Ecoclean GmbH

Geschäftsfelder: Industrielle Reinigungstechnologie

Zielgruppen: Allgemeiner Markt, Automotive, High Purity Reinigung, Medizintechnik

Mitarbeiter: ca. 500 (Ecoclean GmbH)

Jahresumsatz: keine Angabe

Gesprächspartner: Rainer Straub, Vice President Sales & Customer Service

Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2022? Zum Beispiel bezüglich Auftragslage, Auftragseingang, Umsatz und allgemeiner Entwicklung?
Die Bücher sind voll, die Liefertermine haben sich verlängert. In der zweiten Jahreshälfte haben wir hier einen Rückgang bemerkt. Durch die allgemeine Situation sind Kunden verunsichert, verschieben ihre Entscheidungen bzw. hinterfragen ihre Budgets. Geplante Budgets sind aufgrund unerwarteter Preissteigerungen zudem unzureichend, der Wettbewerb hart. Fehlteile führen leider zu deutlichen Verschiebungen im Terminplan und verhindern häufig die Fertigstellung von Anlagen. Dies führt auch zu Verzögerungen bei der Umsatzgenerierung. Die Zeiten sind aktuell sehr herausfordernd, auch für 2023/2024.

Wie stark waren Sie von Lieferketten-Problemen betroffen? Wie hat sich die Problematik im Laufe des Jahres entwickelt, was erwarten Sie diesbezüglich im nächsten Jahr? Wie weit oben auf der Agenda steht das Thema Local-Sourcing?
Die Situation ist unverändert angespannt. Wir sehen hier derzeit noch keine Verbesserung, auch wenn sich die Preissteigerungen aktuell nicht weiter fortsetzen. Local Sourcing hat nach wie vor eine hohe Priorität und ist durch Rahmenvereinbarungen einigermaßen beherrschbar. Das gilt insbesondere für Fertigungskomponenten. Das Versorgungsproblem mit Kaufteilen (Elektronik, Kunststoffe, Sonderbauteile) zeigt die Abhängigkeit von globalen Lieferketten und Transportproblemen, die sich erst langsam wieder normalisieren werden. Im Frühjahr/Sommer hatte sich die Materialsituation drastisch zugespitzt. Der Mangel an Elektrokomponenten hat die Produktivität und Lieferfähigkeit nahezu völlig eingebremst. Das führt bis heute zu Verschiebungen, einer ineffizienten Abwicklung sowie natürlich auch zu höheren Preisen für den Endkunden. Besonders schwierig ist, dass keine klare Erholung in Sicht ist und Lieferaussagen nicht mehr getroffen werden können, von uns als Anlagenbauer jedoch klar definierte Liefertermine erwartet werden.

Wie hatten Sie sich die Entwicklung 2022 vorgestellt, bevor der Angriff auf die Ukraine stattfand und welche direkten Folgen hatte der militärische Angriff auf die Ukraine für Ihr Unternehmen?
Globalen Krisen und Kriege führen zu Unsicherheiten an den Märkten und in Unternehmen. Investitionsentscheidungen werden immer komplexer und langwieriger.  Von Preiserhöhungen sind alle gleichermaßen betroffen. Problematisch ist darüber hinaus beispielsweise die Entwicklung in China. Reisebeschränkungen, lokale Lockdowns und die Umsetzung der „Local Manufacturing Strategy 2025“ führten zum Einbruch der Exporte nach China. Hier werden wir uns noch mehr auf eine lokale Versorgung der Märkte einstellen müssen. Das führt bei uns, sowie bei unseren Kunden zu einer Verlagerung von Produktion aus Deutschland ins Ausland. Die hohen Energiekosten in Deutschland verschärfen die Situation noch. Einige Unternehmen überdenken ihre Investitionen nicht zuletzt auch aus diesem Grund.

Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen die Entwicklungen auf dem Energiesektor?  Haben die Entwicklungen zu einem strategischen Umdenken bezüglich der Energieträger/Nachhaltigkeit geführt?
Wir bieten für unsere Altanlagen Umrüstungen mit zugesagten Einsparpotenzialen an, an denen wir uns messen lassen. Damit waren wir schon vor der aktuellen Entwicklung sehr erfolgreich. Hier erwarten wir im nächsten Jahr eine deutlich stärkere Nachfrage. Diese führen für Unternehmen leider nur kurzfristig zu einer Entlastung. Langfristig wird Energie in Deutschland teuer bleiben und somit bleibt der Druck auf energiesparende Anlagen und Prozesse hoch. Hier haben wir uns bereits positioniert. Wir bieten alkalische Druckelektrolyse Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff an. Erste Aufträge haben wir erhalten. Das hat allerdings mit unserem Kernprodukt, der Reinigungstechnik, nichts zu tun. Die direkte Verwendung von Wasserstoff als Energieträger für Reinigungsanlagen sehen wir nicht. Hier bieten sich die elektrischen Lösungen weiterhin als Mittel der Wahl an.

Sehen Sie die Gefahr eines verstärkten wirtschaftlichen Einbruchs, wenn seitens der Politik in der jetzigen Energie-Versorgungslage die Reduzierung von CO2-Emissionen zu stark in den Vordergrund gestellt wird?
Wir sehen erste Anzeichen für eine Deindustrialisierung in Deutschland. Da spielen auch die Energiekosten eine große Rolle. Hinzu kommen Fachkräftemangel und Lohnkosten. Wir haben bereits erste Kunden, die von uns wissen wollen, welchen CO2-Footprint unsere Anlagen haben. Das wird bedingt durch das Lieferkettengesetz eine stärkere Rolle einnehmen und auch unsere Zulieferer betreffen. Der Aufwand dafür wird sich wieder in den Preisen niederschlagen. Das macht deutsche Anbieter auf dem Weltmarkt nicht attraktiver. Wir spüren bereits jetzt als Unternehmen die zusätzlichen Belastungen. Auch unsere Lieferanten geben ihre Mehrkosten weiter, was in gestiegenen Preisen deutlich wird.

In welchen Bereichen profitieren Sie gegebenenfalls von der verstärkten Nachfrage nach ressourceneffizienteren Prozessen/Anlagentechnik?
Bei der Reinigungstechnik sehen wir ständig steigende Anforderungen an die Reinigungsergebnisse. Das erfordert neue Prozesse, welche in erster Linie das geforderte Ergebnis sicherstellen. Der Energieverbrauch spielt dann erstmal eine untergeordnete Bedeutung. Wir sind natürlich bestrebt bei Neuentwicklungen ressourcenschonende Prozesse zu entwickeln, zumal die Betriebskosten in der Kaufentscheidung eine große Rolle spielen.

Welche Erwartungen haben Sie für das nächste Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Wir gehen weiterhin von starken Schwankungen bzgl. der Nachfrage an unterschiedlichen Märkten aus. Das reduzierte Wirtschaftswachstum in China, Handelskriege und der wirtschaftliche Wandel in Mobilität und Energie werden uns sicher die nächsten 3, 4 Jahre stark belasten. Eine „Planung“ ist daher schwer möglich. Wichtig ist es daher Trendbranchen und Potentiale rechtzeitig zu erkennen und möglichst schnell und zielgerichtet mit Produkten und Strategien auf solche Verschiebungen einzugehen.

Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt, welche Rolle spielt für Sie der in vielen Bereichen anstehende Generationenwechsel, wenn erfahrene  Mitarbeiter aus dem Erwerbsleben ausscheiden?
Die Arbeitsmarkt Situation ist katastrophal. Fachpersonal und Spezialisten sind kaum zu bekommen. Wir haben viele freie Stellen zu besetzen und finden kaum Nachwuchs. Die junge Generation hat zudem eine völlig andere Erwartung an die Work/Life Balance. Eine Internationalisierung und Öffnung des Arbeitsmarktes ist zu begrüßen. Bei unseren Kunden stellen wir in den letzten Jahren tatsächlich Veränderungen durch Generationswechsel, Problemen mit Change Prozessen etc. fest. Gut geschultes Personal ist im Ruhestand und hat viel Erfahrungswissen mitgenommen. Unsere Ecoclean Akademie, in der wir Consulting, Training und kundenorientierte Beratung zum Thema Teilereinigung und Prozesskettenanalyse anbieten wird daher sehr gut angenommen. 

Welche Folgen sehen Sie aus dieser Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Deutschland wird weiterhin ein erfolgreiches Land im Hinblick auf Entwicklungen und Technologien bleiben, ist in Zukunft allerdings kein Standort mehr für Massenproduktion. Was uns fehlt sind bessere Rahmenbedingungen seitens der Politik, Energiestabilität und Geschwindigkeit in der Umsetzung von Entscheidungen und Projekten. Als Hochlohnland kommen wir so in Bezug auf Produktionskosten immer stärker unter Druck. Produktion wird in Niedriglohnländer mit günstigeren Rahmenbedingungen abwandern. Engineering und Entwicklung wird in Deutschland immer wichtiger. Das wird auch im Bereich der Anbieter für Reinigungsanlagen Spuren hinterlassen. Wer hier auf lokale Fertigung angewiesen ist, dürfte zunehmend unter Kostendruck geraten.

Welche Erwartungen haben Sie für das das nächste Jahr, welche Herausforderungen sehen Sie?
Eher Wünsche. Vor allem Frieden in der Ukraine. Nach der Covid-Pandemie und dem Ukrainekonflikt wäre es Zeit für einige ruhigere Jahre ohne Krise, in der sich Märkte, Nachfrage und Produktion stabilisieren. Leider erwarten wir keine signifikante Erholung im kommenden Jahr. Daher wird Ecoclean eine breit ausgerichtete globale Strategie verfolgen. Sowohl im Hinblick auf Märkte als auch auf eine möglichst breite Varianz an Industrien. Nur so und als Gruppe, werden wir auch weiterhin wirtschaftliche und geopolitische Schwankungen erfolgreich ausbalancieren können.