Reiter GmbH & Co. KG Oberflächentechnik

Dipl. Wirt.-Ing. Frank Reiter
Geschäftsführer

Geschäftsfelder: Beratung-Begleitung / Interim Manager, Engineering, QM und Lean Management

Zielgruppen: Automatische Lackiersysteme, Materialversorgungen, Dosier-technik, Lackierroboter, In-Line Beschichtung, Service

Mitarbeiter: 50

Jahresumsatz: ca. 9 Mio.

In welchen Bereichen und wie stark hat sich die Pandemie im Jahr 2021 auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Durch die Einführung von Home-Office und Testkonzepten im Unternehmen hielten sich die krankheitsbedingten Ausfälle bis Ende 2021 im Rahmen. Die Pandemie hat wesentlich die Kommunikationswege mit Kunden und Partner geändert. Speziell im Vertrieb und der Projektabwicklung wurden persönliche Treffen durch Videokonferenzen ersetzt. Die sich ständig ändernden Vorgaben, welche von Land zu Land und sogar regional unterschiedlich waren, erschwerten die Planung und Durchführung von Arbeiten bei den Kunden massiv. Dies führte zu erheblichen Mehrkosten welche die Unternehmen letztendlich selbst zu tragen hatten. Auf Hilfsmaßnahmen der Regierung waren wir bisher nicht angewiesen.

Welches Resümee ziehen Sie für das Geschäftsjahr 2021, wie waren Ihre Erwartungen Ende 2020?
In 2021 konnten wir den Rückgang von 2020 bei Umsatz und Auftragseingang ausgleichen und an die positive Entwicklung der Vorjahre anschließen. Diese Entwicklung hatten wir auf Grund der positiven Stimmung zum Jahresende 2020 erwartet. Nicht erwartet haben wir die erheblichen Probleme auf den Beschaffungsmärkten und extremen Preiserhöhungen im Laufe des Jahres. Die sehr hohen Preissteigerungen im 2. Halbjahr 2021 sowie die zusätzlichen Erhöhungen zu Beginn 2022 erfordern die Anpassung der Preise auf breiter Front. Die termingerechte Abwicklung von Projekten ist auf Grund der extrem langen, zum Teil nicht vorhersehbaren, Lieferzeiten eine riesige Aufgabe.

Welche aktuell vorherrschender Trends und Entwicklungen sehen Sie, zum Beispiel im Technologiebereich? Inwieweit hat ein weiteres Corona-Jahr hier Stillstand ausgelöst bzw. wo hat es möglicherweise sogar eine neue Dynamik mit sich gebracht?
Die langfristigen Trends zur Digitalisierung und Automatisierung in der Oberflächentechnik sind ungebrochen. Das Thema Remote-Service hat dabei noch an Bedeutung gewonnen und ist quasi ein Muss für alle automatischen Systeme.

Abgesehen von der Pandemie, gab es 2021 Auffälligkeiten/Entwicklungen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Der Ausgang der Bundestagswahl war so nicht vorherzusehen und wird seine Wirkung erst in den kommenden Jahren entfalten.

Inwieweit beeinflussen Entwicklungen auf dem internationalen politischen Parkett – wie beispielsweise Lieferengpässe,  Handelsbeschränkungen, Zölle oder politische Instabilität – Ihre Prognosen? Sind die Folgen des Brexit noch ein Thema?
Kurzfristig schaden uns die Lieferengpässe bei Vorprodukten. Die zunehmenden Sanktionen und Handelsbeschränkungen behindern natürlich das internationale Geschäft. Mittel- bis langfristig sehe ich negative Auswirkungen durch den zunehmenden Protektionismus der Wirtschaftsblöcke (USA, EU, China). Mit einer Tochtergesellschaft in Großbritannien sind wir ständig mit den Folgen des Brexit konfrontiert. Die zusätzlichen Belastungen erschweren die Geschäfte in Großbritannien erheblich und haben zu einem spürbaren Rückgang geführt.

Welche Absatzmärkte sind für Sie momentan besonders interessant? Auf welche internationalen Absatzmärkte wollen Sie sich zukünftig noch stärker fokussieren? Hat die Pandemie hier zu Veränderungen geführt?
Wir konzentrieren uns auf die DACH-Region und die Staaten der EU. Dabei sehen wir in Skandinavien und Osteuropa die größten Möglichkeiten. Die Märkte in Indien und China sind auch auf Grund der pandemiebedingten Reiseprobleme aus dem Fokus gerückt.

Welche Rolle spielt das Thema Local-Sourcing? Haben die Turbulenzen rund um die Pandemie hier einen Paradigmenwechsel ausgelöst?
Wir beschaffen seit jeher in Deutschland und hier hauptsächlich in der Region. Dies hat sich für uns als richtig erwiesen. Eine Änderung ist derzeit nicht geplant.

Welche Märkte haben (für Sie) an Bedeutung gewonnen/verloren?
Mit unseren Lösungen zur Pulverbeschichtung mit Roboter konnten wir eine Reihe von Kunden gewinnen. Auch Lösungen zur automatischen Beschichtung welche in die Produktionslinie integriert werden, zum Beispiel Rasierklingen mit PTFE-Lösung, gewinnen an Bedeutung. Lösungen zur Holzfenster-Beschichtung verlieren für uns hingegen.

Wie entwickelt sich der Fachkräftemangel/Arbeitsmarkt?
Der Arbeitsmarkt in unsere Region ist sehr angespannt und es dauert lange offene Stellen zu besetzen. Wir setzen hier auf Ausbildung im Haus und attraktive Angebote für unsere Mitarbeiter.

Welche Rolle spielten 2021 die Themen Optimierung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung? Wie schätzen Sie die Priorität für die nächsten Jahre ein und hat sich diese Einschätzung durch den Pandemieverlauf verändert?
Diese Themen werden zunehmend durch die Kunden angesprochen. Es kommt jedoch darauf an einen echten Mehrwert und Kundennutzen zu generieren. Außerhalb der Automobilindustrie erschwert die Vielfalt der Aufgabenstellungen momentan einen wirtschaftlich sinnvollen Ansatz. Hier müssen wir die Entwicklung von Lösungen für die allgemeine Industrie abwarten.

Wie schätzen Sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein, für 2022 und die folgenden Jahre ein? Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich, wo sehen Sie ihr Unternehmen und die Branche in drei Jahren?
Auf Basis des guten Auftragsbestands sehen wir positiv auf das Jahr 2022. Auch in den folgenden Jahren erwarten wir grundsätzlich eine gute Entwicklung. Unserer Ausrichtung auf maßgeschneiderte Lösungen für die Automatisierung von Beschichtungsaufgaben erlaubt ein stetiges Wachstum in unseren Zielmärkten.

Welche Prioritäten und Entwicklungsziele stehen 2022 für Ihr Unternehmen auf der Agenda?
Mit der Entwicklung von Pakten zur Energieeinsparung, werden wir den Anforderungen der Kunden als auch des Gesetzgebers Genüge tun. Wir erwarten durch die neue Bundesregierung die Schaffung von Investitionsanreizen für die Unternehmen um noch effizientere Anlagen zu nutzen. Viele Kunden mit älteren Anlagen werden sich für neue sparsamere Oberflächencenter interessieren und schließlich investieren.

In welchen Bereichen planen Sie Veränderungen und/oder Investitionen?
Im Jahr 2022 werden wir mit der Einführung eines neuen ERP-System die Weichen für die Zukunft stellen. Damit verbessern wir unsere internen Abläufe und können noch schneller auf die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden reagieren. Dabei werden wir einen weitgehend papierlosen Betrieb realisieren.