
H2O GmbH
Geschäftsfelder: VACUDEST Vakuumdestillationsanlagen und Systeme zur Realisierung der abwasserfreien Produktion der Industrie
Zielgruppen: Industrie-Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie z.B. aus der Oberflächentechnik und Lackiervorbehandlung u.v.m.
Mitarbeiter: > 140
Jahresumsatz: > 32 Mio. Euro
Gesprächspartner: Matthias Fickenscher, Geschäftsführender Gesellschafter
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2024?
2024 war ein sehr gutes Jahr für H2O. Der Auftragseingang ist um 8 Prozent gestiegen und der Gruppenumsatz sogar um 16 Prozent. Die Nachfrage im Anlagenbau ist in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr leider um 40% eingebrochen. Das konnten wir durch den Export in andere Länder aber gut ausgleichen. Unser Auftragsbestand bleibt Dank des steigenden Exportanteils zum Jahresende weiter stabil auf Vorjahresniveau.
Welche technologischen Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Oberflächenbranche derzeit?
Wir beobachten eine steigende Nachfrage nach Wasserrecycling-Technologien, die konventionelle Aufbereitungssysteme verdrängen.
Wo sehen Sie in Ihrem eigenen Unternehmen technologische Ziele und Entwicklungsschwerpunkte?
Wir möchten so vielen Kunden wie möglich technische und wirtschaftliche Lösungen bieten, um ihr spezifisches Prozesswasser zu recyclen. Dafür investieren wir jedes Jahr mehr als 4% unseres Umsatzes in die Entwicklung unseres Modulbaukastens und neuer ergänzender Technologien.
Welche Rolle spielt KI heute für die Entwicklung im Bereich Steuerung und Anlagenplanung?
Ich denke, dass bei der Auswertung und Interpretation der Maschinendaten KI Bots in Zukunft eine große Rolle spielen werden. Auch kann die Softwareentwicklung durch gezielten Einsatz von KI beschleunigt werden.
Wie erwarten Sie, dass sich das Thema KI in den nächsten Jahren entwickelt?
Kleine KI Programme, die sogenannten Agenten, werden in Zukunft in der Lage sein bestimmte Aufgaben im Unternehmen selbständig zu erledigen oder zumindest die Mitarbeiter bei der Erledigung unterstützen. Das kann eine Chance sein die Produktivität zu erhöhen, um den Fachkräftemangel zu begegnen. Allerdings bin ich der Meinung sollte man dabei realistisch bleiben und keine Wunder erwarten. Ich halte den aktuellen Hype um KI für stark übertrieben.
Welche Rolle spielt das Thema Bürokratie und Regulierung in Ihrem Unternehmen, wie begegnen Sie dem und wie hat sich der bürokratische Aufwand entwickelt?
Welche Entlastungen würden Sie sich für Ihr Unternehmen/ Ihre Branche wünschen?
Der Aufwand für Bürokratie und auch die Komplexität sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Mittlerweile beschäftigen wir drei Vollzeitkräfte, um alle Auflagen und Meldungen zu erfüllen. Wir würden uns bei den Themen Datenschutz, Arbeitssicherheit und den statistischen Meldungen Vereinfachungen wünschen. Auch der Aufwand, um Krankmeldungen aktiv herunterladen zu müssen, beschäftigt mittlerweile unsere Personalabteilung viele Stunden pro Woche. Das ist unnötig und ärgert mich besonders.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen des Regierungswechsels in Amerika auf geopolitische Krisen und den Welthandel ein?
Ich denke Donald Trump wird von vielen Unterschätzt, auch eingefärbt durch die negative Berichterstattung der deutschen Medien. Ob es ihm gelingt den Ukrainekrieg, wie angekündigt, in einem Tag zu beenden glaub ich zwar nicht, aber er wird definitiv Bewegung in die Sache bringen. Durch seine Fokussierung auf die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der USA durch die Entbürokratisierung und die massive Förderung günstiger Energie, wird Europa und insbesondere Deutschland weiter unter Druck gesetzt auch wirksame Reformen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auf den Weg zu bringen, um nicht den Anschluss endgültig zu verlieren. Das finde ich, sind gute Nachrichten für deutsche Unternehmer, denn wir brauchen ja diese Reformen unbedingt für ein positives Zukunfts-Szenario.
Wie bewerten Sie den Bruch der Ampel-Koalition? Welche Forderungen stellen Sie an eine neue Bundesregierung, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern?
Wir müssen weg vom Staatsdirigismus mit einer Staatsquote von über 50% hin zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik, bei der jeder Bürger und jedes Unternehmen Verantwortung übernimmt. Wenn es uns gelingt die Fesseln der Bürokratie, der hohen Steuern und den hohen Energiekosten zu lösen wird sich wieder eine positive Wirtschaftsentwicklung entfalten. Um den Fachkräftemangel zu begegnen, erwarte ich, dass es der neuen Regierung gelingt durch Sozial- und Steuerreformen, die stillen Reserven aus den über 5 Millionen alimentierten Bürgergeld-empfängern zu aktivieren, indem sie dafür sorgt, dass sich Arbeit wieder stärker lohnt. Der Ansatz muss unbedingt wieder „Fördern UND Fordern“ lauten. Wenn uns das gelingt, sparen wir nicht nur Sozialkosten, sondern wir erhöhen auch die Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft.
Welche Erwartungen haben Sie für 2025, was die Energiepreise angeht?
Leider erwarte ich kurzfristig keine signifikanten Preissenkungen, da die strukturellen Probleme nicht von allein verschwinden werden. Aber Warum denken wir nicht ernsthaft darüber nach unsere Schiefergasvorkommen in Deutschland zu fördern, um unseren Energiemix zu verbilligen?
Wie bewerten Sie mittelfristig die Versorgungssicherheit mit Energie und deren Preisentwicklung auf Grund der Energiepolitik der letzten Jahre?
Leider führt die Energiepolitik der letzten Regierungen in die Sackgasse. Auch wenn ca. 50% des Strombedarfs in Deutschland aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, sind das nur ca. 10% am Primärenergiebedarf. Wie sollen wir in den nächsten 10 Jahren diesen Anteil von 10% auf 50% erhöhen? Das erscheint mir unmöglich. Ein realistischer und pragmatischer Ansatz muss hier für eine Neuausrichtung sorgen. Sonst haben wir noch auf Jahrzehnte hinaus zu hohe Energiekosten in Deutschland.
Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Ich hoffe, dass sich das Investitionsklima in Deutschland, Europa und China wieder aufhellt und die wirtschaftliche Dynamik in Amerika weiter anhält. Unsere Wachstumserwartungen für das Jahr 2025 sind verhalten optimistisch. Viele Firmen erkennen die Notwendigkeit die Produktions-Ressource Wasser sparsamer zu verwenden bzw. zu recyclen. Von diesem weltweiten Trend profitieren wir als Lösungsanbieter für die Realisierung der abwasserfreien Produktion.
Welche Entwicklung erwarten Sie in Bezug auf den Fachkräftemangel und welche Strategien setzen Sie bei der Rekrutierung ein? Welche Rolle spielen hier inzwischen Social-Media-Aktivitäten?
Der Fachkräftemangel wird sich spätestens beim nächsten Wirtschaftsaufschwung wieder zum Top Thema entwickeln. Unsere Recruiter nutzen deshalb verstärkt die Direktansprache in Social Media, flankiert von Posts und Videos, um H2O als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Auch unser Instagram-Kanal, der von unseren Azubis bespielt wird, soll potenziellen Bewerbern spielerisch einen Blick hinter die Kulissen der H2O bieten.
Welche Herausforderungen sehen Sie generell für 2025?
Leider werden die Herausforderungen 2025 durch schwache Nachfrage in Europa, hohe Kosten und Fachkräftemangel nicht kleiner. Die Handelshemmnisse werden, angetrieben durch den Handelskrieg zwischen USA und China immer mehr und speziell kleinere Unternehmen werden sich in Zukunft immer schwerer damit tun außerhalb Europas zu exportieren. Durch die Aussicht, dass eine neue Unternehmensfreundlichen Bundesregierung die notwendigen Reformen in Deutschland anpackt und der Optimismus zurückkehrt, lässt mich davon träumen, dass der gefesselte Riese Deutschland seine Fesseln sprengt.