Hartchrom ohne Chrom(VI)

Anzeige Galvanisieren |

REACh stellt die langfristige Verwendbarkeit von Chromsäure in Frage – da lohnt es sich, Alternativen zu prüfen. Nun ist der erste Hartchromprozess aus einem 3-wertigen Chromelektrolyten auf dem Markt.

Hartchromschichten aus einem 6-wertigen Chromelektrolyten sind mit ihren exzellenten physikalischen Eigenschaften, dem Abscheideverhalten und geringen Kosten sowie der Robustheit des Prozesses sehr vielseitig einsetzbar. Allerdings ist zu erwarten, dass durch die Autorisierung unter REACh mittel- und langfristig die Möglichkeiten der Verwendung von Chromsäure schwieriger und auch teurer werden. Deshalb ist es interessant, frühzeitig auch über Alternativen nachzudenken, die ohne 6-wertiges Chrom auskommen.

Der Chemie-Hersteller Atotech beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der Entwicklung von Hartchrom aus einem 3-wertigen Chromelektrolyten und hat nun ein alternatives Verfahren erarbeitet, das vielversprechende Eigenschaften aufweist. Mit Härtewerten von 700 HV bis 850 HV liegen die Schichten sogar bereits über gängigen Standard- Hartchromverfahren. Feldtests zeigen, dass bei leichter Reibung sowie moderater Erwärmung diese sogar auf bis zu 1050 HV steigen kann. Allerdings ist das aus einem trivalenten Chromelektrolyten abgeschiedene Hartchrom makround nicht mikrorissig. Dadurch kann das BluCr genannte Verfahren Stahl ohne eine zusätzliche Schicht in einem korrosiven Milieu nicht lange schützen. Eine elektrolytische Nickel-Schicht als Basis ermöglicht bis zu 200 Stunden und mehr ohne Rotrost im NSS-Test.

Bemerkenswert ist, dass die Beständigkeit von BluCr gegen Chlorid-Korrosion viel besser ist, als die einer hexavalenten Hartchromschicht.

Die maximale Abscheiderate von BluCr liegt derzeit zwischen 0,6 und 0,8 μm pro Minute und ist somit schneller als bei konventionellem hexavalenten Hartchrom. Grundsätzlich gleichen sich jedoch beide Prozesse in puncto Geschwindigkeit und Effizienz. Insgesamt ist der BluCr-Prozess allerdings deutlich weniger pflegeleicht, als ein Chrom(VI)-Prozess. Von daher gewinnt das Thema Vorbehandlung und Prozessdisziplin erheblich an Bedeutung. Prädestiniert als Anwender für das neue Verfahren sieht Atotech insbesondere Beschichter, die bereits über Knowhow im Bereich Nickel verfügen.

Laut Atotech soll der BluCr Prozess als eine Alternative, aber nicht als Ersatz für hexavalentes Hartchrom verstanden werden. Das Verfahren wurde bereits in Kooperation mit Kunden in Europa, Asien und USA getestet. Der BluCr-Prozess wurde offiziell am 7. April 2017 in den Produktkatalog aufgenommen und ist damit nach dem aktuellen Wissensstand der erste trivalente Hartchromprozess auf dem Markt. Für Testreihen steht ein Technikum in Bangalore, Indien, zur Verfügung, in dem auch größere Chargen verarbeitet werden können. Kleinere Testreihen sind auch in Deutschland möglich.

Das Interesse an dem BluCr ist naturgemäß vor allem in Europa groß, wo die Beschichter mit REACh konfrontiert sind. Und wenn voraussichtlich in wenigen Jahren erneut die Autorisierung von Chromsäure ansteht, ist es hilfreich, einen Plan B in der Tasche zu haben. CB

Zurück