Wagner: Wie auf Schienen
Ressourcenschonende Lackiertechnik für Räder von Schienenfahrzeugen

Am Standort des Bochumer Vereins Verkehrstechnik (BVV) werden Räder für Schienenfahrzeuge geschmiedet und teilweise zu kompletten Radsatzsystemen kombiniert. Um den steigenden Bedarf zu decken, wurde 2022 eine hocheffiziente Beschichtungsanlage installiert.
Der Bedarf an Bauteilen für den Schienenverkehr erlebt einen Aufschwung. An diese Entwicklung passte man sich beim BVV mit einer umfassenden Modernisierung des Produktionsnetzwerks an. Dazu gehörte eine Lösung zur Einzelradlackierung für den Grundierungs- und Decklackauftrag, die sich problemlos in den komplexen Produktionsprozess integrieren ließ. Der BVV legte dabei großen Wert auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Produktion.
Die Walther Spritz- und Lackiersysteme GmbH ermöglichte zusammen mit der J. Wagner GmbH die Installation einer passgenauen Lösung. Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, ist die neue Lackierstraße in zwei Segmente aufgeteilt. Im ersten Segment werden die Schienenräder manuell maskiert und grundiert. Im zweiten Schritt erfolgt vollautomatisch per Roboter die Applikation des Decklacks.

Verbessertes Luft-, Wärme und Materialmanagement
Die Modernisierung des Werks wurde bei laufender Produktion durchgeführt. Die Zu- und Abluftversorgung musste an die Gegebenheiten der Werkshalle angepasst werden: Die Abluftrohre wurden über eine weite Strecke unter der Hallendecke verlegt und über dem Dach herausgeführt. Dies war insbesondere auch nötig, um Anforderungen an den Emissionsschutz zu erfüllen. Die neue Beschichtungsanlage verfügt über regenerative Kreuzstromwärmetauscher, wodurch bis zu 50 Prozent der Energie aus der Abluft zurückgewonnen wird. Bei der Farbversorgung sorgen hochwertige Rührwerke für eine zuverlässige Durchmischung des Beschichtungsmaterials, weiterhin galt es eine bestmögliche Restentleerung zu erreichen, trotzdem das zu verarbeitende Material aus unterschiedlichen Liefergebinden gefördert wird. Auch Bedienkomfort stand im Fokus, deswegen erleichtern automatische Deckel-Hubgeräte den Wechsel der Gebinde. Weitere Anforderungen im Rahmen der Projektierung waren Überfüllsicherheit, die Einhaltung des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und weitere betriebliche Auflagen. Die neue Anlage ermöglicht es dem BVV dank ihres sparsamen Ressourceneinsatzes den Materialverbrauch und auch die Kosten, insbesondere für die Lackentsorgung, zu reduzieren.
In der Grundier-Kabine erfolgt die Applikation der Grundierung mit einer Air- Coat-Handpistole GM 4700AC. Für kleine Ausbesserungen steht eine GM 1030G Pistole zur Verfügung. Die Konditionierung der Zuluft erfolgt per Gasflächenbrenner, bis zu 50 Prozent der Abluft-Wärme übertragen die Kreuzstrom-Wärmetauscher wieder an die Zuluft. Im Farbversorgungsraum stehen für die Materialversorgung zwei lösemittelbasierte Grundierungen in 30-Liter-Behältern zur Verfügung, Druckluftrührwerke, die an pneumatischen Hubgeräten aufgehängt sind, halten das Material applikationsbereit. Die eigentliche Farbversorgung übernehmen pneumatische Leopard 35-70 Kolbenpumpen über eine Rohrleitung zur Lackierkabine, für zusätzliche Sicherheit sorgt eine automatische Absperrung. Um Energie zu sparen, wird die Abluftleistung bei Nichtgebrauch der Lackierpistolen automatisch gedrosselt und nach einer definierbaren Zeit komplett abgeschaltet.


und Gasflächenbrenner (Bild: J. Wagner)

Die Konstellation beim Decklack-Auftrag ist ähnlich, auch hier erfolgt die Erwärmung der Zuluft über einen Gasflächenbrenner und Energierückgewinnung aus der Abluft. Deutlichere Unterschiede gibt es im Bereich der Farbversorgung. Im Farbversorgungsraum werden zwei lösemittelbasierte und wasserbasierte Decklacke in 30-Liter-Behältern vorgehalten – außerdem entsprechende Reinigungslösungen. Um Energie zu sparen und die Rührleistung besser an den aktuellen Bedarf anpassen zu können, kommen in der Investition Elektrorührwerke zum Einsatz. Füllstandsgrenzschalter am pneumatischen Hubgerät sorgen für Überfüll-Sicherheit.
Die Lackförderung übernehmen Leopard 35-70 Kolbenpumpen, während die kleineren Puma 28-40 bei Bedarf die Reinigungslösung durch die Schläuche drücken. Die Applikation selber erfolgt vollautomatisch per Roboter mit einer AirCoat-Automatikpistole GA 4000AC. Eine GM 1030G steht für kleine Ausbesserungen zur Verfügung. Außerdem ist eine Branderkennungsanlage integriert. Beide Pistolen zeigten in der Anwendung eine exzellente Zerstäubung, einen effizienten Farbauftrag mit sehr geringem Overspray und lieferten im Ergebnis gleichmäßige Schichtdicken. Weiterhin sind die Pistolen sehr kompakt und einfach zu bedienen.
Im Ergebnis konnte die 1842 gegründete Bochumer Firma durch die Modernisierung der Oberflächentechnik ihre Produktionskapazitäten deutlich erweitern, die Qualität der Oberflächen verbessern und außerdem in erheblichem Umfang Applikationsmaterial und Energie einsparen.
J. Wagner GmbH
www.wagner-group.com
Walther Spritz- und Lackiersysteme GmbH
www.walther-pilot.de

