Heiter bis wolkig

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Es gibt derzeit viele Entwicklungen in Deutschland, in Europa und auch global betrachtet, die Anlass für schlaflose Nächte bieten: das sich immer weiter verspannende Verhältnis zwischen den USA und China ist, die China-Taiwan-Konstellation und natürlich die China-Russland-Connection. Vor allem Ersteres hat das Potential die Weltwirtschaft so durchzuschütteln, dass der russische Gaslieferstopp im Vergleich wie ein kleiner Schluckauf wirkt.

Apropos Gas – verfolgen Sie noch die Füllstände unserer Gasspeicher? Ich denke die meisten haben das Thema inzwischen aus dem Fokus verloren. Der Winter ist so gut wie vorbei und die Speicher sind zu etwa 70 Prozent gefüllt – etwa 30 Prozent mehr als im Schnitt der letzten Jahre. Gasversorgung funktioniert also auch ohne Nordstream-Piplines. Vor allem für Betriebe, die versucht haben sich gegen ein verordneten Shutdown der Produktion zu wappnen, mag sich die Frage stellen, ob sie ihre Ressourcen verschwendet haben. Nun, auch ein berühmter Transatlantik-Dampfer hätte nie auf einen Eisberg treffen müssen und dann hätten alle dem Kapitän zu der schnelln Überfahrt gratuliert. Das historische Beispiel zeigt, dass die richtigen Prioritäten, Besonnenheit und Ressourcen notwendig sind, um komplexe Situationen zu meistern. Es mag sein, dass vieles an den Rohstoffmärkten im letzten Herbst Hysterie und Panikmache war. Aber ein härterer Winter – wie er noch bis vor wenigen Jahrzenten üblich war – hätte ziemlich sicher eine Gasmangellage ausgelöst. Auch ob in ausreichender Menge Flüssiggas geliefert und eingespeist werden könnte, war lange nicht garantierbar.


Und ob das Thema Gasmangellage im nächsten Winter tatsächlich schon zu den Akten gehört oder möglicherweise sogar akuter wird als in diesem Jahr, kann niemand vorhersagen. Deshalb bleibt es wichtig, das eigene Unternehmen zu ertüchtigen und Abhängigkeiten zu reduzieren. Denn Kontinuität und langfristige, berechenbare Perspektiven erscheinen heutzutage in vielen Branchen wie ein Luxus aus ferner Zeit. Wie 1912 auf der Transatlantikroute ist es möglicherweise nicht immer die beste Strategie, das Ziel mit Volldampf und auf dem kürzesten Weg anzuvisieren.
Ertüchtigung kann manchmal auch sehr effektiv in kleinen Schritten erfolgen. Diesbezüglich bietet sich für Lohnbeschichter neue Möglichkeiten durch ein neues Kalkulations-Tool. Hier hat ein kleines visionäres Team ein Werkzeug entwickelt, um die Erstellung von Angeboten effizienter und vor allem in Bezug auf die Kostendeckung zuverlässiger zu machen (in mo 3/2023 ab Seite 22). Denn richtiges Kalkulieren kann gerade in schwierigen Zeiten Unternehmen retten.


Im Aufbruch zur E-Mobilität befindet sich ein bekannter deutscher Automobilhersteller, der nun die  Herausforderungen stemmen muss, im Brownfield massive Modernisierungsmaßnahmen umzusetzen (in mo 3/2023 ab Seite 12).


Wasserstoff als Energiequelle zu erproben und zu etablieren sollte bei vielen Unternehmen weiter nach oben auf die Prioritätenliste, denn hier gibt es ein Henne-Ei-Problem. Projekte zur Erprobung von Wasserstoff erfordern Wasserstoff. Und die Bereitstellung größerer Mengen an Wasserstoff erfordert mehr Projekte zur Erprobung von Wasserstoff. In diesem Zusammenhang ist es eine gute Nachricht, dass ein renommierter deutscher Automobilhersteller sich intensiv der Erprobung von Wasserstoff in der Produktion und nun auch in der Lackiererei widmet (in mo 3/2023 ab Seite 16).
Sehr erfreulich ist, dass sich aktuell die Stimmung in den Unternehmen trotz etlicher eher in die andere Richtung zeigender Indikatoren aufhellt. Auch wenn das ein Lichtblick ist, bleibt es wichtig, neue Perspektiven und Herangehensweisen als Antwort auf die disruptiven Veränderungen unserer Zeit zu finden – denn so ein zuverlässig laufendes Uhrwerk wie früher wird die Welt und auch die Wirtschaft auf absehbare Zeit wohl nicht mehr sein.

CB

 

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