Die Belange, Schwierigkeiten und Nöte der betroffenen Unternehmen haben – so erscheint es zumindest von außen – nie ernsthaft interessiert. Nun kommen die Verantwortlichen nach vielen Jahren und unfassbaren Anstrengungen der Unternehmen, die Verwendung von Chrom(VI) zu autorisieren, schließlich auf den Gedanken, dass eine Beschränkung vielleicht die bessere Alternative ist. Das ist zweifelos sachlich richtig, erscheint aber in Anbetracht der Destabilisierung einer gesamten Branche durchaus zynisch.
Nicht wenigen Unternehmen der Galvanikbranche wurde durch die Art und Weise, wie die Autorisierung von Chrom(VI) durchgezogen wurde, der Weg in die Zukunft verbaut oder zumindest mit kaum zu überwindenden Hürden gepflastert. Der Scherbenhaufen ist längst angerichtet. Es sagt viel darüber, wie die Arbeit von ECHA und EU-Kommission wahrgenommen wird, wenn Unternehmen sich über eine erfolgreiche Autorisierung inzwischen freuen, als hätten Sie einen Preis gewonnen. Ein Beispiel lesen Sie im Interview der mo 7-8 auf Seite 39.
Zynische Sprüche gegen Bezahlung
Früher waren Investitions- und Zukunftssicherheit die Basis für eine florierende Wirtschaft in Europa. Doch gut funktionierende Wirtschaftsunternehmen scheinen Brüssel und manchen Regierungen nicht mehr wichtig zu sein. Insider zitieren eine bemerkenswerte Aussage: „Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen.“ Die Industrie ist also ein Sumpf? Den Gedanken muss man mal zu Ende denken. Leider passt das Handeln der EU und auch unserer Regierung in vielen seiner Facetten zu dieser Maxime.
Ebenfalls viel Beherrschung erfordert, wenn sich einmal mehr zeigt, wie unkoordiniert und strategielos die Energiewende verläuft. Ganze zehn Jahre nach dem offiziellen Start erkennen Verantwortliche, dass Pumpspeicherkraftwerke eine wertvolle Ressource sind – vor allem, wenn sie nicht vor sich hin rotten und stillgelegt sind. Dass nun eine Modernisierung und ein Ausbau angesichts zunehmender Instabilität der Stromnetze reichlich spät kommt – nun ja. Die Industrie und allen voran der Mittelstand erträgt was passiert. Die Frösche lassen grüßen.
Zeit für eine Gegenstimme
Gerade der Mittelstand wird von der Politik häufig und intensiv ignoriert. Dabei ist er ein tragendes Gerüst des deutschen Wohlstandes. Von daher müssen die KMU nicht nur in der Oberflächenbranche mehr denn je zusammenstehen und endlich eine einheitliche und eindringliche Stimme finden. Ansonsten sieht es für viele Unternehmen und damit perspektivisch auch für Deutschland und Europa nicht sehr gut aus. Die überraschend heftigen aktuellen Einbrüche bei den Exporten kann man da durchaus als ein Zeichen verstehen. Und wenn Sümpfe trocknen, wandern die Frösche aus. Das ist auch in der von unserer Regierung angeblich so geliebten Natur so.
Da wir auf Wunder vermutlich länger warten können, muss trotz allem und umso mehr die Wettbewerbsfähigkeit an oberster Stelle stehen. Deshalb haben wir auch mit dieser Ausgabe viele relevante Themen zusammengestellt, von der Berechnung des Einflusses von Lackieranlagen auf das Klima (Seite 14 in Ausgabe 6-7) über koordinierte Retrofit-Maßnahmen statt Einschmelzen bei der Fördertechnik (ab Seite 34 in mo 6-7) bis hin zu einem neuartigen Messverfahren für die Holz- und Möbelindustrie, um Schichtdicken berührungslos und zuverlässig bestimmen zu können (ab Seite 24).
Lassen Sie sich inspirieren und von den Umständen nicht entmutigen!
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