Den Weg in die Zukunft gesichert

Als die Perspektiven der Gemeinschaftsanträge bezüglich der Autorisierung von Chrom(VI) immer schwieriger wurden, entschied der Hartchrom-Lohnbeschichter Betz-Chrom mit Sitz in Gräfelfing, die eigene Zukunft selbst zu gestalten – per Einzelautorisierung. Der Weg war langwierig, anstrengend und kostenintensiv. Der Lohn ist nun eine rechtssichere Verwendung von Chrom(VI) für die nächsten zwölf Jahre. Wie diese Herausforderung gemeistert wurde und wie sie zu einer Beschränkung von Chrom(VI) steht, erzählt Hannah Betz im Interview.
Interview
mo: Herzlichen Glückwunsch zu weiteren zwölf Jahren Beschichten mit Chromtrioxid! Was bedeutet Ihnen und Ihrem Unternehmen diese Zulassung?
Betz: Vielen Dank! Ja, wir haben von der Europäischen Kommission eine Zulassung für die Verwendung von Chromtrioxid bis 15. Februar 2033 erhalten. Diese Zulassung ermöglicht es uns, unser Kerngeschäft der Hartverchromung fortzuführen. Und eine Verlängerung ist möglich, sofern wir bis August 2031 einen Überprüfungsbericht vorlegen. Von daher sehe ich gute Chancen, dass wir für uns und unsere Kunden nicht nur für die nächsten zwölf Jahre Rechtssicherheit geschaffen haben.
mo: Eine Einzelzulassung für Chromtrioxid ist ja nicht selbstverständlich. Warum haben Sie sich für einen Einzelantrag entschieden, anstatt relativ komfortabel Teil eines Konsortialantrags zu bleiben?
Betz: Wir waren ursprünglich Teil des CTACSub-Konsortiums, aber aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten und der unzureichenden Datenqualität innerhalb des Konsortiums haben wir uns 2019 für einen Einzelantrag entschieden. Nach einem internen Strategieworkshop kamen wir zu dem Schluss, dass dieser Weg für uns sicherer ist. Zwei Jahre Vorbereitung später reichten wir im Februar 2021 unseren Einzelantrag ein.
mo: Können Sie uns einen Einblick geben, wieviel Aufwand und Energie ein Einzelantrag für ein Unternehmen bedeutet?
Betz: Der Aufwand war enorm. Wir haben die Firma Ramboll beauftragt, die uns bei der Erstellung des Antrags unterstützt hat. Der Antrag gliederte sich in drei Bereiche: den Chemical Safety Report (CSR), die Analyse der Alternativen (AOA) und die sozioökonomische Analyse (SEA). Jeder Bereich erforderte spezielle Expertise, was die Kosten in den Bereich von mehreren hunderttausend Euro trieb. Für ein kleines und mittleres Unternehmen (KMU) wie uns ist das eine erhebliche Investition. Kapital, das dann natürlich für wichtige Investitionen, zum Beispiel für die Produktion, zunächst einmal verloren geht.
mo: Ein großes aktuelles Thema ist die mögliche Beschränkung von ChromVI. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Betz: Der Beschränkungsvorschlag für Chrom(VI) ist in der Tat ein großes Thema. Während unsere Zulassung uns eine gewisse Sicherheit gibt, könnte eine Beschränkung uns vor neue Herausforderungen stellen, je nachdem, wie die EU-Komission mit den erfolgten Autorisierungen umgeht. Aktuell ist noch unklar, wie lange es dauern wird, bis eine Entscheidung getroffen wird. Wir sehen den Beschränkungsvorschlag jedoch keinesfalls negativ, da er endlich wieder einen fairen Wettbewerb ermöglichen könnte und vorausgesetzt, er ist fachlich und sachkundig richtig aufgebaut, wäre er eigentlich genau das, was die Branche seit langem
fordert.
mo: In der Diskussion über Standortnachteile in Deutschland wird oft auf die strengen Regulierungen verwiesen. Wie sehen Sie das?
Betz: Es stimmt, dass die Regulierungen in Deutschland und der EU sehr streng sind, was uns im internationalen Wettbewerb benachteiligt. Wir hören oft von Unternehmen, die in nahe Länder außerhalb der EU wie Serbien oder die Schweiz abwandern, um den Regulierungen zu entgehen. Andererseits bietet Deutschland viele Vorteile wie ein gutes Bildungssystem, eine hervorragende Infrastruktur und die duale Ausbildung. Diese Vorteile dürfen wir
nicht vergessen.
mo: Welche positiven Aspekte sehen Sie in der Zulassung und den regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa?
Betz: Die strengen Regulierungen haben zu einer intensiven Forschung und Entwicklung im Bereich der Alternativen zu Chrom(VI) geführt. Wir sind Teil des Forschungsprojekts DigiChrom, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und digitale Werkzeuge zur Verbesserung galvanischer Schichten erforscht. Solche Projekte wären ohne den regulatorischen Druck wahrscheinlich nicht in diesem Umfang in Angriff genommen worden.
mo: Abschließend, wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens in diesem stark regulierten Umfeld?
Betz: Wir sind überzeugt, dass unser Weg der richtige war. Die Investition in den Einzelantrag hat unser Kerngeschäft rechtlich abgesichert. Wir können unseren Kunden eine rechtssichere Hartverchromung bieten und sind damit ein Lösungsanbieter für den strategischen Einkauf unserer Kunden. Außerdem arbeiten wir gleichzeitig an alternativen Verfahren. Trotz vielfältiger Herausforderungen in Deutschland sehen wir positiv in die Zukunft und wollen weiterhin als verlässlicher Partner im Bereich der Oberflächenbeschichtung agieren.
Betz-Chrom GmbH
www.betz-chrom.de