Spontankontakte sind wichtig
Für Michael Ickert von Pero sind Präsenzveranstaltungen unersetzlich. Auch plädiert er dafür technologisch und produktions-technisch unabhängiger von internationalen Werkbänken zu werden.
mo: Wie bewerten Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage in der Reinigungsbranche?
Ickert: Seit Oktober 2019 entflammte die Diskussion um den Verbrennungsmotor, sodass es zu Verschiebungen von Investitionen kam. Dann führte die Pandemie zu einer Lähmung der Geschäftstätigkeiten. Ich schätze, es sind bis zu 30 Prozent weniger Projekte aktiv als noch vor 2019.
mo: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Ihr Geschäftsfeld?
Ickert: Um trotz der Pandemie Reinigungsversuche und Werksabnahmen realisieren zu können, haben wir Kunden virtuell mit ins Boot geholt. Inzwischen spüren wir einen starken Trend, die Versuche wieder vor Ort durchzuführen.
mo:Was ist Ihre Motivation, trotz der Umstände auf einer Messe auszustellen?
Ickert: Die Messe ist für uns ein wichtiges Instrument für Spontankontakte. Deshalb sind wir sehr froh, dass die parts2clean nach einer so langen Zeit ohne Live-Veranstaltungen wieder stattfindet. Solche Kontakte können digitale Formate bisher nicht zufriedenstellend generieren.
mo:Welche Erwartungen haben Sie an die diesjährige parts2clean?
Ickert: Sowohl die Messegesellschaften als auch alle Ansprechpartner haben sich enorm bemüht. Trotzdem ist es schade, dass nur eine Messehalle voll wird. Ich hege die Hoffnung, dass trotzdem viele Kunden
konkrete Projekte im Gepäck haben.
mo: Welche Themenschwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr?
Ickert: Die kombinierte Reinigung mit Lösemittel und wässrigem Prozess gewinnt immer mehr an Bedeutung. Deshalb steht dieses Thema für uns stark im Fokus.
mo:Welche planerischen Unterschiede gibt es im Vergleich zu den vergangenen Jahre?
Ickert: Wir haben die gleiche Position unseres Standes, aber dessen Größe als Tribut an die Rahmenbedingungen minimal reduziert. Wir werden auch mit einer kleineren Mannschaft auf die Messe gehen, nicht zuletzt, weil sich ja nur eine bestimmte Personenzahl pro Quadratmeter auf dem Stand bewegen darf. Trotzdem werden alle Mitarbeiter auf Abruf bereit stehen, sobald sich eine entsprechende Nachfrage ergibt.
mo:Wie sind Ihre Erwartungen bezüglich der Besucherzahlen?
Ickert: Ich hoffe, dass es so viele Besucher werden wie 2019 – auch wenn es da schon bessere Zeiten gab. Außerdem wird der Anteil der Tagesbesucher zunehmen. Mit etwas Optimismus könnte ich mir sogar vorstellen, dass es mehr Besucher werden, weil die Leute jetzt richtig Lust haben auf eine Veranstaltung wie die parts2clean zu gehen.
mo:Welche Auswirkungen hat die durch die Pandemie angestoßene Digitalisierung auf die Zukunft von Messeveranstaltungen?
Ickert: Die Digitalisierung wird sicherlich auch auf das Thema Messen und Veranstaltungen Einfluss haben, aber alles steht und fällt mit der Qualität der digitalen Formate. Bisher habe ich persönlich noch keins gesehen, das mich so richtig überzeugt hätte.
mo:Was wünschen Sie der Branche?
Ickert: Ich wünsche uns, dass es in der Automobilbranche bald möglich sein wird, konkrete Ziele zu definieren, auf die wir uns konzentrieren können. Außerdem müssen wir uns auf die Stärken unserer Ingenieurskunst besinnen und die Abhängigkeit von fremden Werkbänken reduzieren. Wichtig ist, den Fokus auf Kernkompetenzen zu erhöhen und zentrale Technologien nach Deutschland respektive Europa zurückzuholen und auszubauen