SurTec Deutschland GmbH

Dieter Aichert
CEO der SurTec Deutschland GmbH

  • Geschäftsfelder: Spezialchemikalien für die Oberflächentechnik
  • Zielgruppen: Automobil, Luftfahrt, Bau, Maschinenbau, Elektronik und Elektroindustrie, Energie, Medizintechnik
  • Mitarbeiter: rd. 400 weltweit
  • Jahresumsatz:  80 Mio.€ (SurTec Gruppe weltweit)

In welchen Bereichen und wie stark hat sich die Pandemie im Jahr 2021 auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Zunächst hat die sehr volatile Nachfrage der Kunden und die notwendige organisatorische Flexibilität je nach Pandemielage das Jahr geprägt. Am Jahresanfang durch ein extremes Nachfragehoch, welches sich dann im zweiten Halbjahr reduziert hat und durch Rohstoffengpässe geprägt war. SurTec hat die Chance genutzt, um die internen Abläufe noch effizienter zu gestalten, zum Beispiel mit einer ausbalancierten Kombination aus mobilem Arbeiten und Office-Präsenz. Dies wurde mit einigen Digitalisierungsprojekten begleitet, was auch in Zukunft beibehalten wird. Hinsichtlich der Rohstoffthematik hat SurTec von Anfang an die Kapazitäten im Einkauf verstärkt und die eher regionale Beschaffungsperspektive auf eine weltweite Beschaffungskoordination ausgeweitet und dazu das vorhandene globale Netzwerk an SurTec Gesellschaften noch enger verbunden. Auch im Vertrieb wurden mit verschiedenen Kunden neue Kommunikationsmöglichkeiten von Teams- oder WebEx Meetings bis hin zu AR-Brillen (Datenbrillen) genutzt. Auch diese Erfahrungen werden wir weiter verfolgen.

Welches Resümee ziehen Sie für das Geschäftsjahr 2021, wie waren Ihre Erwartungen Ende 2020?
Insgesamt war das Geschäftsjahr 2021 ein Rekordjahr für SurTec. Aufgrund der Erfahrungen aus 2020 war davon zunächst nicht auszugehen und auch die sich anbahnende Rohstoffknappheit ließ keine allzu positiven Aussichten zu. Trotz aller Widrigkeiten nahm 2021 für SurTec eine äußerst positive Entwicklung.

Welche aktuell vorherrschender Trends und Entwicklungen sehen Sie, zum Beispiel im Technologiebereich? Inwieweit hat ein weiteres Corona-Jahr hier Stillstand ausgelöst bzw. wo hat es möglicherweise sogar eine neue Dynamik mit sich gebracht?
Technologische, globale Trends sehen wir insbesondere in den Bereichen E-Mobilität und Digitalisierung. Für SurTec bedeutet das ein Vorantreiben unserer Lösungen für den (Aluminium-)Leichtbau, unserer digitalen Services und dem Thema Nachhaltigkeit. Die Pandemie hat aus unserer Sicht diese Entwicklungen beschleunigt und für uns neue Chancen aufgetan. 

Abgesehen von der Pandemie, gab es 2021 Auffälligkeiten/Entwicklungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
In positiver Hinsicht hat uns das Nachfragehoch in der ersten Jahreshälfte überrascht. Engpässe bzw. eine extreme Volatilität im Transport- und Rohstoffsektor bildeten die Kehrseite der Medaille.

Inwieweit beeinflussen Entwicklungen auf dem internationalen politischen Parkett – wie beispielsweise Lieferengpässe, Handelsbeschränkungen, Zölle oder politische Instabilität – Ihre Prognosen?
Als Produzent von chemischen Spezialitäten sind wir auf eine zuverlässige Rohstoffversorgung angewiesen. Power shut-downs in China beispielsweise beeinflussen Rohmaterialverfügbarkeiten, was sich negativ auf unsere Prognosen auswirken kann. Beschleunigte Entwicklungen in den Bereichen Nachhaltigkeit bzw. CO2-Reduzierung stellen eine weitere potentielle Beeinflussung dar, der wir aber gut vorbereitet mit unserem ohnehin starken Fokus auf nachhaltige Produkte und Prozesse begegnen. Zunehmende nationale Interessen begegnet SurTec mit noch mehr internationaler Koordination innerhalb des globalen SurTec Netzwerkes.

Welche Absatzmärkte sind für Sie momentan besonders interessant? Auf welche internationalen Absatzmärkte wollen Sie sich zukünftig noch stärker fokussieren? Hat die Pandemie hier zu Veränderungen geführt?
Die Pandemie hat zur Beschleunigung von Veränderungen geführt und große Chancen aufgetan. Dies betrifft die Automobilindustrie aber auch viele andere Industrien. SurTec setzt seine Strategie fort, sich sowohl Produkt-Portfolioseitig als auch hinsichtlich der Kundenbranchen breiter aufzustellen. So konnten in 2021 einige wichtige weltweite Referenzkunden hinzugewonnen werden; mehr als in „normalen“ Jahren.

Welche Rolle spielt das Thema Local-Sourcing? Haben die Turbulenzen rund um die Pandemie hier einen Paradigmenwechsel ausgelöst?
SurTec ist im Bereich der Spezialitäten tätig. Diese Spezialitäten lassen sich nicht einfach lokal sourcen, deshalb hat die Pandemie und die Rohmaterialknappheiten eher dazu geführt, dass wir internationaler einkaufen und mehr Kapazitäten in die weltweite Qualifizierung von alternativen Rohstofflieferanten gesteckt haben. Stets mit dem Ziel, unseren Kunden eine maximale Versorgungssicherheit bieten zu können.

Welche Märkte haben (für Sie) an Bedeutung gewonnen/verloren?
SurTec ist mit seinem vielseitigen Produktportfolio sehr breit aufgestellt und orientiert sich an globalen, zukunftsorientierten Trends. So liegt unser Fokus zum Beispiel auf alternativen Antrieben wie der Elektromobilität oder Wasserstofftechnologien. Auch die Digitalisierung erhält bei SurTec besondere Aufmerksamkeit. Natürlich steht auch die Medizintechnik im Vordergrund sowie die Architektur- und Elektronikindustrie. Ein kontinuierlicher Begleiter ist stets das Thema Nachhaltigkeit, das bei all unseren Produktentwicklungen eine zentrale Rolle spielt.

Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel/Arbeitsmarkt?
Der Fachkräftemangel beschäftigt die Branche bereits seit Jahren. SurTec reagiert darauf mit der Stärkung der Arbeitgebermarke und einer engen Zusammenarbeit mit unseren Schwestergesellschaften und der Konzernmutter, der Freudeberg Gruppe. Wir gehen auch hier neue Wege, erhöhen unsere Sichtbarkeit und Attraktivität und freuen uns über ein spürbar großes Interesse seitens der Nachwuchstalente.

Welche Rolle spielten 2021 die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung? Wie schätzen Sie die Priorität für die nächsten Jahre ein und hat sich diese Einschätzung durch den Pandemieverlauf verändert?
Diese Themen stehen seit Jahren bei uns auf der Agenda. Die Pandemie hat dies spürbar beschleunigt. Vor allem auf der Kundenseite gab es offenere Diskussionen zu Digitalisierung und natürlich hat sich auch unsere Arbeitsweise durch die Pandemiesituation hin zu mehr virtueller Kommunikation gewandt. Kundenorientierung und Digitalisierung sind zentrale Punkte in der Strategie der Freudenberg Gruppe und werden bei SurTec kontinuierlich vorangetrieben.

Wie schätzen Sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein, für 2022 und die folgenden Jahre ein? Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich, wo sehen Sie ihr Unternehmen und die Branche in drei Jahren?
Wir sehen 2022 als Übergangsjahr in dem sich die Volatilitäten hinsichtlich Kundennachfrage und Rohstoffverfügbarkeit normalisieren werden. Vor allem im ersten Halbjahr 2022 sehen wir die Branche weiter durch die Rohstoffproblematik geprägt. Längerfristig werden Nachhaltigkeitsbewegungen (wie bspw. Fridays for Future) mehr und mehr Einfluss auf Unternehmen haben. Dieses Thema hat SurTec schon seit seiner Gründung besetzt und wird von diesem Trend noch mehr profitieren. Konkret beinhaltet unsere Strategie die Optimierung unseres foot- und handprint. Dazu veröffentlichen wir regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht.

Welche Prioritäten und Entwicklungsziele stehen 2022 für Ihr Unternehmen auf der Agenda?
Für 2022 erwarten wir eine Stabilisierung der Wertschöpfungsketten und eine Normalisierung der Pandemielage. Aus Kundensicht steht vor allem die Versorgungssicherheit im Vordergrund sowie technologische Antworten auf politische Umwelt- und Klimaanforderungen. Für SurTec ist das kein neuer Trend. Mit unserem Einsatz für den Chrom(VI)-Ersatz und dem Fokus auf recyclebare Reiniger nimmt das Thema Nachhaltigkeit bereits seit Jahren einen hohen Stellenwert bei uns ein. 

In welchen Bereichen planen Sie Veränderungen und/oder Investitionen?
Investitionen werden vor allem im Bereich neuer, nachhaltiger Technologien und der Digitalisierung von Prozessen erfolgen. Unser Streben gilt der Generierung von Kundenmehrwerten. So setzen wir 2022 unter anderem auf Investitionen in unseren globalen technischen Support.