Ausgelastet

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Die Betriebe haben in den letzten Jahren viel durchgemacht. Erst kam Corona, die Lieferketten hingen in Fetzen und als alles begann ein bisschen normaler zu werden, brach der Ukraine Konflikt los und mit ihm kam die Energiekrise. Ein Belastungsmoratorium für die Industrie wäre wünschenswert, indem Politik und Behörden den Betrieben für eine Zeitlang nicht noch mehr aufbürden.

Markante Aussagen wie „Wir brauchen in Europa keine energieintensive Industrie, wir brauchen nur die klugen Köpfe“ von einem Mitglied unserer Regierung lässt tief blicken. Eine Art Freudscher Versprecher bezüglich der eigenen inneren Einstellung zur „Industrie“ als solche – könnte man annehmen. Klar ist, unsichere Perspektiven und regulatorische Willkür bremsen die wirtschaftliche Entwicklung. Ein zentrales Thema diesbezüglich ist neben der von vielen fantastischen Vorstellungen getriebenen Energiepolitik unserer Regierung die Bürokratie aus Brüssel.
Insidern zufolge soll die ECHA kaum in der Lage sein, die Anträge für die zweite Runde der Autorisierung von Chromsäure abzuarbeiten. Und was sollen die von der Autorisierung und dem damit zusammenhängenden Aufwand betroffenen Unternehmen sagen? Noch dazu sind keine nachvollziehbaren Regeln zu erkennen, für welche Zeiträume Use Cases gewährt werden. Investitionen in neue und moderne Hartchromanlagen werden so selten werden. Ist es das, was Europa will, dazu motivieren, hochentwickelte und umweltfreundliche Anlagen stillzulegen und Lowtec-Anlagen mit allen dazugehörigen Konsequenzen in ferneren Ländern zu fördern? Denn Hartchrom wird in der Breite seiner Anwendung in absehbarer Zeit nicht substituierbar sein. Auch gibt es Informationen, dass der Autorisierungsantrag eines großen Konsortiums für den Use 3, also dekoratives Chrom, wohl abgelehnt werden wird. Dann werden viele Betriebe ihre Arbeit einstellen müssen, ohne dass je eine konkrete Gefährdungslage von Mensch oder Natur nachgewiesen wurde.

Bei allem Verständnis für die Ziele, Umwelt,  Menschen und Mitarbeiter zu schützen gibt es einen Unterschied zwischen faktischem Handlungsbedarf und bürokratischen Eifer. Aufwand und Wirkung sollten in einem guten Verhältnis stehen. Bei der Umsetzung von REACH scheint Bürokratie dagegen mehr und mehr zum Selbstzweck zu werden. Zum Beispiel wird im Rahmen des Green Deals erwogen, mehr oder weniger sämtliche Stoffe zu verbieten und dann einzeln wieder zuzulassen. Abgesehen von der Fragestellung, was an Stoffen für eine industrielle Produktion dann für wie lange übrig bleibt – wie will die ECHA die Flut von Anträgen bearbeiten, wenn sie nach dem nun schon viele Jahre andauernden Martyrium der Galvanik-Branche noch nicht einmal in der Lage ist, mit deren Autorisierungsanträgen klar zu kommen?
Ein Belastungsmoratorium für die Industrie wäre wünschenswert, indem Politik und Behörden den Betrieben für eine Zeitlang nicht noch mehr aufbürden. Auch wenn das ein Wunschtraum bleiben dürfte, Öffentlichkeit für die eigenen Probleme schaffen hilft. Vor allem mittelständische Unternehmen sollten aus dem Schatten treten, ihre Lokalpolitiker zu Ortsterminen bitten und mit ihren Problemen und Nöten konfrontieren.

So aufreibend mitunter die Lage sein mag – aufgeben ist die schlechteste aller Optionen.  In der April-Ausgabe der MO finden Sie konstruktive Beispiele und Anregungen, wie man in der Oberflächentechnik den vielfältigen aktuellen Herausforderungen die Stirn bieten kann. Unter anderem wird ein Unternehmen vorgestellt, das in der Gründungsphase nicht nur mit einer unwirtschaftlichen Fertigung zu kämpfen hatte, sondern auch gleich die Corona Pandemie überwinden musste. Der unbeugsame Einsatz vom Geschäftsführer bis zu den Mitarbeitern und eine konsequente Optimierung der eigenen Prozesse brachten den Betrieb inzwischen auf Erfolgskurs. Auch der immer drängendere Fachkräftemangel wird thematisiert – hier kann Automatisierung nicht die alleinige Antwort sein, Betriebe müssen lernen, attraktive Arbeitgeber zu werden. Interessant ist auch, dass ein traditionsreicher Hartchrom-Lohnbeschichter zur Portfolioergänzung in eine Anlage für Extremes Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen investiert und hierfür intensive Prozessentwicklung betreibt

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