
J. Wagner GmbH
Geschäftsfelder: Oberflächentechnik für Nasslack- und Pulverbeschichtung
Zielgruppen: Allgemeine Industrie
Mitarbeiter: 2.000 weltweit
Gesprächspartner: Michael Müller, CEO der WAGNER-Unternehmensgruppe
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2024?
Viele Krisen, u.a. der Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt, haben sich weiter zugespitzt und durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten blicken wir umso mehr in eine herausfordernde Zukunft. In Anbetracht der Umstände können wir bei WAGNER jedoch durchaus zufrieden sein. Während wir Anfang des Geschäftsjahres noch mit einem Delta im Vergleich zum Vorjahr gestartet sind, konnten wir diese Lücke zum Jahresende größtenteils schließen. Unser Auftragseingang hat sich positiv entwickelt.
Welche technologischen Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Oberflächenbranche derzeit?
Automatisierung und Digitalisierung spielen eine große Rolle, um dem Fachkräftemangel in Lackierbetrieben entgegenzuwirken. Wir setzen schon länger darauf, unsere Systeme und Anlagen immer bedienerfreundlicher und prozesssicherer zu machen. Mit Flowsense haben wir dieses Jahr eine Innovation auf den Markt gebracht, die Abweichungen in der Pulvermenge vollautomatisch korrigiert, um jederzeit konstante Schichtdicken zu sichern. Das Thema KI spielt in der Beschichtungsbranche momentan noch keine große Rolle, wird sich in den nächsten Jahren aber auch hier rasant weiterentwickeln.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen des Regierungswechsels in Amerika auf geopolitische Krisen und den Welthandel ein?
Ich erwarte eine klare „America first“-Politik. Die angekündigten Einfuhrzölle werden den Wohlstand für alle schmälern, vor allem für die Endverbraucher. Aus meiner Sicht wird die neue US-Regierung nicht dazu beitragen, weltweite Krisen zu beenden. Durch unsere internationale Strategie mit Standorten in den USA, Europa und Asien sind wir wirtschaftlich gut aufgestellt.
Welche Forderungen stellen Sie an eine neue Bundesregierung, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern?
Die Verantwortung der neuen Bundesregierung wird besonders darin liegen, den Wirtschaftsstandort Deutschland endlich wieder attraktiver zu machen, Bürokratie abzubauen, das Bildungssystem zu reformieren und eine vernünftige Energiepolitik zu betreiben.
Welche Erwartungen haben Sie für 2025, was die Energiepreise angeht?
Ich mache mir keine Sorgen um die Versorgungssicherheit, aber die Energiepreise werden auf einem hohen Niveau bleiben, was für den Wirtschaftsstandort Deutschland fatal ist. Dank der hohen Energieeffizienz unserer Anlagen können unsere Kunden ihren Verbrauch zwar reduzieren, die allgemeinen Energiekosten bleiben aber dennoch hoch. Als Folge werden viele Unternehmen ihre Produktion an Standorte verlegen, wo Strom nur einen Bruchteil kostet.
Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
In Zentraleuropa wird die Entwicklung stagnieren, während der Wirtschaftsaufschwung in Südostasien, Indien und im Mittleren Osten weiter an Fahrt aufnimmt. In Europa sehen wir bereits eine Abwanderung der Kunden, speziell aus Osteuropa, in die Golfstaaten und Nordafrika.
Welche Entwicklung erwarten Sie in Bezug auf den Fachkräftemangel und welche Strategien setzen Sie bei der Rekrutierung ein? Welche Rolle spielen hier inzwischen Social-Media-Aktivitäten?
Der Fachkräftemangel betrifft uns bei WAGNER zum Glück nicht. Mit unserer „Powered by talents“ Kampagne präsentieren wir uns als starken und attraktiven Arbeitgeber, um neue Talente für uns zu begeistern. In den sozialen Medien sind wir sehr aktiv und versuchen darüber auch verstärkt junge Berufseinsteiger anzusprechen.
Welche Herausforderungen sehen Sie generell für 2025?
Die zahlreichen Krisen werden 2025 weiter anhalten und wir müssen, wie auch in den letzten Jahren, mit vielen Unwägbarkeiten rechnen. Die Wiederwahl Trumps trägt sicher nicht zu einer Entspannung bei und die Investitionsbereitschaft in Europa wird niedrig bleiben. Es wird nicht einfach, aber dank unserer guten Infrastruktur und Dezentralität sind wir bei WAGNER für Krisenzeiten gut gerüstet. Einen Großteil unseres Umsatzes erwirtschaften wir außerhalb Europas. Mit unseren neuen Standorten in Indien und Vietnam investieren wir bereits in die Zukunft und müssen jetzt dafür sorgen, dass sich diese Investitionen langfristig auszahlen.