
Rösler Oberflächentechnik GmbH
Geschäftsfelder: Maschinenbau für Gleitschlifftechnik, Strahltechnik, Produktion und Vertrieb von Verfahrensmitteln, Post Processing im Bereich additive Fertigung
Zielgruppen: Unternehmen aus zahlreichen Branchen wie Automotive, Luftfahrt, Medizintechnik, Stahlbau, Werkzeugbau, usw.
Mitarbeiter: 1.584 (Stand 2024)
Jahresumsatz: 316 Mio. Euro (Geschäftsjahr 2023/2024)
Gesprächspartner: Volker Löhnert, Geschäftsführer
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2024?
Das Jahr 2024 war für uns kein einfaches Jahr, dennoch zeigt die Auftragslage kein durchgängig schlechtes, sondern ein sehr inhomogenes Bild. Grundsätzlich lässt sich für Europa eine deutliche Unterauslastung der vorhandenen Kapazitäten bei unseren Kunden feststellen. Dies zeigt uns insbesondere der Rückgang beim Verkauf von Verfahrensmitteln. Dieses Geschäftsfeld hat sich für uns in der Vergangenheit immer wieder als verlässlicher Indikator für die aktuelle Wirtschaftslage erwiesen, da wir hieraus klare Rückschlüsse auf die Auslastung der Maschinen unserer Kunden ziehen können – und die scheint derzeit fast schon historisch schlecht zu sein. Auch im Bereich Maschinenbau erleben wir insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen sowie natürlich in der Automobil-Industrie generell eine signifikante Investitionszurückhaltung.
Allerdings sind wir durch unsere breite Produktpalette und den Fokus auf Prozessoptimierung und Kundenzufriedenheit so breit aufgestellt, dass wir diese negativen Aspekte etwas abfedern konnten: Gerade in den Bereichen Stahlbau, Automotiv, Medizin, Luftfahrt konnten wir einige gute und größere Aufträge gewinnen. Das kann aber dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Jahr 2024 für uns hinsichtlich Auftragseingang und Umsatz hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Welche technologischen Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Oberflächenbranche derzeit?
Der technologische Trend geht eindeutig hin zu verketteten, hochautomatisierten Anlagen, die durch ihre hohe Leistungsfähigkeit überzeugen. Dies spiegelt sich nicht nur in unseren Auftragseingängen wider, sondern wird uns auch tagtäglich in Gesprächen mit unseren Kunden bestätigt. Diese haben oft mit den gleichen Problemen zu kämpfen: Sie müssen sich auf sinkende Stückzahlen einstellen und haben große Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Unsere technologischen Trends und Entwicklungen müssen deshalb auch darauf abzielen, unseren Kunden konkrete Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu bieten. Zum Beispiel Anlagen, die so flexibel ausgelegt sind, dass der vorgesehene Bearbeitungsprozess auch bei geringeren Stückzahlen noch einwandfrei funktioniert und der Prozess dennoch wirtschaftlich ist. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der generellen Verfügbarkeit von Fachkräften ist die Digitalisierung und Automatisierung insbesondere bei komplexeren Aufgabenstellungen und Prozessen eine Notwendigkeit. Darauf reagieren wir unter anderem mit unserer Digitalisierungssoftware für die Oberflächentechnik, den Rösler Smart Solutions (RSS). Im Bereich der Gleitschlifftechnik eignet sie sich beispielsweise besonders für die digitale Überwachung des Prozesswassers. Sie gibt bei Abweichungen konkrete Handlungsanweisungen und reduziert so das Risiko von fehlerhafter Bedienung bei gleichzeitig geringerem Personaleinsatz. In der Strahltechnik ermöglichen RSS unter anderem einen guten Überblick über alle Verbrauchsparameter und hilft den Kunden so, ihre Prozesskosten effektiv zu kontrollieren und zu senken.
Wie erwarten Sie, dass sich das Thema KI in den nächsten Jahren entwickelt?
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist schon heute an zahlreichen Stellen bei uns im Unternehmen präsent, etwa im Bereich Logistik, aber auch in unseren Produkten wie zum Beispiel der ersten KI-basierten Strahlmittelregulierung. Wir arbeiten bereits jetzt daran, mithilfe von Künstlicher Intelligenz unsere Entwicklungszyklen deutlich zu verkürzen und vorhandenes Wissen standortübergreifend schneller und gezielt verfügbar zu machen. In den kommenden Jahren werden wir uns aber noch gezielter mit dem Thema auseinandersetzen, um unsere Produkte und Prozesse mithilfe von KI intelligent und nachhaltig zu steuern - und so weitreichend zu optimieren.
Mit der zunehmenden Komplexität der Anlagentechnik, der weitreichenden Digitalisierung von Fertigungs- und Produktionsprozessen und der damit einhergehenden Datenmenge sowie der Standardisierung von Prozessen wird das Thema KI in vielen Unternehmensprozessen Einzug halten. Auch kleine und mittlere Unternehmen müssen sich dann mit dem Thema KI auseinandersetzen und die notwendigen Kernkompetenzen aufbauen, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Welche Rolle spielt das Thema Bürokratie und Regulierung in Ihrem Unternehmen, wie begegnen Sie dem und wie hat sich der bürokratische Aufwand entwickelt? Welche Entlastungen würden Sie sich für Ihr Unternehmen/ Ihre Branche wünschen?
Gerade für mittelständische Unternehmen wächst der bürokratische Aufwand von Jahr zu Jahr. Die organisatorischen Notwendigkeiten, welche erforderlich sind, um das behördlich geforderte Reporting sicherzustellen, belasten die Unternehmen enorm.
Wir merken das deutlich bei Themen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, dem CO2- Footprint oder der neuen ESG-Berichtspflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung: Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) will die EU erfassen, wie nachhaltig Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung arbeiten. Die Bereitstellung der entsprechenden Daten stellt nicht nur den Mittelstand, sondern auch kleine Unternehmen vor eine echte Herausforderung. Diese sind zwar nicht unmittelbar von den CSRD-Anforderungen betroffen, müssen aber dennoch als Lieferanten entsprechende Daten erheben und liefern, weil auch ESG-Informationen über die Zulieferer in die CSRD-Berichte einfließen müssen und die großen Unternehmen die Daten von ihren Lieferanten einfordern. Viele wissen noch gar nicht, was da eigentlich auf sie zukommt und wie sie diese Herausforderung bewältigen sollen.
Wir fordern Planungssicherheit für den deutschen Maschinenbau und dazu gehören politische Rahmenbedingungen, die Investitionen in Deutschland ermöglichen. Aus unserer Sicht ist auch eine Überarbeitung des deutschen Bildungssystems zwingend notwendig, damit die Qualität der Ausbildung wieder einen im internationalen Vergleich hohen Standard erreichen kann. Außerdem fordern wir, dass die staatliche Förderung von Forschung und Entwicklung für kleine und mittlere Unternehmen leichter zugänglich wird. Und: Wir brauchen in Deutschland dringend und schnell stabile und im europäischen Vergleich wettbewerbsfähige Energiekosten, um die Wirtschaft wieder nachhaltig in Schwung zu bringen.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen des Regierungswechsels in Amerika auf geopolitische Krisen und den Welthandel ein, erwarten Sie eher eine Eskalation geopolitischer Konflikte unter der neuen US-Regierung oder könnten die Handlungsweisen des neuen Präsidenten unter Umständen sogar helfen, militärische Auseinandersetzungen zu beenden bzw. zu verhindern? Welche Einflüsse auf Energiepreise, Einfuhrzölle, die globale Bedeutung von Nachhaltigkeit sind zu erwarten?
Ich gehe davon aus, dass die geopolitischen Spannungen eher zunehmen werden, da die republikanische Regierung unter Trump das Prinzip „America first“ sehr offen und zielstrebig verfolgt. Der US-amerikanische Binnenmarkt soll durch Zölle auf bestimmte Importgüter geschützt werden, was zu Spannungen mit vielen exportorientierten Ländern führen wird. Diese Zölle gehen zwar auch zu Lasten vieler heimischer Unternehmen, die ihrerseits auf den Import günstiger Produkte angewiesen sind, die sie nicht von heute auf morgen in den USA produzieren können, aber das scheint in Kauf genommen zu werden.
Auch die bisherigen Ankündigungen im Regierungsprogramm von Trump werden die weltweiten Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit dem Ziel, die Erderwärmung unter der 2-Grad-Marke zu halten, nicht positiv beeinflussen, da für ihn das Thema Nachhaltigkeit einen sehr geringen Stellenwert hat und das Pariser Klimaabkommen unter Präsident Trump wohl erneut in Frage gestellt wird.
Vor diesem Hintergrund müssen wir als weltweit agierendes mittelständisches Unternehmen die globalen Auswirkungen auf den internationalen Handel und die Beziehungen zwischen den Staaten kritisch beobachten und uns situativ und flexibel an die neuen Gegebenheiten anpassen.
Welche Forderungen stellen Sie an eine neue Bundesregierung, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern?
Das Thema Bürokratieabbau muss endlich effektiv von der Politik angegangen werden, um Innovationen zu fördern und den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen. Damit einher geht für mich der Wunsch nach schnelleren Genehmigungsverfahren. Auch die Berichtspflichten, die mittlerweile unzählige Unternehmensbereiche betreffen, müssen nachhaltig reduziert werden. Ein weiterer Wunsch an eine neue Bundesregierung wären staatliche Investitionen zur Konjunkturbelebung: Diese müssen meiner Meinung nach jetzt forciert und beschleunigt werden. Und eine der wichtigsten Forderungen ist die nach stabilen Energiepreisen, die ich bereits an anderer Stelle wiederholt habe: Aktuell werden wir durch die Strom- und Gaspreise im europäischen und globalen Wettbewerb massiv benachteiligt. Das muss sich schnellstens ändern.
Darüber hinaus muss die Politik dringend den Unternehmenssteuersatz auf den Prüfstand stellen. Dieser liegt in Deutschland mit rund 30 Prozent weit über dem Durchschnitt der OECD-Länder und trägt damit nicht gerade zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich bei. Wünschenswert wären für uns auch ausgewogene Handelsabkommen, die den Unternehmen einen möglichst freien Handel ermöglichen und Barrieren abbauen
Welche Erwartungen haben Sie für 2025, was die Energiepreise angeht, und wie bewerten Sie mittelfristig die Versorgungssicherheit mit Energie und deren Preisentwicklung aufgrund der Energiepolitik der letzten Jahre?
Wir brauchen jetzt dringend Versorgungssicherheit bei Strom und Gas - und zwar zu wettbewerbsfähigen Preisen. Deshalb erwarten wir von einer neuen Bundesregierung, dass sie dieses Thema umgehend angeht, um weiteren Schaden vom Industriestandort Deutschland abzuwenden und der Wirtschaft einen kräftigen Impuls für einen Neuanfang zu geben.
Einseitige und überzogene umweltpolitische Alleingänge in Deutschland helfen hingegen weder dem Weltklima noch den Menschen in unserem im Land, denn der Spruch „Umweltschutz muss man sich leisten können“ ist derzeit für viele leider aktueller denn je, und an dieser Realität darf die Politik nicht vorbeiregieren. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass wir durch unüberlegte und nicht zu Ende gedachte Maßnahmen der deutschen Industrie die Grundlage entziehen, schon heute nachhaltige und ressourcenschonende Produktionsverfahren und Produkte zu entwickeln. Denn die aktuellen Rahmenbedingungen zwingen die Unternehmen bereits jetzt in energieeffiziente Produktionsprozesse zu investieren, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Die wirtschaftlichen Rahmendaten in Europa und insbesondere in Deutschland werden sich frühestens im zweiten Halbjahr 2025 verbessern und damit auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Auf globaler Ebene gehen wir mit gewissen Erwartungen in das Jahr 2025, da wir mit unserem breiten Produktportfolio in den unterschiedlichsten Branchen Potenzial sehen und uns dafür in den letzten Monaten organisatorisch neu aufgestellt haben. Hier sind wir überzeugt, dass unsere innovative und qualitativ hochwertige Technologie den Anwendern einen entsprechenden Wettbewerbsvorteil bietet und sich daraus auch Investitionen ergeben werden.
Welche Entwicklung erwarten Sie in Bezug auf den Fachkräftemangel und welche Strategien setzen Sie bei der Rekrutierung ein? Welche Rolle spielen hier inzwischen Social-Media-Aktivitäten?
Der Fachkräftemangel in Deutschland wird sich weiter verschärfen, bereits heute fehlen trotz schwacher Konjunktur ca. 500.000 Fachkräfte, bis 2027 wird diese Zahl laut Institut der deutschen Wirtschaft auf ca. 700.000 ansteigen. Bei neuen Investitionen und Prozessen legen wir daher großen Wert darauf, dass diese eine Qualitätsverbesserung und einen hohen Automatisierungsgrad mit sich bringen, der dem Fachkräftemangel Rechnung trägt. Darüber hinaus betrachten wir die eigene Ausbildung und die Investition in gut ausgebildeten Nachwuchs als eine unserer Kernkompetenzen. Generell präsentieren wir uns bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als modernes und zukunftsorientiertes Familienunternehmen mit internationaler Ausrichtung.
Flexible Arbeitszeitmodelle und moderne Arbeitsplätze gehören für uns nicht nur in der Rösler Innowelt, die vor kurzem mit einem Design Award ausgezeichnet wurde, zum Standard. Sie sind auch in unseren Fertigungsbereichen allgegenwärtig, etwa bei energiesparenden und modernen Produktionsanlagen. Auf den diversen Social-Media-Kanälen sind wir in vielerlei Hinsicht aktiv. Einerseits wollen wir unsere Produkte schnell einer breiten Nutzerschicht zur Verfügung stellen, andererseits wollen wir unsere Unternehmenswerte und unsere Philosophie als Familienunternehmen kommunizieren und uns als verlässlicher regionaler Arbeitgeber präsentieren
Welche Herausforderungen sehen Sie generell für 2025?
Für das Jahr 2025 sind wir verhalten optimistisch. Allerdings wird die deutsche Wirtschaft die „rote Laterne“ im europäischen Vergleich kurzfristig nicht abgeben können. Positive Impulse sind frühestens ab dem dritten Quartal 2025 zu erwarten.
Die Herausforderung wird sein, schnell und flexibel auf politische und wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren und das Unternehmen so aufzustellen, dass wir die sich bietenden Chancen nutzen und in Märkten und Branchen mit Wachstumspotenzial mit innovativen Produkten und hoher Qualität überzeugen können.