Es gibt keine zufriedenstellenden Alternativen zu Präsenzmessen

In der Corona-Pandemie wurde Local Sourcing auf globaler Ebene wichtiger, gleichzeitig beutelt der Strukturwandel in der Automobilindustrie Teile der Reinigungsbranche.

mo:Wie bewerten Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage und Entwicklung in der Reinigungsbranche?
Fritz: Nach einem Nachholeffekt zu Jahresbeginn herrscht aktuell wieder Zurückhaltung bei der Beschaffung von Investitionsgütern. Diese Entwicklung ist aber hauptsächlich den Problemen im Bereich der Halbleiterbeschaffung sowie der Logistik geschuldet. Dazu gehören die Schließung chinesischer Häfen und der Mangel an Containern, die viele Industriezweige dazu zwingt, ihre Produktionszahlen zu reduzieren. Derzeit hat kein Hersteller von Teilereinigungsanlagen das vorpandemische Niveau wieder erreicht und einige werden es vielleicht auch in Zukunft nicht wieder erreichen, da sich der Umbruch in der Automobilindustrie derzeit stark beschleunigt.

mo: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Ihr Geschäftsfeld?
Fritz: Wir sind sehr zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage, da wir nahezu ausschließlich Sonderprojekte für unterschiedliche Branchen verwirklichen und unsere Auslastung dadurch bei 100 Prozent liegt, auch wenn wir das vorpandemische Niveau noch nicht wieder erreicht haben. Wir wissen, dass einige Wettbewerber massive Auslastungsprobleme haben und versuchen, sich Aufträge durch hohe Preisnachlässe zu erkaufen, was zu Lasten der gesamten Branche geht und glücklicherweise auch selten Erfolg hat. International schwach aufgestellte Wettbewerber sind aktuell im Nachteil, da wichtige Exportmärkte weiterhin auf unabsehbare Zeit Reisebeschränkungen verhängen und Kunden dort kaufen, wo lokale Inbetriebnahmen und Service angeboten werden. Deshalb haben wir während der Pandemie unter anderem in den USA eine Vertriebsgesellschaft sowie in Taiwan einen Servicestützpunkt eröffnet. Darüber hinaus haben wir uns in Mexiko an einem Joint Venture beteiligt und bauen dort noch in 2021 die erste Solvacs-Reinigungsanlage.

mo: Was ist Ihre Motivation, trotz der nach wie vor schwierigen Umstände auf einer Messe auszustellen?
Fritz: Wir bei Hemo sind der Ansicht, dass der persönliche Kontakt niemals durch Online-
Meetings zu ersetzen sein wird. Deshalb freuen wir uns, Kunden und Interessenten persönlich auf unserem Messestand begrüßen zu dürfen. Zudem halten wir den Austausch mit Branchenkennern und Wettbewerbern vor Ort für wichtig, um Marktentwicklungen frühzeitig zu erfassen. Inländische Wettbewerber von heute werden aus Globalisierungsgründen in Zukunft vielleicht Partner sein, um sich gegen die Konkurrenz aus Drittländern besser positionieren zu können. Da ist es von Vorteil, sich auch mal wieder persönlich zu sehen.

mo:Wie wichtig sehen Sie die Messe in Bezug auf die Normalisierung der Geschäftstätigkeit?
Fritz: In gewisser Weise ist die Durchführung einer Vor-Ort-Veranstaltung natürlich ein erster Schritt zurück zur Normalität. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es eine neue Normalität geben wird. Diese Vielzahl an Geschäftsreisen, die einst üblich war, wird es so nicht mehr geben. Online-Besprechungen können zwar den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, werden sich aber in bestimmten Fällen etablieren, was der Umwelt und der Work-Life-Balance zu Gute kommt. Jedoch pflegt der Mensch auch gerne soziale Kontakte und wir merken, dass Kunden und Lieferanten uns mit Freude besuchen und das gilt bestimmt auch für Messebesuche. Deshalb war es für uns keine Frage, in Stuttgart auszustellen.

mo:Welche Erwartungen haben Sie an die diesjährige  parts2clean?
Fritz: Um ehrlich zu sein, reisen wir mit eher gedämpftem Optimismus zur Messe. Ich erwarte rund ein Viertel der sonstigen Besucherzahl vor Ort und freue mich, wenn diese Erwartungen übertroffen werden.

mo: Welche Themenschwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr auf der Messe?
Fritz: Hemo präsentiert sich auf der parts2clean als führender Teilereinigungsspezialist für anspruchsvolle Aufgabenstellungen. Mit unseren effizienten Lösemittel- und Hybridreinigungsanlagen und einem umfassenden Leistungsportfolio wollen wir Teileherstellern unterschiedlichster Branchen beweisen, dass sie mit unseren Komplettlösungen selbst anspruchsvolle Restschmutzvorgaben sicher einhalten können.

mo: Welche planerischen und organisatorischen Unterschiede gibt es im Vergleich zu den Messen der vergangenen Jahre?
Fritz: Hemo wird in diesem Jahr mit reduzierter Standfläche, weniger Standpersonal und geringerer Anzahl an Exponaten vertreten sein. Dafür aber dank geringerem Besucheraufkommen mit mehr Zeit für den intensiven Austausch mit den Standbesuchern.

mo: Wie bewerten Sie die Digitalisierung während der Pandemie in Bezug auf die Zukunft von Messeveranstaltungen?
Fritz: Natürlich hat sich gezeigt, dass der eine oder andere Termin auch online zu bewerkstelligen ist. Für den Bereich der Messeveranstaltungen sehe ich das jedoch nicht. Die meisten virtuellen Messen haben sich doch eher als Notlösungen erwiesen. Deshalb glaube ich weiterhin an die Zukunft realer Vor-Ort-Messen, auf denen sich Besucher Maschinen und Anlagen in natura anschauen und persönliche Kontakte pflegen können. Hoffen wir, dass wir diesbezüglich bald wieder zu so etwas wie Normalität zurückkehren und wir die Lockdown-Erfahrungen abschütteln können!