Eine komplexe Situation

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Der Wirtschaftsstandort Deutschland mutet seinen Unternehmen derzeit viel zu. Angesichts der Tatsache, dass die Einnahmen des Staates und die der Bürger von funktionierenden Unternehmen abhängen, ist das Verschleppen der Entscheidung über den Weiterbetrieb der verbliebenen Atomkraftwerke ein ideologisches Spiel mit hohem Einsatz.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland mutet seinen Unternehmen derzeit viel zu. Vor allem scheint wesentlichen Amtsträgern unserer Regierung nicht klar zu sein, dass sowohl die Einnahmen des Staates als auch die der Bürger von funktionierenden Unternehmen – also solchen, die auch produzieren können – abhängen. Angesichts dessen ist unter anderem das Verschleppen der Entscheidung über den Weiterbetrieb der verbliebenen Atomkraftwerke ein ideologisches Spiel mit hohem Einsatz.

Einen Erklärungsansatz, warum das so ist, lieferte eine Vortragsreihe auf den ZVO-Oberflächentagen in Leipzig (Bericht Seite 30), die sich mit dem Verhalten komplexer Systeme beschäftigte. Statt einer klaren Ursache-Wirkung-Beziehung bestimmen Regelkreise das Verhalten eines solchen Systems, weshalb Veränderungen häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen. Jeder Betrieb stellt ein solches komplexes System dar, das sich in einem Gleichgewicht befinden muss, um kontrollierbar zu bleiben. Ändern sich zum Beispiel die Rahmenbedingungen zu stark, kann ein Übergang in ein chaotisches System stattfinden. In der Folge reagiert das System unvorhersehbar – auch auf Regeleingaben, die im stabilen Zustand zielführend gewesen wären. Wenn nun in einem hinreichenden Umfang Unternehmen durch die aktuelle Energiekrise in chaotische Systeme übergehen, kann die deutsche Wirtschaft als komplexes Gesamtsystem ebenfalls ins Taumeln geraten. Eingriffe seitens der Politik würden keine zielgerichtete Wirkung mehr entfalten. Unser Land wäre steuerlos, bis sich das System wieder von alleine in einen stabilen Zustand übergeht.

Deshalb könnte es bald als dramatischer Fehler gelten, dass unsere Regierung nicht wirklich alle zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt hat, um die Energiekrise abzumildern. Viele Jahre einer traumtänzerischen Energiepolitik lassen sich nun einmal nicht durch leidenschaftlichen Trotz und ideologische Versessenheit kompensieren.
Auf den ZVO-Oberflächentagen zeigte sich außerdem, dass manche Unternehmen nicht länger auf die Lösungskompetenz der Regierung hoffen, sondern stattdessen begonnen haben, ihre Energieversorgung selber zu sichern – zum Beispiel durch den Wechsel von Energieträgern sowie das Aufstellen von Gas- oder Öltanks. In der jetzigen Situation sollte die Sicherung der Produktion Priorität haben vor der Frage nach dem am wenigsten umweltschädlichen Energieträger. Ansonsten könnte sich unsere Industrie und damit auch unser Wohlstand während der nächsten Jahre in Luft auflösen. Und ob global betrachtet der Umwelt in irgendeiner Form geholfen ist, wenn Teile unserer Produktion in Schwellenländer abwandern, dürfte ausgesprochen zweifelhaft sein.
In diesem Sinne: Tun Sie, was nötig ist!

In der Oktoberausgabe der mo finden Sie wieder zahlreiche Berichte über Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und Energieeinsparung in der Oberflächentechnik!

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