantreiben.
Wie schätzen Sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein, für 2022 und die folgenden Jahre ein?
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist gekennzeichnet durch kreative Veränderung in die Zukunft. Deutschland hat ein hervorragendes Ausbildungssystem und Menschen, die bereit sind anzupacken. Wenn wir erstmal durch das Tal des wirtschaftlichen Umbruchs durch sind, geht es wieder aufwärts. Das wird dann sein, wenn wir erkennen, dass wir den Umbruch nicht verhindern können und die Aufgabe für die Zukunft zu verändern angehen.
Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich, wo sehen Sie ihr Unternehmen und die Branche in drei Jahren?
Unsere Strategie ist die Reinigungsmaschine weiter zu entwickeln, dass sie weniger Strom benötigt, den Kunden beim Betreiben optimal unterstützt und nicht zuletzt die Anwendungsqualität wesentlich zu steigern.
Welche Prioritäten und Entwicklungsziele stehen 2022 für Ihr Unternehmen auf der Agenda?
Unsere Strategie für die nächsten drei Jahre ist, dass wir Maschinen herstellen, die eine sehr hohe Verwendungsqualität haben. Außerdem möchten wir unseren Vertrieb in Europa weiter ausbauen und uns auf weitere Branchen ausrichten. Wir wollen der Wichtigste und Beste Lieferant für Maschinen zur Teilereinigung sein.
Welche Erwartungen haben Sie an das nächste Jahr?
Für das Jahr 2022 erwarten wir Vollbeschäftigung und einen Ertrag der uns die Weiterentwicklung unserer Firma erlaubt. Risiken sind die Inflation und die Schwierigkeiten bei der Teilelieferung.
Welche Kundenanforderungen erwarten Sie 2022?
Die Erwartung unserer Kunden an uns sind Produkte, die eine hohe Anwendungssicherheit haben, ein Service der wenn es nötig ist, zu Verfügung steht und eine erfolgreiche Ersatzteilversorgung.
In welchen Bereichen planen Sie Veränderungen und/oder Investitionen?
Veränderungen und Investitionen gibt es im Bereich der Weiterentwicklung unserer Maschinen und die Leistungen die wir unseren Kunden hin auf dem Weg zu ihrer Fabrik 4.0 durch Transport- und Automatisierungstechnologie bieten können. Außerdem werden wir Investitionen in unsere interne IT-gestützte Fertigung und Logistik vornehmen.