Im falschen Zug

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Es ist ein unschöner Moment, wenn man in einem Zug sitzt und realisiert, dass dieser nicht dahin fährt, wo man eigentlich hinwollte. Doch der nächste Halt ist noch weit entfernt und es bleibt keine Alternative, als die Situation anzunehmen und ihr durch Flexibilität und neue Planung Herr zu werden.

Wenn politisch der Zug in eine ungünstige Richtung unterwegs ist, sind die Folgen ungleich problematischer. Immer mehr auch wichtige Traditionsunternehmen kündigen an, ihre Aktivitäten in Deutschland zurückzufahren und sich lieber in Nachbarländern zu engagieren. Das Ausmaß lässt sich schon nicht mehr als geringfügige Kollateralschäden einer umweltorientierten Wirtschaftspolitik abtun. Die Chance, unsere letzten Atomkraftwerke übergangsweise weiterzubetreiben, ließ man verstreichen, weil Regierungsexperten behaupteten, dass deren Energielieferung nicht so ins Gewicht falle und leicht ausgeglichen werden könne. Nun sollen neue Gaskraftwerke in ungefähr dieser Größenordnung neu aufgebaut werden – das macht nachdenklich.

Ob sich die Entscheider dieser Regierung die Ökobilanz des Abrisses von Atomkraftwerken bewusst gemacht haben? Diese, zusammen mit dem Neubau von Gaskraftwerken, ist mehr als fatal. Auch die Stilllegung hoch entwickelter Produktionsstätten sowie deren Neuaufbau an anderer Stelle zahlt auf dasselbe Buchungskonto ein.

Es ist längst eindeutig mit Zahlen belegbar, dass Deutschland bei der Wirtschaftsentwicklung zum Schlusslicht Europas geworden ist. Die Ursache hierfür sehen auch international viele Experten zu nicht unwesentlichen Teilen in der Energiepolitik. Früher erfolgreiche Industriezweige in Deutschland stehen plötzlich vor schwer zu lösenden Aufgaben. Perspektivisch gibt es durchaus Grund zur Sorge, denn international gibt es Negativ-Beispiele, wie sich Eingriffe in das freie Funktionieren von Märkten, des Wettbewerbs und der Preissysteme auf die wirtschaftliche Entwicklung von Staaten auswirken können.

Der Zug fährt, aber wer fährt ihn?

Ein drastisches Beispiel ist Argentinien, das vor rund 100 Jahren zu den reichsten Ländern der Welt gehörte und heute beim Pro-Kopf-Einkommen auf dem Niveau von Mauritius rangiert. Sicher, Argentinien hat mehr durchgemacht als Klientelpolitik und Umverteilungsideologien. Trotzdem steht unser Wohlstandsniveau in einen international leistungsfähigen Umfeld auf tönernen Füßen.
Wie dem auch sei, der Zug fährt und wir können nur hoffen, dass diejenigen, die die Weichen stellen, an Vernunft gewinnen. Das einzige, was Betriebe in dieser Situation tun können, ist die eigene Ressourceneffizienz zu maximieren.

Noch mehr als in früheren Jahren gilt es, auch bewährte Prozesse zu analysieren, zu hinterfragen und bei Bedarf konzeptionell neu zu denken. Die Automobilindustrie tut das in breitem Umfang, wie unser Einführungsartikel der mo-Ausgabe 3 2024 ab Seite 12 zeigt. Auch die Optimierung von Vorbehandlung und KTL, wo erhebliche Mengen an Ressourcen in Bewegung sind, wird durch neue Konzepte angegangen (Seite 30 Ausgabe 3 2024). Einem großen Stuttgarter Automobilhersteller gelang es in einer gut koordinierten Entwicklungsanstrengung, kostenintensive Trocknerumbauten für die nächste Generation an Elektrofahrzeugen durch neue Niedrigtemperatur-Strukturklebstoffe zu vermeiden (Seite 20 Ausgabe 3 2024). Von optimalen Schichtdicken für Gleitlacke gegen Quietschen und Knarzen im Interieur (Seite 24 Ausgabe 3 2024) über hocheffiziente, netzschonende Galvanik-Gleichrichter und die Optimierung von Filtration oder Gleitschleifprozessen hoffen wir Ihnen interessante Anregungen für Effizienzverbesserungen liefern zu können.

 

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