Ein neues Testzentrum für nasschemische Reinigungsprozesse

Wichtiger Bestandteil des Mafac Customer Center ist das Technikum, das für Kundenservice, Schulung und Forschung genutzt wird. Das ganzheitliche Energiekonzept ermöglicht den klimaneutralen Betrieb (Bild: Mafac)

Ein führender Hersteller von Reinigungsanlagen hat seinen Produktions- und Entwicklungsstandort um rund 1.300 Quadratmeter erweitert. Ein zum Stammhaus benachbartes Gebäude wurde nachhaltig saniert und in ein Kundenzentrum umgewandelt. Herzstück der Standorterweiterung ist das Technikum, durch welches die Kapazitäten im Bereich Service, Foschung und Schulung ausgebaut wurden. Das Investitionsvolumen für die Neugestaltung betrug rund 2,5 Millionen Euro. Offiziell eingeweiht wurde das Technikum 2021 und wird seither von Kunden rege genutzt, um spezifische Lösungen für spezifische Reinigungsaufgaben zu ermitteln.

Die Firma Mafac mit Sitz in Alpirsbach im Schwarzwald zählt zu den international führenden Herstellern in der wässrigen Teilereinigung. Das Familienunternehmen wurde 1968 gegründet und produziert heute mit über 100 Mitarbeitern am Standort Alpirsbach ein breites Spektrum an kompakten Teilereinigungs­maschinen. Dabei setzt das Familienunternehmen auf innovative Verfahren und vielseitig einsetzbare Produkte. Bekannt ist Mafac unter anderem für sein patentiertes Reinigungsverfahren, welches auf dem Prinzip der gegenläufigen Rotation von Spritz- und Korbaufnahmesystem beruht.
 

Beim Mafac-Portfolio dreht sich alles um die prozesssichere Entfernung filmischer und partiklulärer Verunreinigungen sowie die Technische Sauberkeit von Bauteilen. Die Auswahl an Mafac Standardmaschinen für die wässrige Reinigung reicht von Einbad-Anlagen, vertreten durch die Modelle Pura und Kea, über Zweibad-Anlagen wie Mafac Elba und Java bis zu den Dreibad-Anlagen Malta und Palma. Zudem bietet das Unternehmen ein Transfersystem an, mit dem Mafac Reinigungsmaschinen mit bis zu fünf Warenkörben oder Werkstückträgern im Be- und Entnahme­bereich betrieben werden können, sowie die Vakuumtechnologie Vacuum Activated Purification (VAP) zur effektiven Reinigung kapillarer Strukturen. Das System arbeitet mit gezielt eingebrachten, geregelten Wechseldrücken, welche die Reinigungswirkung des Spritz- beziehungsweise Spritzflutreinigens verstärken.

Lern- und Modellfabrik für energieeffiziente Produktion

Seit 2021 haben Kunden vor Ort in Alpirsbach die Möglichkeit, im Mafac Customer Center (MCC) für ihre bauteilspezifischen Reinigungsaufgaben die richtige Machine zu ermitteln. Mit dem neuen Mafac Customer Center konnten das Unternehmen seine Kapazitäten für die Bereiche Marketing und Vertrieb, Service sowie Schulung ausbauen. Gleichzeitig ist das MCC ein zukunftsorientiertes Beispiel für einen CO2-reduzierten Betrieb von Gebäude-, Versorgungs- und Produktionstechnik.

Wichtiger Bestandteil des Neubaus ist das aufwändig gestaltete Technikum mit angeschlossenem Schulungsbereich, in dem Testreinigungen, Kundenberatungen und Seminare stattfinden. Das Technikum wurde als Lern- und Modellfabrik für die Produktion der Zukunft konzipiert. Es geht darum, die Maschinen und Technologien im Liveprozess zu zeigen und die Energie-Einsparpotenziale jedes einzelnen Technologie­bausteins für unsere Mitarbeiter und Kunden erlebbar zu machen. Hierfür wurden die Maschinen untereinander und mit dem Gebäude hydraulisch, elektrisch und informationstechnisch vernetzt. Über 500 Messpunkte liefern notwendige Daten, die zentral ausgewertet und in Echtzeit einer Energie-Leitzentrale zur Verfügung gestellt werden. Anhand dieser Messgrößen kann am Überwachungsmonitor sofort nachvoll­zogen werden, welchen energetischen Einfluss die einzelnen Module auf den Reinigungsprozess haben. Dies wiederum ist für die Kunden eine wertvolle Entscheidungshilfe.

Ebenso dient das Technikum sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter als Plattform zur Ermittlung und Aufklärung, wie industrielle Bauteilreinigung für eine CO2-reduzierte Produktion konzipiert, gestaltet und dementsprechend Strategien in Fertigungsketten geplant werden können.

Das neue Kundenzentrum in Alpirsbach umfasst die Bereiche Marketing, Vertrieb, Service und Schulung. Der Umbau erfolgte anhand eines ganzheitlichen Energiekonzepts und ermöglicht den klimaneutralen Betrieb des Gebäudes (Bild: Mafac)

Ganzheitliches Energiekonzept für zukünftige Klimaneutralität

Für die Grundidee, möglichst klimaneutral zu wirtschaften und zu produzieren, wurden das Gebäude und die Maschinen einer Planung unter den Aspekten größtmöglicher Energieeffizienz unterzogen. Projektierer waren die Ingenieure und Techniker der Firma Mafac sowie der Firma ETA-Solutions aus Bensheim, einem Spin-off der ETA-Fabrik in Darmstadt. Nach zweijähriger Planungszeit entstand ein hochmodern ausgestatteter Neubau, in dem Haustechnik und Maschinenpark vernetzt sind und zentral gesteuert miteinander kommunizieren. Dabei regelt und steuert das zentrale Energiemanagement überschüssige Prozesswärme mittels eines zentralen Prozesswasserspeichers und macht diese für Gebäude-, Versorgungs- und Produktionstechnik verfügbar.

Neu ist bei dem Konzept das ganzheitliche Verständnis von Energieeffizienz, bei dem Gebäude und Maschinen als gesamtes System betrachtet und energetische Abhängigkeiten erkannt werden. Es sorgt dafür, dass durch die Vernetzung von Gebäude-, Versorgungs- und Produktionstechnik Rest- und Abwärme in den Gebäude- und Produktionskreislauf eingebracht und wiederverwendet werden können. Dadurch ist eine Energieeinsparung von bis zu 70 Prozent möglich. An dieser Stell­schraube will man bei Mafac weiterdrehen, um zusätzliche Einsparpotenziale aufzudecken und wirksam umzusetzen. Ziel ist dabei nicht, dogmatisch Energie zu sparen, sondern bei der Einsparung von CO2 neue Wege zu gehen und neue Potenziale zu entdecken. Mit ineinandergreifenden Maßnahmen will Mafac zunehmend auf konventionell erzeugten Strom verzichten und den zukünftigen Energiebedarf mittelfristig autark abdecken.

Dieser klimaschonende Kurs bestimmt bei Mafac auch die Entwicklung der Produkte. Verfahren und Technologien werden konstant weiterentwickelt, um die Energieeffizienz zu steigern. Zusätzlich bietet das Unternehmen Bausteine und Zubehör an, die den ressourcenschonenden Betrieb in der Produktion unterstützen.

Wegen seines ganzheitlichen Energiekonzepts und den zukunftsgerichteten Umbau­maßnahmen wurde das Mafac Customer Center als wegweisend für hoch­effiziente industrielle Energiesysteme eingestuft. Vor diesem Hintergrund wurden diese Systemansätze über Programme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt und über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einem Zuschuss zu 40 Prozent sowie mit Innova­tionskrediten für die energieeffiziente Ausrüstung von Gebäude und Maschinen gefördert. Die Umsetzung des anspruchsvollen Bauvorhabens konnte innerhalb von annähernd 18 Monaten abgeschlossen werden.

Schon im Jahre 1963 führte Mafac-Gründer Ernst Schwarz in seinem Keller Lohnarbeiten au und stellte ab 1965 in den Mieträumen einer alten Schreinerei Bandschleifscheiben her. Diese wurden dann von 1968 bis Anfang der Siebziger Jahre in der Maschinenfabrik Mafac hergestellt. Für das Modell K100 erhielt Mafac den IF-Preis (Design-Preis für gute Industrieform). In den Siebziger Jahren stieg der Bedarf in der industriellen Teilereinigung - Ernst Schwarz erkannte das Potential und baute die ersten Reinigungsanlagen.

Auch heute noch werden alle Mafac-Maschinen am Standort Alpirsbach gefertigt. Das Portfolio umfasst neben Standard-Reinigungsmaschinen verschiedenster Größenordnung auch das Transfersystem Mafac Continuo sowe ein Wärmeaustauschmodul zur Beheizung der Reinigungsmedien mittels Einspeiszung extern verfügbarer Wärme.

Traditionsbewusstsein heißt Zukunftsbewusstsein

Seit April 2022 liegt das Maschinenbauunternehmen Mafac in den Händen der neuen Gesellschafter Stefan Schaal und Armand Oostendorp. Dieser Generationenwechsel wurde seitens der ehemaligen Eigentümer, Joachim und Rainer Schwarz, von langer Hand geplant und mündete nun in das Management-Buy-Out durch die nachfolgenden Geschäftsführer.

Bereits 2019 trat Stefan Schaal die Nachfolge von Joachim Schwarz als technischer Geschäftsführer an und leitete ab diesem Zeitpunkt das Unternehmen zusammen mit Rainer Schwarz, während Joachim Schwarz sich als Gesellschafter aus der operativen Geschäftsführung zurückzog, um sich der strategischen Unternehmensentwicklung zu widmen. 2021 wurden die Geschäftsfelder Marketing, Vertrieb und Customer Support von Armand Oostendorp übernommen. Der gebürtige Niederländer agierte in dieser Position als Geschäftführer an der Seite von Rainer Schwarz und Stefan Schaal, somit erhielt das Unternehmen eine neue Dreierspitze. Im gleichen Jahr wurde das von Mafac entwickelte Transfersystem Mafac Continuo in den Markt eingeführt, ebenso wie die Vakuumtechnologie Vacuum Activated Purification (VAP) für die effiziente Reinigung kapillarer Strukturen.

2022 erfolgte die Geschäftsübergabe. Stefan Schaal und Armand Oostendorp traten als neue Inhaber und Geschäftsführer in die Fußstapfen von Joachim und Rainer Schwarz. Letztere stehen dem Unternehmen jedoch weiterhin beratend zur Verfügung. Stefan Schaal leitet die Bereiche Forschung und  Entwicklung, Produktion, Personal und Finanzen. Armand Oostendorp obliegt die Leitung der Ressorts Marketing, Vertrieb, Customer Support und Produktmanage­ment.

Die neue Geschäftsführung folgt einem Fünfjahresplan, der Mafac für die Zukunft sicher aufstellen soll. Dabei stellt wie überall das Thema Kosteneinsparungen eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund wird neben der Energierückgewinnung auf dem Betriebsgelände vor allem die Standardisierung von Komponenten vorangetrieben. Zudem wird zunehmend inouse gefertigt, so wurde etwa eine CNC-Maschine angeschafft, die einbaufertige Teile liefert.

100 bis 120 Maschinen verkauft Mafac im Jahr, je nach Herstellungsaufwand der einzelnen Maschinen. "Die Tendenz geht dahin, dass Kunden aufgrund der steigenden Anforderungen besser ausgestattete Maschinen bevorzugen", so Stefan Schaal.

Die neuen Geschäftsführer und Eigentümer knüpfen an die bisherige Geschäftsidee an und setzen auf organisches Wachstum des Unter­nehmens. Hierbei werden folgende Schwerpunkte gesetzt: Sicherung von Standort und Arbeitsplätzen, Maßnahmen zur Kostensenkung, Steigerung der Wertschöpfung, Ausbau und Diversifizierung des Mitarbeiter-Know-hows, Investitionen zur Erweiterung der Produktionskapazitäten sowie zur Erhöhung der Fertigungstiefe. Zudem die Weiterführung und der Ausbau von Forschungsaktivitäten und das Thema nachhaltige Produktion.

Herausforderungen der Branche

Nach wie vor zählt zu den bedeutendsten Herausforderungen der Branche die anhaltende Miniaturisierung der Bauteile sowie deren zunehmende Komplexität. Ebenso nehmen die funktionellen Aufgaben der Bauteile zu. Auch die Fertigungstechnologien werden sensibler, wodurch die Reinigungsanforderungen kontinuierlich steigen. Allgemein benötigen fertigende Betriebe Reinigungsmaschinen, die flexibel und breit gefächert eingesetzt werden können. Zudem erfordern steigende Material- und Energiekosten wirtschaftliche, standardisierte und ressourcenschonende Reinigungslösungen.

Wegen des allgemein herrschenden Strukturwandels will sich Mafac gegenüber der Automobilindustrie unabhängiger aufstellen beziehungs­weise sich im Automotive-Bereich auf andere Reinigungsaufgaben einstellen. Zum Ausgleich hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, neue Märkte mit hochwertigeren Ansprüchen erschließen. Wichtige Bestandteile der Marktstrategie sind die Anpassung der Produkte und Technologien an neue Anwendungen sowie die Eröffnung verwandter Märkte, um Synergie­effekte zu generieren.

 

Forschung und Entwicklung

Um seine Führungsposition in Sachen Technologie stets zu sichern, legt Mafac großen Wert auf den Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen will die ausgeprägte Entwicklungskompetenz der letzten 50 Jahre weiterführen und sich als Forschungs- und Entwicklungspartner renommierter Universitäten und Forschungseinrichtungen engagieren. Aktuell ist Mafac an Projekten des ZAE Bayern, des Fraunhofer ISE sowie der Universität Darmstadt (ETA-Fabrik) beteiligt.

MAFAC – E. Schwarz GmbH & Co. KG
www.mafac.de

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