Elektrostatisches Nasslackieren

Elektrostatisches Nasslackieren

 

beim elektrostatischen Nasslackieren werden die aufgeladenen Lacktröpfchen unter dem Einfluss elektrischer Transport- und Anziehungskräfte auf dem Werkstück abgeschieden.

Gegenüber dem Spritzlackieren ohne elektrische Lackaufladung ergeben sich dadurch wesentliche Vorteile:

● geringerer spezifischer Lackverbrauch,

● weniger Overspray, dadurch Reduzierung des Luftdurchsatzes in der Spritzkabine möglich,

● weniger Lösemittelemissionen und Lackschlamm,

● Einsparung von Beschichtungszeit aufgrund des elektrostatischen Umgriffs.

Man unterscheidet zwei Arten des elektrostatischen Nasslackierens:

1. bei den rein elektrostatischen Sprühverfahren erfolgt die Lackzerstäubung allein durch die Einwirkung hoher elektrischer Feldkräfte auf das Lackmaterial, das dazu als dünner Film über eine an Hochspannung (ca. 80-100 kV) liegende, scharfe Sprühkante geführt wird. Technisch realisiert ist dieses Zerstäubungsprinzip in Form des feststehenden „Sprühspalts“ (AEG-Verfahren) sowie in Form einer rotierenden, scharfkantigen Glocke oder Scheibe (Ransburg-2-Verfahren), wobei die Rotation hier vor allem zur gleichmäßigen Verteilung des Lackmaterials an der Absprühkante dient. Der Lacktröpfchentransport zum geerdeten Werkstück erfolgt ebenfalls ausschließlich durch elektrische Kräfte. Vorteile der rein elektrostatischen Sprühverfahren sind der sehr hohe Auftragswirkungsgrad ( > 90%) und die geringen Betriebskosten (kein Druckluftverbrauch, Kabinen mit Trockenabscheidung ausreichend). Einschränkende Merkmale sind die geringe Flexibilität bezüglich Lackausflussmenge sowie die starke Abhängigkeit der Beschichtung vom elektrischen Feld und von den Lackeigenschaften. Die erzielbare Zerstäubungsfeinheit ist nur mäßig. Geeignete Werkstücke sind einfache, flächige oder rotationssymmetrische Teile, bei den Sprühglocken und -scheiben auch Rohrkonstruktionen und Kleinteile.

2. bei den elektrostatikunterstützten mechanischen Zerstäubungsverfahren wird das Lackmaterial rein mechanisch zerstäubt. Das elektrische Feld dient hier lediglich zur Aufladung des Lackmaterials und zum Transport der Lacktröpfchen zum Werkstück. Nach diesem Prinzip arbeiten die Hochgeschwindigkeitsglocken und -scheiben Hochgeschwindigkeits-Rotationssprühen) sowie die elektrostatischen Druckluft- und Airless-Spritzpistolen (mit und ohne Luftunterstützung), wobei hier der Zerstäubungsmechanismus genau gleich ist wie bei den konventionellen Spritzpistolen. Mit den elektrostatikunterstützten mechanischen Zerstäubungsverfahren sind nahezu alle Lackmaterialien einschließlich der Wasserlacke verarbeitbar. Die Lackausflussmengen sowie die Sprühstrahlform sind flexibel und können an unterschiedliche Bedingungen bzw. Werkstückgeometrien angepasst werden. Die Zerstäubungsqualität ist im allgemeinen besser als bei den rein elektrostatischen Sprühsystemen. Nachteilig ist der hohe Energieverbrauch (Druckluft) sowie der teilweise geringere Auftragswirkungsgrad. Außer bei der Hochgeschwindigkeitsscheibe sind Kabinen mit Nassabscheidung erforderlich. Die elektrostatischen Druckluft- bzw. Airless-Spritzpistolen eignen sich insbesondere für komplizierte Teile mit Vertiefungen.

Weiterführender Fachartikel:

Nasslackieren mit Elektrostatik

 

 

Elektrostatisches Lackieren mit Hochrotationszerstäuber eines BMW Mini im Magna Werk in Graz.

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