Pero AG, P. Erbel Maschinen- und Apparatebau
Geschäftsfelder: Anlagenbau – Anlagen zur industriellen Teilereinigung
Zielgruppen: Allgemeine Industrie sowie zahlreiche Branchen, wie Automobil-, Luftfahrt-, Schmuck-, Uhren-, Licht-, Elektro- und optischer Industrie
Mitarbeiter: ca. 185
Jahresumsatz: ca. 25 Mio
Gesprächspartnerin: Manuela Böhm, Assistentin des Vorstands und 4. Generation der Unternehmerfamilie
Was für ein Resümee ziehen Sie für das Jahr 2022? Zum Beispiel bezüglich Auftragslage, Auftragseingang, Umsatz und allgemeiner Entwicklung?
Das Jahr 2022 war geprägt von vielen Unsicherheiten für die Wirtschaft, wodurch es zu Schwankungen der Auftragslage gekommen ist. Den größten Einfluss auf den Umsatz haben die starken Einschränkungen der Lieferketten. Durch nicht rechtzeitig verfügbare Kaufteile, konnten Kapazitäten nicht effizient genutzt werden. Es hat sich ein größerer Auftragsbestand gebildet der auf Grund weniger Fehlteile noch nicht versandbereit ist.
Wie stark waren Sie von Lieferketten-Problemen betroffen? Wie hat sich die Problematik im Laufe des Jahres entwickelt, was erwarten Sie diesbezüglich im nächsten Jahr? Wie weit oben auf der Agenda steht das Thema Local-Sourcing?
Die Auswirkungen der Lieferkettenproblematik sind bereits seit Ende 2021 spürbar. Bei vielen Kaufteilen konnten starke Angebotsverknappungen festgestellt werden, was sich in längeren Wiederbeschaffungszeiten gezeigt hat. Gleichzeitig sind die Preise der Kaufteile um durchschnittlich 9 % gestiegen. Der größte Engpass ist bei Elektrokomponenten festzustellen.
Wie hatten Sie sich die Entwicklung 2022 vorgestellt, bevor der Angriff auf die Ukraine stattfand und welche direkten Folgen hatte der militärische Angriff auf die Ukraine für Ihr Unternehmen?Die Erwartungen für 2022 bestanden aus der Erholung von der Corona Pandemie sowie der Lieferkettenprobleme. Es war mit einem gewissen Nachholeffekt der vergangenen zwei Jahre zu rechnen, der auch mit einem gewissen Preisanstieg verbunden ist. Von den Sanktionen und den direkten Folgen des Angriffs auf die Ukraine waren wir nicht betroffen, wir merken nun hauptsächlich die Folgen die am Energiemarkt spürbar sind. Die Bundesregierung sollte sich breiter aufstellen bei der Beschaffung von Energie und diese aus unterschiedlichen Regionen wie auch aus unterschiedlichen Herstellungsverfahren beschaffen. Eine Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten ist für die Bundesrepublik genauso mit Nachteilen verbunden wie sie es für ein Unternehmen ist.
Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen die Entwicklungen auf dem Energiesektor? Haben die Entwicklungen zu einem strategischen Umdenken bezüglich der Energieträger/Nachhaltigkeit geführt? Rechnen Sie noch mit einer Energiemangel-Lage?
Das Szenario einer Energiemangel-Lage in diesem Winter wird von uns im Moment als eher unwahrscheinlich eingeschätzt. Wir haben bei uns unternehmensweit Maßnahmen eingeführt um den Strom- und Gasverbrauch zu senken, diese zeigen bereits eine Wirkung. Vor den staatlichen Preisbremsen haben wir von unseren Gas- und Stromlieferanten Preiserhöhungen avisiert bekommen, welche Kosten mit sich gebracht hätten die 3,5 Mal so hoch gewesen wären wie in 2021. Durch die Preisbremsen rechnen wir nur noch mit einer Verdopplung unserer Energiekosten in 2023. Die Preisbremse sorgt dafür, dass wir zumindest bei einem großen Teil unserer Energiekosten feste Preise haben, mit denen man für das nächste Jahr planen kann.
In welchen Bereichen profitieren Sie gegebenenfalls von der verstärkten Nachfrage nach ressourceneffizienteren Prozessen/Anlagentechnik?
Wir haben bereits seit Jahren einen Fokus auf Ressourcen Effizienz in unseren Anlagen, so werden zum Beispiel unsere Bäder durch in der Anlage erzeugtem Dampf beheizt. Bei unseren Kunden ist ein höheres Interesse an energiesparenden und effizienten Anlagen spürbar, dies lässt sich nicht auf einen einzelnen Bereich festlegen, sondern es ist in allen Branchen bemerkbar.
Welche Erwartungen haben Sie für das nächste Jahr bezüglich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene? Was erwarten Sie speziell für die Tätigkeitsfelder Ihres Unternehmens?
Nach unserer Einschätzung wird auch noch 2023 ein Jahr mit vielen Herausforderungen für die Wirtschaft sein. Eine Besserung der Konjunktur und der inflationären Entwicklungen sehen wir erst ab Ende 2023/Anfang 2024. In den nächsten Jahren wird sich der Fokus der deutschen Industrie weg von der Automobilindustrie hinzu anderen Industriezweigen wenden. Es werden Industriezweige mit hohem Energiebedarf aus Deutschland und auch aus anderen europäischen Ländern abwandern und anderer Orts ansiedeln. Die für uns wichtige Automobilindustrie wird zukünftig einen geringeren Anteil unseres Kundenportfolios darstellen, daher stellen wir uns vertrieblich breiter auf, um vermehrt auch neue Industriezweige zu bedienen.
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt, welche Rolle spielt für Sie der in vielen Bereichen anstehende Generationenwechsel, wenn erfahrene Mitarbeiter aus dem Erwerbsleben ausscheiden?
Der Facharbeitermarkt wird weiterhin eine Herausforderung sein. Um diesem Trend entgegen zu wirken, bilden wir verstärkt selber aus und besetzten damit benötigte Facharbeiterstellen. In den nächsten 5 Jahren werden einige langjährige Mitarbeiter in den verdienten Ruhestand wechseln, unser Ziel ist es an diesen Positionen durch ausgelernte Azubis oder durch Neueinstellungen einen Übergang zu schaffen um langjährige Erfahrung zu übermitteln.
Welche Folgen sehen Sie aus dieser Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
In den aktuellen Entwicklungen ist ein deutlicher Trend zusehen, dass mehr Jugendliche ein Studium beginnen, als eine Lehre. Wenn Fachkräfte weiterhin ein Mangel bleiben, werden diese Tätigkeiten verstärkt ins Ausland verschoben, dass macht gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Deutschland als Industriestandort unattraktiver.
Welche Erwartungen haben Sie für das das nächste Jahr, welche Herausforderungen sehen Sie?
Der Beschaffungsmarkt für Elektrokaufteile wird vor allem in der ersten Jahreshälfte weiter angespannt bleiben. Wenn der Beschaffungsmarkt sich reguliert hat, werden auch die Preisschwankungen zurückgehen und sich auf einem neuen Niveau einpendeln. Dieses wird höher liegen als in den letzten Jahren. Es ist zu vermuten, dass die Produktion einiger Produkte wieder nach Deutschland bzw. Europa zurückgeholt werden, um die Lieferketten zu verkürzen und die Lieferfähigkeit der für uns am wichtigsten Kernprodukte zu gewährleisten.