Akuter Handlungsbedarf

Anzeige Branche | Erstellt von CB

Die exzessive Konfrontation mit immer neuen Sackgassen und Klippen prägt das Tagesgeschäft und die Zukunftsstragien von Unternehmen, nicht nur in der Oberflächentechnik-Branche, nun schon seit viel zu langer Zeit. Insbesondere die Signale und Strategien der Politik bezüglich der Energiekrise beweisen mangelndes Sachverständnis, im Ausgleich dafür dann aber um so mehr Wunschdenken.

Es ist eine erleichternde Nachricht, der Gaspreis ist erstmals seit dem dramatischen Hoch im Sommer auf unter 100 Euro pro Megawattstunde gefallen. Sicher, es ist immer noch das Fünffache von dem, was früher üblich war. Aber die Versorgungslage hat sich zumindest vorerst entspannt.
Die Ausschläge auf dem Energiemarkt dieses Jahr wurden aber auch durch die Handelsprinzipien unserer Energiemärkte erheblich mit angetrieben. Insofern besteht Handlungs- und Regulierungsbedarf, damit Spekulation und Übergewinne Einzelner der Realwirtschaft nicht in einem so hohen Ausmaß schaden können.

Dass sich unser Bundeskanzler endlich überwunden hat, seine Koalition bezüglich der Laufzeit der letzten verbliebenen Kernkraftwerke zu befrieden - eine Entscheidung, die weiterhilft, aber dennoch kurz greift. Die Nettostromerzeugung der öffentlichen Stromversorgung des Jahres 2021 zeigt, dass von rund 487 Terawattstunden (TWH) beachtliche 224,6 durch regenerative Energien erzeugt wurden – 46 Prozent der benötigten Strommenge. Allerdings war 2021 kein Boomjahr. Dann wäre der Energiebedarf naturgemäß höher und der Anteil der erneuerbaren Energien kleiner. Die Windkraft steuerte mit 113 TWH den größten Anteil bei und liegt in etwa auf einem Level mit der Braunkohle. In diesem Energiemix sollen nun mittelfristig 160 TWH vom Netz gehen – 65 TWH Kernenergie im nächsten Frühjahr und 99  TWH aus Braunkohle einige Jahre später. Es wäre also notwendig, die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen in etwa zu verdoppeln. Wie soll das möglich sein, wenn alleine der Ausbau der Windkraft seit 2019 konsequent auf der Stelle tritt? Wenn weiter Energieträger abgeschafft werden, ohne diese in den notwendigen Mengen zu ersetzen, werden in den nächsten Jahren nicht nur die Energiepreise weiter steigen – es droht Energieverknappung mit entsprechend katastrophalen Auswirkungen für unseren Wirtschaftsstandort.

Wir haben in der mo-Ausgabe 11/2022 drei Interviews mit energieintensiven Unternehmen unserer Branche geführt, die zeigen, wo die aktuellen Probleme liegen und mit welchen Strategien die Betriebe an der eigenen Zukunft arbeiten – aber auch was sie von der Politik erwarten. Es gibt viel zu tun. Ein Interviewpartner hat es auf den Punkt gebracht: Wir brauchen eine Agenda 2030 für die Energieerzeugung, die dann konsequent umgesetzt werden muss, wenn die Energieträger Kernkraft, Braunkohle und Gas substituiert werden sollen, ohne einen Großteil unserer energieintensiven Industrie zu verlieren.
In jedem Fall wird Energie- und Ressourceneffizienz künftig nicht mehr nur das nette Schlagwort sein, das gut in einem Marketingsprospekt aussieht – das Thema wird über das Überleben vieler Betriebe entscheiden. Es bleiben wenig Alternativen, als das Beste aus der aktuellen Situation zu machen – packen wir's an!

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