LPW Reinigungssysteme GmbH

Geschäftsfelder: Infrarot- und Ultraviolett-Strahler, -Systeme und Lösungen für Anwendungen in industrieller Produktion, Umweltschutz, Medizin und Kosmetik, Forschung und analytischen Messverfahren

Zielgruppen: Industrielle Reinigungsanlagen und zugehörige Dienstleistungen

Mitarbeiter: 85

Jahresumsatz: ca. 18 Mio. Euro

Gesprächspartner: Gerhard Koblenzer, geschäftsführender Gesellschafter

Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2023?
Nach einem verhaltenen Jahresanfang, verzeichnet das Unternehmen seit Juni wieder Auftragseingänge auf sehr gutem Niveau. Die generelle wirtschaftliche Abkühlung ging aber auch an uns nicht vorbei. Dank eines sehr guten Auftragsbestands waren und sind die Kapazitäten jedoch weiterhin ausgelastet. Viele Branchen sind momentan bei Investitionen sehr zurückhaltend. Gründe gibt es viele: Die Unsicherheit in der Automobilindustrie, die Unsicherheit von globalen Marktregionen (Asien und Osteuropa). Dennoch gibt es eine Vielzahl neuer Aufgabenstellungen mit neuen Geschäftschancen. Das Jahr ist in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit 2019.

Waren sie 2023 noch von Lieferketten-Problemen betroffen?
Die Lieferfähigkeit hat sich im Jahr 2023 insgesamt deutlich verbessert. Dennoch sind wir noch nicht auf dem Niveau des Jahres 2019. Diese Lücke wird auch weiterhin durch einen deutlich höheren Lagerbestand weitestgehend ausgeglichen. Local Sourcing ist seit je her im Fokus unseres Hauses, in jenen Bereichen, die dies erlauben.

Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen die Entwicklungen auf dem Energiesektor?
Das Umdenken hat in der Industrie seit langem begonnen. Allein schon durch die steigenden und durch die Preisschwankungen wenig kalkulierbaren Energiekosten, suchen die Unternehmen Chancen zur Vermeidung der Unkalkulierbarkeit. Ein Aspekt ist natürlich die Energieeinsparung und die Erzielung einer größeren Unabhängigkeit von Situationen, wie in den vergangenen Jahren. Die Ressoureceneffizienzbetrachtung bei unseren Produkten ist jedoch nicht neu und wesentlicher Teil der täglichen Arbeit. Betriebswirtschaftlich ist eine Strompreissenkung immer willkommen. Ob es volkswirtschaftlich sinnvoll ist, da kann man sicher streiten. Mittelfristig sicher eine der interessantesten Perspektiven für die Industrie. Sie birgt die Chance, die Abhängigkeiten von einzelnen kritischen Lieferketten zu reduzieren. Die generelle Elektrifizierung, auch der Mobilität, ist eine interessante Möglichkeit von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Voraussetzung ist aber, dass genügend regenerative Energieträger zur Verfügung stehen. Sicherlich eine enorme Herausforderung für die Stromnetze und deren Stabilität. Während der Coronapandemie waren sie von großer Bedeutung. In geeigneter Form können sie zudem helfen erforderliche Veränderungsprozesse zu beschleunigen. Aktuell ist es die Wahl zwischen Pest und Colera.  Wir kommen an der massiven Reduzierung der weltweiten CO2-Emmissionen nicht vorbei. Die Folgen der Klimaveränderungen kosten nicht nur der Volkswirtschaft sondern auch den einzelnen Unternehmen durch Umweltschäden inzwischen viel Geld. Auf der anderen Seite benötigen wir eine Stärkung der Wirtschaft. Die Herausforderung liegt in einem schnellen Veränderungsprozess zu einer starken CO2-neutralen Wirtschaft.

Welche Erwartungen haben Sie für 2024, was die Energiepreise angeht?
Als Risikovorsorge in jedem Fall. Dennoch gehen wir nicht von einer vergleichbaren Situation wie im vergangenen Winter aus. Wir gehen nicht von Produktionseinschränkungen aus.

Inwiefern betrifft sie das im Raum stehende Beschränkungsverfahren für PFAS?
Das Thema ist aktuell zu früh um in den Alltag eingebunden werden zu können. Die Diskussion ist selbstverständlich im vollen Gange, eine schnelle und für unsere Branche nachteilige Auswirkung ist kurzfristig jedoch nicht zu erwarten.

In welchen Bereichen profitieren Sie gegebenenfalls von der verstärkten Nachfrage nach ressourceneffizienteren Prozessen/Anlagentechnik?
Das Thema ist in den Anfragen und Projekten ein Teilaspekt, jedoch nicht im primären Fokus. Im Vordergrund stehen die Lösungen für die neuen technologischen Herausforderungen der neuen oder sich verändernden Märkte. Im zweiten Schritt ist natürlich eine möglichst ressourcenschonende Umsetzung des gewählten Lösungsansatzes.

Welche Entwicklung erwarten Sie im nächsten Jahr auf dem Arbeitsmarkt?
Wir werden zum einen auch weiterhin einen Mangel an Fachkräften haben. Insbesondere bei Fachkräften für die Produktion. Auf der anderen Seite werden mehr ältere Fachkräfte aus den klassischen Automobilbranchen auf dem Arbeitsmarkt festzustellen sein. Definitiv eine Herausforderung. Wir bereiten uns seit Jahren, u.a. über die Ausbildung des eigenen Nachwuchses, auf die Generationswechsel auf allen Ebenen des Unternehmens vor. Die Nachfolger sind häufig schon mehrere Jahre im Haus. Diese Generation unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht bezügl. ihrer Arbeitseinstellung und ihren Problemlösungsansätzen von der älteren. Das war jedoch schon immer so und muss auch nicht schlechter sein. Oft entstehen so Lösungsansätze, die die bisherigen Verantwortlichen erst gar nicht gesehen haben. Zudem ist diese Generation durch ihre Qualifikation oft deutlich besser auf die zunehmend digitalisierte Welt vorbereitet. Wir sehen das als Chance. Ohne die Ausbildung des eigenen Nachwuchses bestehen für ein kleineres mittelständisches Unternehmen kaum Möglichkeiten den Weggang der älteren Mitarbeiter zu kompensieren. Sie ist für unser Unternehmen seit Jahren von zentraler Bedeutung bei der Verwirklichung unserer mittelfristigen Ziele.

Welche Erwartungen haben Sie für dieses Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Europa uns auch Asien schwächeln in wesentlichen Kernbereichen aus teils unterschiedlichen Gründen. Lediglich die USA scheinen aktuell etwas entkoppelt zu sein. Es ist jedoch zu erwarten, dass zum Jahresbeginn einige Branchen wieder deutlich mit Investitionen zulegen werden und müssen. Wir erwarten um den Jahreswechsel und zu Beginn des kommenden Jahres nochmals einen deutlich stärkeren Auftragseingang, zum Teil mit völlig neuen Aufgabenstellungen.

Welche Erwartungen haben Sie generell für 2024, welche Herausforderungen sehen Sie?

Unsere Aktivitäten in den diversen High-Purity-Märkten, sowohl im Anlagenbau als auch in den begleitenden Dienstleistungen (z.B. Lohnreinigung oder Beratung) seit über 15 Jahren schaffen gute Voraussetzungen für die anstehenden Herausforderungen.  Das betrifft nicht nur die Hochvakuumtechnik sondern auch die neuen Anforderungen der Automobilindustrie, der Markt für Analyse.- und Messsysteme oder auch der Medizintechnik. Hinzu kommt unsere Expertise bei den Reinigungsaufgabenstellungen im Segment der additiven Fertigung. Unsere Stärke im kundenspezifischen Sonderanlagenbau wird zudem ergänzt durch äußerst leistungsstarke Standardlösungen für die neuen Aufgaben. Dennoch, auch als mittelständischer schwäbischer Anlagenbauer sind wir nicht entkoppelt von den Veränderungsprozessen auf den globalen Kernmärkten. Unsere Aktivitäten werden zu über 60% von den Märkten außerhalb der DACH-Region beeinflusst und getragen. Wie schon in den vergangenen Jahren wird es wieder sehr spannend und herausfordernd. Die Krisen der vergangenen Jahre werden durch neue ersetzt. Es zeichnen sich erneut politische und in deren Folge wirtschaftliche Veränderungen in allen globalen Kernmärkten ab – mit direkten Folgen auf unsere tägliche Arbeit. Schnelle und kurzfristige Reaktionen auf Veränderungsprozesse werden erforderlich sein. Es wird dabei aber weiter wichtig sein, die eigenen mittel- und langfristigen Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren.