Venjakob Maschinenbau GmbH & Co. KG
Geschäftsfelder: Komplette Beschichtungslinien inklusive Anlagen zur Oberflächenvorbehandlung (Reinigung + Aktivierung), Beschichtung, Trocknung, Automatisierung und Abluftreinigung
Zielgruppen: Unterschiedlichste Branchen wie z.B. Holz/Möbel, Baumaterialien/Bauelemente, Kunststoff, Automotive, Metall/Stahl, Glas
Mitarbeiter: 380, wovon 280 am Standort in Rheda-Wiedenbrück
Jahresumsatz: > 50 Mio. EUR
Gesprächspartner: Rudolf Eickhoff, Geschäftsführer
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2022? Zum Beispiel bezüglich Auftragslage, Auftragseingang, Umsatz und allgemeiner Entwicklung?
Das Jahr 2022 war für uns insgesamt ein sehr herausforderndes Jahr. Sowohl die Corona-Krise als auch der Angriff auf die Ukraine waren bestimmend für dieses Jahr. Die Auftragslage ist aktuell für uns zufriedenstellend, wobei die Märkte in Russland, China und der Ukraine praktisch nicht mehr vorhanden sind. Unsere derzeitigen Märkte sind im wesentlichen Europa, USA und Südamerika. Aufgrund unserer breiten Aufstellung gelingt es uns auch mit diesen Märkten unseren Auftragseingang auf Planniveau zu halten. Die allgemeine Entwicklung ist sowohl von der Unsicherheit auf den Märkten, der immer noch mangelhaften Teileversorgung, als auch vom Fachkräftemangel geprägt. Dabei sehen wir bei unseren Kunden einerseits den Druck zu investieren, da Personalmangel die Produktion beeinträchtigt, andererseits besteht Investitionszurückhaltung, da die Absatzmärkte unsicher sind.
Wie stark waren Sie von Lieferketten-Problemen betroffen? Wie hat sich die Problematik im Laufe des Jahres entwickelt, was erwarten Sie diesbezüglich im nächsten Jahr? Wie weit oben auf der Agenda steht das Thema Local-Sourcing?
Die Lieferkettenprobleme sorgen auch bei der Auslieferung von unseren Anlagen zu Verzögerungen oder Mehraufwänden zur Schaffung von Umgehungslösungen. Dieses Problem wird sich kurzfristig auch nicht nennenswert verbessern. Wir hoffen da auf eine Entspannung in der zweiten Jahreshälfte. Local Sourcing und Eigenfertigung ist für uns schon immer ein Thema gewesen und wird für uns auch zukünftig zur Sicherung der Lieferfähigkeit ein Thema bleiben.
Wie hatten Sie sich die Entwicklung 2022 vorgestellt, bevor der Angriff auf die Ukraine stattfand und welche direkten Folgen hatte der militärische Angriff auf die Ukraine für Ihr Unternehmen?
Der Angriff auf die Ukraine hat für uns einen sofortigen Stopp unserer bis dahin guten Geschäftsbeziehungen zu russischen Unternehmen zur Folge gehabt. Damit bricht ein wesentlicher Umsatzanteil für unser Unternehmen weg. Davon sind leider auch die Geschäftsbeziehungen zur Ukraine betroffen.
Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen die Entwicklungen auf dem Energiesektor? Haben die Entwicklungen zu einem strategischen Umdenken bezüglich der Energieträger/Nachhaltigkeit geführt?
Die Entwicklungen auf dem Energiesektor betreffen uns direkt durch unseren eigenen Energieverbrauch, indirekt durch die Verteuerung von Zukaufteilen und einer neuen Fokussierung unserer Kunden. Damit verbunden sind für uns Chancen durch die Bereitschaft unserer Kunden in energieeffiziente Anlagentechnik zu investieren. Ein erhebliches Risiko sehen wir durch ein erhebliches Ungleichgewicht von Energiekosten im internationalen Vergleich.
In welchen Bereichen profitieren Sie gegebenenfalls von der verstärkten Nachfrage nach ressourceneffizienteren Prozessen/Anlagentechnik?
Unsere Kunden legen aktuell sehr viel Wert auf effizienten Umgang mit Lacken und Energie, wobei zur Ressourceneffizienz auch Reduzierung von Ausschuss und Anlagenverfügbarkeit zählt. In diesen Bereichen ist die Nachfrage gegenüber der Vergangenheit intensiver geworden.
Welche Erwartungen haben Sie für das nächste Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
In unserem Tätigkeitsfeld erwarten wir nächstes Jahr in unseren wesentlichen Vertriebsregionen, Europa, USA und Südamerika weiterhin eine akzeptable wirtschaftliche Entwicklung. Dabei ist eine der wesentlichen Voraussetzungen eine stabile politische Situation und eine berechenbare und belastbare Entwicklung der Energieversorgung und der Zuliefersituation.
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt, welche Rolle spielt für Sie der in vielen Bereichen anstehende Generationenwechsel, wenn erfahrene Mitarbeiter aus dem Erwerbsleben ausscheiden?
Der Arbeitsmarkt ist sicherlich eine große Herausforderung in den nächsten Jahren. Die demographische Entwicklung wird dazu führen, dass viele erfahrene Mitarbeiter sowohl bei uns als auch bei unseren Kunden nicht mehr zur Verfügung stehen. Die nachwachsende Generation hat andere Ansprüche an ein Beschäftigungsverhältnis und diesen Änderungen werden wir uns gemeinsam stellen müssen. Wir sind auf diesem Weg bereits unterwegs und werden auch zukünftig daran arbeiten, Mitarbeitern bei uns entsprechende Perspektiven zu bieten.
Welche Folgen sehen Sie aus dieser Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Der Wirtschaftsstandort in Deutschland hängt in einem erheblichen Maße von der Qualität der Mitarbeiter ab. Daher wird neben einer Stabilisierung der Versorgung mit Rohstoffen auch ein besonderer Fokus auf Gewinnung und Ausbildung von Mitarbeitern gelegt werden müssen. Dies beinhaltet auch die Integration von Migranten.
Welche Erwartungen haben Sie für das das nächste Jahr, welche Herausforderungen sehen Sie?
Wir sehen das nächste Jahr verhalten positiv. Unsere Herausforderungen sind die Energieversorgung, die Zuliefersituation und sicherlich die weltpolitische Lage. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, hoffen wir auf eine nachhaltige Entspannung der weltpolitischen Lage. Dieses wäre vor allem im Sinne der betroffenen Menschen wünschenswert.