Am Energie-Tropf

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Das Jahr 2022 ist ein Härtefall – statt Corona-Erholungsphase haben wir mehrere, sich überlagernde Krisen vor der Brust.

Zum Glück sind bei nicht wenigen Unternehmen die Auftragsbücher nach wie vor gut gefüllt. Trotzdem stocken durch die hartnäckigen Lieferkettenprobleme die Auslieferungen – und damit auch die Realisierung der Umsätze. Gleichzeitig kennen die Preise für Rohstoffe, Halbzeuge und alles was für die Produktion benötigt wird, nur eine Richtung – in bisher nicht für möglich gehaltene Höhen.

Dazu kommt die hysterische Energiedebatte. Werden wir in einigen Monaten, wenn es kälter wird, genügend Gas haben? Diskussionen, wem das Gas und möglicherweise auch der Strom abgedreht wird, sollte man eigentlich für Themen in wirtschaftlich maroden Entwicklungsländern halten. Aber nicht nur in Deutschland droht ein Energiemangel von einem Ausmaß, den sich vielleicht noch die Nachkriegsgeneration vorstellen kann. Immerhin laufen die Gaslieferungen weiter, wenn auch auf niedrigem Niveau und die Füllstände der Gasspeicher steigen in Zeitlupe. Doch machen wir uns nichts vor, es wird weitere gute Gelegenheiten geben, zu erkennen, wie sehr wir am Energietropf hängen. Aber auch Länder wie Frankreich, die in hohem Maße auf Atomkraft setzen, haben Energieprobleme und kaufen derzeit in großen Mengen Strom aus Deutschland.

Zahlreiche aus Sicherheitsgründen abgeschaltete und zu wartende Reaktoren und niedrige Pegelstände bei den Flüssen, aus denen Kühlwasser entnommen werden muss, sind die Ursachen. Da ein nicht unerheblicher Teil unseres exportierten Stroms aus Gaskraftwerken stammt, verbrauchen wir derzeit viel von dem Gas, was wir eigentlich lieber in die Gasspeicher pumpen sollten. Können wir uns angesichts dessen eine langwierige Debatte leisten, ob wir nicht gasbetriebene Kraftwerke freiwillig abschalten sollten? Eine Partei, die schon in den neunziger Jahren Benzin für fünf D-Mark pro Liter verkaufen wollte, ist der Meinung, dass die verbliebenen Gigawattstunden Strom, die unsere Atommeiler liefern könnten, nun auch keine Rolle mehr spielen. Hoffen wir, dass unsere Regierung in der Lage ist, jenseits ideologischer Grabenkriege richtige Entscheidungen zu treffen.

Vor allem die Oberflächenbranche ist stark von den horrenden Energiepreisen – und einem potentiellen Energienotstand – betroffen, nicht zuletzt heizt der größte Teil aller bei Trocknungsprozessen eingesetzten Öfen mit Gas. Zusätzlich wird auch Strom bei einem akuten Gasmangel zum Problem. Wird die aktuelle Lage am Ende sogar Öl als Brennstoff rehabilitieren? CO2-Neutralität hat jedenfalls momentan an Priorität verloren, dafür stehen die Kosten und Verfügbarkeit enorm im Fokus.

Unabhängig davon, wie knapp Energie in den nächsten Monaten, aber auch mittelfristig in der Zukunft sein wird, Energie und Ressourcen zu sparen wird in der nächsten Zeit einen enormen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens haben. Deshalb wird die  Dringlichkeit der Prozessoptimierung gerade in der energieintensiven Oberflächenbranche eine ganz neue Dimension entwickeln

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