Reinigung und Vorbehandlung von Oberflächen

Die Reinigung von Oberflächen wird in der Produktion, genau wie im eigenen Haushalt, eher als notwendiges Übel betrachtet. Da es sich scheinbar nicht um einen wertschöpfenden Prozess handelt, haben Reinigungsprozesse in der Industrie, in der Forschungs- und Entwicklungslandschaft, bei der Berufsbildung und in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Lobby. Doch in den letzten zehn Jahren hat ein Umdenkprozess eingesetzt, der die Bedeutung von Reinigungsprozessen für den Werterhalt und die Wertschöpfung zunehmend berücksichtigt. Getrieben ist diese positive Entwicklung im Wesentlichen durch die gestiegenen Sauberkeitsanforderungen in immer mehr Branchen, vor allem den aktuellen Leitmärkten, wie z.B. der Neuen Mobilität, dem Gesundheitswesen und der Energiewirtschaft.

Unbestritten ist die beste und vor allem die kostengünstigste Reinigung, die sich z.B. durch Optimierung der Prozesskette vermeiden oder zumindest reduzieren lässt. Solche Überlegungen der Reinigungsvermeidung bzw. -reduzierung sollten der Suche nach geeigneten Reinigungsverfahren vorangehen und müssen dazu bereits mit dem Entwurf neuer Baugruppen, Produkte und Produktionslinien beginnen. Die Qualitätserwartung der Kunden an Produkte oder Bauteile in funktioneller und ästhetischer Hinsicht sowie die Anforderung des nachfolgenden Fertigungsschritts, wie etwa Montage, Beschichtung etc., erfordern eine spezifische technische Sauberkeit der Bauteile. Ein kompletter Verzicht auf Reinigungsprozesse ist jedoch nur in Einzelfällen möglich. Die industrielle Reinigung gewinnt daher stetig an Bedeutung und ist aus einer modernen Fertigungskette nicht mehr wegzudenken.

Gegen einen bedarfsgerecht ausgelegten Reinigungsprozess wird häufig mit steigenden Investitions- und Betriebskosten sowie erhöhten Durchlaufzeiten argumentiert. Im Falle einer auf die entsprechende Aufgabe individuell angepassten Reinigung amortisieren sich jedoch die Mehrkosten schnell infolge einer stabilen Produktqualität und damit einhergehenden geringeren Ausschussquoten. Durch richtige, d.h. bedarfsgerechte Reinigung mit der erforderlichen Sauberkeit hätten sich in einigen Fällen teure Rückrufaktionen vermeiden lassen, die neben den direkten Kosten zu erheblichen Imageverlusten geführt haben.

Nach DIN 8580 ist Reinigen ein Fertigungsverfahren und beschreibt das Trennen unerwünschter Stoffe (Verunreinigungen) von einer Werkstückoberfläche [1]. Größtenteils kommen hierfür zentrale Reinigungsverfahren auf Basis flüssiger Medien zum Einsatz [2]. Am Ende des Produktlebenszyklus können solche unerwünschten Stoffe beispielsweise auch Alt-, Stör- oder Funktionsschichten sein, die für die Wieder- und Weiterverwendung der Bauteile entfernt werden müssen. Derartige Entschichtungs- oder meist Entlackungsprozesse gehören zwar zu den Aufgaben der Reinigung, im Weiteren wird aber primär die industrielle Bauteilreinigung in der Neufertigung betrachtet.
 


[1] NORM DIN 8580:2003-09, September 2009: Fertigungsverfahren

[2] Bilz, Martin: MARKT- UND TRENDANALYSE IN DER INDUSTRIELLEN TEILEREINIGUNG 2012, Studie - Fraunhofer-Allianz Reinigungstechnik, c/o Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK, Berlin