Die Entwürfe der Bundesregierung zur Energiepolitik können einen schon nervös machen. Die Vorstellung, Industriebetriebe könnten ihren Stromverbrauch mit etwas gutem Willen künftig an die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpassen, hat etwas hochgradig infantiles. Das würde bedeuten, dass ein Beschichter an Tagen mit viel Sonnenschein und Wind die Produktion extrem hochfahren und dafür zwei oder besser drei Beschichtungslinien in Bereitschaft haben müsste – die er schnell aktivieren kann. Von kurzfristig verfügbarem Personal ganz zu schweigen. Sobald dann die Sonnenstrahlung schwächer wird und vielleicht auch gleichzeitig der Wind abflaut, müssten dann schleunigst alle Beschichtungslinien wieder runterfahren. Was wie ein phantasievoller Aprilscherz klingt, ist wohl leider keiner.
Keine Produktionslinie, die termingerecht etwas bearbeiten oder herstellen muss und unter einem gewissen Wettbewerbsdruck steht, könnte unter solchen Rahmenbedingungen noch wirtschaftlich arbeiten. Es sei denn, der Staat springt ein und beginnt, Betriebe zu subventionieren. Das wiederum wäre ein Schritt in eine staatlich verordnete Plan- und Mangelwirtschaft. Dabei veranschaulicht die Geschichtsschreibung mehr als eindeutig, wozu es führt, wenn politische Instanzen übermäßig in wirtschaftliche Abläufe und Märkte eingreifen.
Und trotz der wirtschaftlich schmerzhaften Energiepolitik stoßen wir derzeit bis zu 700 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus – mehr als das Doppelte an Kohlendioxid als viele andere Volkswirtschaften in Europa. Es ist objektiv betrachtet schwer zu verstehen, wie unsere auf „grün“ fixierten Politiker das vor sich selbst und im Kontext der Energiewende rechtfertigen können.
Zweifellos ist der Übergang zu erneuerbaren Energien wichtig, und die Industrie zeigt sich in weiten Teilen dazu bereit den Weg zu gehen. Dies geht zum Beispiel aus dem Interview mit einem großen Automobilzulieferer in der mo-Ausgabe 10/2024 ab Seite 10 hervor, aber auch weitere Beiträge zum Thema Produktionseffizienz und Nachhaltigkeit untermauern die aktive Teilnahme der Industrie an diesem Balanceakt.Unumstößlicher Fakt bleibt: Der Wandel muss wirtschaftlich tragfähig umsetzbar sein. Planwirtschaftliche Denkmuster können in einer global orientierten Industrie keine Antwort auf aktuelle Herausforderungen sein.
Während Unternehmen in anderen Ländern weiter – oder auch schon wieder – auf günstige und nach wie vor verlässliche Energiequellen setzen können, steht die deutsche Industrie durch die ideologisch verordnete Energiepolitik vor ausgesprochen harten Zeiten. Dennoch – unser Land hat große Tradition in der Entwicklung fortschrittlichster Technologien und der Ausübung der Ingenieurskunst. Insofern besteht begründete Hoffnung, dass wir trotz sehr widriger Umstände die notwendigen Schritte in eine erfolgreiche Zukunft schaffen werden.
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